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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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deformierten Wandung unter dem Einfluß der Bremskräfte zerquetscht worden. Es war ein grauenhafter Anblick.
    Obwohl sich Peer Groningen sagte, daß auch seine Überlebenschancen gleich Null waren, obwohl er sich immer wieder vorhielt, daß alles, was er unternahm, sinnlos sei, er begann mit den wichtigsten Arbeiten sofort.
    Er schaltete die Außenkameras ein, nahm das Orientierungsbesteck und ermittelte, daß die Rettungskugel langsam in Richtung Saturn fiel und die Cassinische Teilung fast völlig durchquert hatte. Nachdem er seine Bahn mehrere Stunden lang beobachtet hatte, wußte er, die Kapsel würde eine elliptische Bahn um den Saturn beschreiben und in ihrer nächsten Umkreisung wahrscheinlich am inneren Ring zerschellen.
    Merkwürdigerweise schien ihn die Kenntnis dessen, was ihn erwartete, zu beruhigen. Er arbeitete in den nächsten Stunden konzentrierter und ließ sich auch durch den Anblick der zwei Toten nicht mehr in dem Maße stören, wie es zuvor der Fall gewesen war. Er barg sämtliche Aufzeichnungsbänder und Kopien und setzte sich dann an das kleine Funkpult.
    Bereits beim ersten Durchgehen der Wellenbereiche fing er einen Sender ein, der einen automatischen Rufkode abstrahlte. Genaue Messungen ergaben, daß die Quelle der Funkzeichen in seiner unmittelbaren Nähe am inneren Ring zu suchen war. Noch ehe er sich über die Quelle selbst im klaren war, versuchte er sich mit den winzigen Triebwerken der Kapsel näher heranzumanövrieren.
    Nach Tagen hatte er einen der mächtigen Steinbrocken des Ringes vor sich, der die Zeichen aussendete, deren Ursprung er nach Wellenlänge und Kodierung dem verfolgten Robot zuschreiben mußte. Es war anzunehmen, daß der Robot durch die Antimaterieladung zwar nicht zerstört, aber doch erheblich beschädigt worden war und an den treibenden Felsen angelegt hatte.
    Für Groningen erwuchs hier eine neue Aufgabe. Er mußte den Robot erreichen und ihn entweder umprogrammieren oder vernichten. Und es war gut, daß er eine Aufgabe hatte.
    Zwei Tage später verstaute er alle erreichbaren eisernen Rationen und verließ die Rettungskugel. Er atmete auf, als er einen letzten Blick auf die beiden verstümmelten Körper warf, die durch das diffuse Licht des Ringes matt beleuchtet wurden. Es war, als schließe er eine Gruft, als er die Schleusentür hinter sich in den Verriegelungsmechanismus drückte. Dann flog er hinüber zu dem Robot, von dem er nicht wußte, ob er Tod oder Rettung in sich barg.
     
    Peer Groningen blieb am Leben. Wir alle waren erschüttert, als wir aus den geretteten Aufzeichnungen seine Identität erfuhren. Am wenigsten begriff es wohl sein eigener Sohn Olaf, der den Vater ganz anders im Gedächtnis hatte: groß und massig, ein wenig weich und etwas zu schwerfällig. Und nun sollte es dieser kleine, alte Mann sein, dessen schmales Gesicht von unzähligen Falten durchzogen war?
    Als ich Canberra verließ, stand Olaf am Bett seines Vaters und hielt dessen Hand in der seinen. Man konnte ihm die Gedanken von der Stirn ablesen. Er war stolz auf diesen alten Mann, dessen Rücken sich in den Jahren der Schwerelosigkeit auf dem Rückflug zur Erde gekrümmt hatte, stolz auf den Mann, der es gewagt hatte, einen außer Kontrolle geratenen Roboter zu bezwingen.
    Auf dem Kosmodrom von Canberra stand sie, die Maschine, die versucht hatte, aus dem Programm auszubrechen, das ihr Menschen gegeben hatten, still und dunkel und steil in den Himmel ragend.
    Techniker waren dabei, ihre Speicher zu demontieren, ihre Aufzeichnungsbänder zu bergen, sie abzuhorchen und zu untersuchen. Und was würden sie finden? Eine lose Leitung, in der es unzulässige Induktionen gegeben hatte? Einen Kondensator, der aus der Platine gerissen worden war? Kristalline Ganglien, in denen sich die Ströme überlagert und verstärkt hatten, bis sie die geplante Funktion nicht mehr ausführen konnten?
    Oder würden sie Spuren des verzweifelten Kampfes eines Menschen finden, der in monatelanger Arbeit die elektronische Lethargie einer Maschine überwand, um mit ihr zurückkehren zu können, der, in einer winzigen Zelle der Robotrakete schwebend, Treibstoffvorrat, Geschwindigkeit und Nahrungsmittelmenge gegeneinander abwog? »In wenigen Minuten erreichen wir den Nordsüd-Korridor in einer Höhe von zwölftausend Metern«, sagte die Stewardeß.
    Für den Herflug hatte uns das Institut eine eigene Maschine gestellt, zurück mußten wir die Linienmaschinen benutzen. Jetzt war keine Eile mehr

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