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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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überwacht. Bisher hat er stets ausgezeichnet funktioniert. Allerdings ist dieser Abschlußtest das längste Experiment, das bisher mit ihm durchgeführt wurde. Aber ich kann dich beruhigen, er wird uns keinen Ärger machen.«
    »Vielleicht ist es unser Fehler, daß wir dauernd von ›ihm‹ reden. Diese Personifizierung läßt mich gefühlsmäßig an einen Menschen denken.«
    Groningen lachte. Er fand Kira sympathisch in ihrer Unbefangenheit, und es störte ihn nicht, daß sie weitere Fragen stellte. Es war doch gut, daß sie diese junge Frau an Bord hatten, obwohl er ziemlich unangenehm berührt gewesen war, als man ihnen kurz vor dem Abflug eröffnete, daß eine Journalistin sie begleiten würde. Er liebte weder Interviews noch Publizität, aber Kira Berg, das war doch etwas anderes. Anscheinend hatte sie sich sehr gut vorbereitet, ihre gezielten Fragen bewiesen das, und dann versprach ihre Anwesenheit eine Abwechslung während der langen Tage der Beobachtung.
    »Dann ist das also nicht der erste Hirninhalt, den er eingespeist bekommt?« fragte sie weiter.
    Er schüttelte ernsthaft den Kopf. »Nein, er bekommt für jede spezielle Aufgabe einen speziellen Hirninhalt. Und zwar immer von demjenigen Menschen, der auf dem entsprechenden Gebiet die größten Erfahrungen besitzt. Er ist immer auf dem neuesten Stand, wenn du das meinst.«
    »Und diese verschiedenen Hirninhalte ergeben kein heilloses Durcheinander, weil sie vor der Erteilung einer neuen Aufgabe immer wieder gelöscht werden. Ist das richtig?«
    »Fast richtig! Das Primärhirn, also das für die Lösung der Aufgabe wichtige Hirn, wird nach Erfüllung des Programms mit Hilfe von Magnetschocks entladen. Lediglich der Inhalt des Sekundärhirns, des Motorikhirns, bleibt unangetastet. Es liegt an einer ganz anderen Stelle seines Körpers. Wir haben hier eigentlich besser gearbeitet als die Natur, weißt du? Bei einem Lebewesen vermischen sich die Hirninhalte, und dann entstehen ungesteuerte Verhaltensweisen, Reflexe und Manien. Das ist bei diesem Robot kaum möglich, da sich beide Hirne nicht gegenseitig ergänzen, sondern völlig getrennte Aufgabenbereiche zu erfüllen haben.«
    Jetzt lächelte auch Kira.
    »Sieht aus, als hättet ihr an alles gedacht«, sagte sie. Dann blickte sie ihn von der Seite an. »Ich muß wohl beruhigt sein.«
    Groningen blickte auf die Uhr und dann auf die langsam hinter einem kleinen Fenster der zentralen Rechenanlage vorbeilaufende Ziffernfolge des Steuerbandes. Die Zeit der Aufschaltung näherte sich. Schließlich wies er mit dem Kinn zur Rufanlage. »Das beste wird sein, du sagst Valeri Bescheid. Er soll die Aufschaltung durchführen. Jan Bersarow ist sein bester Freund.«
    Kira streckte sich noch einmal lang im Sessel aus, ehe sie sich erhob. Es berührte sie eigenartig, wenn sie die beiden Wissenschaftler von Jan Bersarow sprechen hörte. Jan Bersarow war der Kosmonaut, der als erster den Saturn umrundet hatte, seine Erfahrungen sollten in das Haupthirn der vor ihnen fliegenden Versuchsrakete eingespielt werden. »Aufgeschaltet« nannten es die beiden. Bisher hatte sie immer das Gefühl gehabt, ein Mensch, dessen Hirninhaltes man habhaft werden wollte, müsse tot sein, aber sie hatte sich überzeugen können, daß Bersarow sehr lebendig war, als sie von Moskau abflogen. Im Vorbeigehen überprüfte sie das Funkpult, auf dem alle Lampen erloschen waren, und rief Valeri Kopajew in die Zentrale.
    Kopajew war ein Bär von Statur, und sein Körperbau stand keineswegs im Widerspruch zu seinem Charakter. Als Peer Groningen ihm mitteilte, daß er dazu ausersehen sei, das Hirn der Versuchsrakete aufzuschalten, lachte er dröhnend wie über einen guten Witz.
    Dann wurde er plötzlich ernst, sein mächtiger Körper spannte sich, er hob mit einer abgezirkelten Bewegung den Arm und blickte auf die kleine Uhr, dann auf das Fensterchen des Rechners, und drückte ohne Zögern die Taste nieder, die sofort zu blinken begann. Sie blinkte in einem häßlichen, aufdringlichen Rot, das nicht zu übersehen war.
    Eine Minute später registrierte Kira Berg die ersten Schaltgeräusche. Sekunden später meldete die Optik ein mehrmaliges Aufblitzen weit vor ihnen. Kira versuchte das Objekt anzumessen und stellte fest, daß die erste Kurskorrektur exakt erfolgt war. Über ihrer Schulter spürte sie den Atem Kopajews.
    »Na bitte!« rief er dröhnend. »Der alte Jan! Funktioniert er nicht ausgezeichnet?«
    Kira verzog den Mund. Diese Art von Humor sagte ihr

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