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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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gekommen bin, Kelt?« fragte er mich, als der Coleopter längst seine Reiseflughöhe erreicht hatte und die anfänglich erregten Gespräche um uns herum zu verstummen begannen.
    Ich schüttelte den Kopf. Doch ich wußte, daß sein Vater etwas mit der Raumfahrt zu tun gehabt hatte und bei einem Experiment ums Leben gekommen war. Aber ich war mir selbstverständlich nicht sicher, daß hier die Gründe für das Engagement des Sohnes zu suchen waren. Jedoch schon seine nächsten Worte bestätigten meine bisher noch vage Vermutung. »Hast du je den Namen Peer Groningen gehört?«
    Ich nickte. Dieser Peer Groningen war sein Vater. Olaf blickte aus dem Fenster. Er konnte unmöglich etwas erkennen, der Boden lag unter einer dicken Wolkendecke, die von oben wie Watte aussah. Vielleicht wollte er nur vermeiden, daß ich die innere Bewegung, die ihn ergriffen hatte, bemerkte.
    »Vor sechs Jahren nahm mein Vater an einem Experiment teil, in dessen Verlauf die gesamte Expeditionsgruppe verschwand. Das war einer der Gründe, die den Ausschlag gaben, daß ich mich für die experimentelle Raumfahrt entschied.«
    Es war schwer für mich, auf seine Worte eine Erwiderung zu finden.
    Aber schließlich war es einige Jahre her, daß sein Vater umgekommen war. Olaf hätte längst darüber hinweg sein müssen.
    »Es wird immer Verluste bei der Raumfahrt geben«, sagte ich. »Jedes Experiment birgt ein Risiko in sich. Das All läßt nicht mit sich spaßen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bin überzeugt, daß mein Vater nicht versucht hat, mit dem Kosmos zu spaßen«, murmelte er, doch ich hörte aus seinen Worten keinen Vorwurf über meine gedankenlose Feststellung heraus. »Das wollte ich damit nicht sagen, Olaf.«
    Er winkte ab. »Schon gut, ich weiß es.«
    Ich versuchte in meinem Gedächtnis zu kramen, Fakten über die damaligen Vorfälle in meine Erinnerung zu rufen, aber so paradox es klingen mag, das Experiment lag noch nicht so weit zurück, als daß ich umfassend informiert sein konnte. Mein Arbeitsgebiet waren die Experimente, die mehr als zehn Jahre zurücklagen. Aber ich wußte, daß Olaf selbst bald zum Kern der Sache kommen würde, und schwieg. Es dauerte jedoch noch eine geraume Zeit, ehe er sich entschloß, über das, was ihn bewegte, zu sprechen, und als er es dann tat, sprach er so leise, daß es mir Mühe machte, ihn zu verstehen. »Es waren zwei Raketen, die das Experiment gemeinsam ausführten. Eine unbemannte, das eigentliche Versuchsobjekt, und die Erprobungsmannschaft, die mein Vater leitete. Die Testrakete, ein an sich altbekanntes Modell, wurde von einem auf Gitterkristallbasis arbeitenden Hirn gesteuert, dem ein bestimmtes Programm eingegeben worden war und dem im Augenblick des Verlassens der Erdumlaufbahn der sachliche Inhalt, also das Engramm, eines Astronautenhirns aufgeschaltet wurde. Die ersten Operationen verliefen völlig problemlos. Die Begleitmannschaft hielt sich in einer Entfernung von 0,2 AE. Dann jedoch, kurz nach Verlassen der Erdbahn – das Ziel war die Erforschung des saturnnahen Raumes –, brachen die Sendungen des Testobjektes ab. Aber noch schien keine Gefahr zu bestehen, denn die Mannschaft der Beobachtungsrakete meldete sich regelmäßig. Sie hatte die Aufgabe, den Robot bis in die Nähe des Saturns zu begleiten, ihm den Auftrag zur Erforschung des Orbits zu erteilen und zurückzukehren. Die Forschungszeit des Robots sollte auf rund ein Jahr festgelegt werden. Aber es kam alles ganz anders. Mehrmals baten die Wissenschaftler um die Erlaubnis, das Experiment abbrechen zu dürfen, aber seltsamerweise immer aus so unbefriedigenden und nebensächlichen Gründen, daß die Raumbehörde ihren Vorschlägen nicht folgen konnte. In der Nähe des Saturns brachen dann auch die Sendungen der Beobachter ab und blieben seither aus. Als die bemannte Rakete zwei Jahre, die unbemannte ein Jahr lang überfällig war, erklärte man das Experiment für gescheitert und strich die Kosmonauten, unter ihnen meinen Vater, aus der Liste der Lebenden.«
    Er schwieg, und auch ich hing meinen Gedanken nach. »Und der ungeklärte Tod deines Vaters ist der eigentliche Grund, warum du dich der Raumfahrt zugewandt hast?« fragte ich.
    Olaf nickte. »Ja«, sagte er, »das ist der Grund. Ich kann diese meist gedankenlos hingesprochene Floskel vom Risiko, das jedes kosmische Experiment in sich berge, nicht akzeptieren. Wenn ich schon meinem Vater nicht mehr helfen konnte, so will ich doch wenigstens dazu beitragen, daß

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