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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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gefaßt. »Geh an den Werfer!« sagte er leise. Es klang wie ein Befehl und war es wohl auch. Groningen wurde sich im Bruchteil einer Sekunde darüber klar, daß der andere das Kommando übernommen hatte. Er wußte aber auch sofort, daß er die einzige, geringe Möglichkeit einer Rettung gefunden hatte. Kopajew hatte die Absicht, die Teilung anzusteuern und bei genügender Annäherung eine Antimaterieladung abzufeuern. Durch die entstehende Lücke wollte er dann hindurchstoßen. Natürlich standen die Chancen auch hier nicht gerade günstig, aber immerhin gab es sie.
    Groningen ging nicht an den Werfer. Er unternahm einen schüchternen Versuch, seine Autorität wiederherzustellen, und befahl, die Raumanzüge anzulegen. Als er den spöttischen Gesichtsausdruck Kopajews sah, mit dem dieser die Anweisung quittierte, kam ihm das Unsinnige des Befehls selbst zum Bewußtsein. Entweder die Rakete blieb unversehrt, dann war der Anzug überflüssig, oder sie würde beschädigt, vielleicht gar vernichtet, dann könnten die Anzüge die Quälerei höchstens noch verlängern. Er hob die Schultern und gab auf. Trotzdem versuchte er wenigstens den Schein zu wahren. Er nahm seinen eigenen Anzug vom Halter, quälte sich hinein, schloß den Helm, blies den Stoff auf und trat nun doch an den Werfer. Es verdroß ihn, daß auch Kira Berg keine Anstalten machte, sich dieser einfachen Sicherheitsmaßnahme zu unterziehen.
    Vor ihnen wuchs die Teilung heran, die aus der Nähe viel breiter aussah. Fast wollte etwas wie Hoffnung aufkommen, aber Groningen unterdrückte dieses trügerische Gefühl. Seine Hände krampften sich um die Starthebel der Trägerrakete, die die Ladung vorausschicken sollte. Er hörte Kopajew zählen, und es dauerte eine Weile, ehe er begriff, daß es der Count down war.
    Bei »Null« schlug er den Hebel mit viel zuviel Kraft in das Pult. Ein Fauchen ertönte, und auf dem Bildschirm erschien ein Radarreflex, der schnell kleiner wurde. Die Ladung war unterwegs. Auf einen Impuls hin würde ein Teil der Ladung das tragende Magnetfeld, das eine Berührung der Antimaterie mit positiver Materie verhinderte, überspringen und die Trägerrakete vernichten. Die Ladung würde sich auf der eingeschlagenen Bahn weiterbewegen und alle Materie auf ihrem Weg zerstrahlen, bis die Masse des vernichteten Stoffes der ausgesandten Antimaterie adäquat sein würde. Dann würde vor ihnen ein Energieball in einer masselosen Zone glosen, und in diesen Energieball würden sie hineinstoßen.
    Sekunden nach dem Abschuß flammte die Trägerrakete vor ihnen auf und verglühte. Der Radarreflex verschwand, aber sie wußten, daß die Ladung ihren Weg mit tödlicher Sicherheit fortsetzen mußte. Trotzdem dauerte es eine Ewigkeit, bis sie die ersten Trümmer des Rings erreichte und wabernde Lohe, die immer wieder erlosch, vor ihnen aufflammte. Das erwartete Feuerwerk jedoch blieb aus. Irgend etwas war schiefgegangen.

    Es war Kopajew, der zuerst merkte, daß die Antimaterieladung gestoppt worden war. »Wir müssen ausweichen!« schrie er, sprang in den Steuersessel und schnallte sich mit fliegenden Händen an.
    Peer Groningen ließ sich in einen anderen Konturensessel sinken. Auf den Gedanken, die Klammern zu befestigen, kam er nicht. Er sah, wie Kira den Mund öffnete, aber dann wich alles Blut aus ihren Lippen.
    Kopajew arbeitete fieberhaft an den Steuerungshebeln, aber die Sicherungen ließen keine Überlastung zu. Angesichts des freien Raumes vor ihnen, erschienen seine Bemühungen grotesk. Dabei war sicher, daß ausgerechnet in diesem freien Raum die Antimaterieladung wie ein wildes Tier lauerte. Eine winzige Wolke, die bei Kontakt mit positiver Materie in einer Lohe von Annihilation zu Energie zerstrahlte.
    Die Abweichung, die Kopajew erreichte, war minimal. Schlagartig stand vor dem Bildschirm ein blendend heller Blitz, der die Trümmerfläche seitlich von ihnen auslöschte. Groningen fühlte sich gepackt, von einer Riesenfaust gegen die Trennwand der Steuerkugel geschleudert, die unter seinem auftreffenden Körper zerbarst, und kam am Fuß der gegenüberliegenden Wand zu liegen. Der aufgeblasene Anzug fing den Anprall auf. Er sah, wie die ungeschützten Körper seiner Gefährten in die Gurte gerissen wurden, wie sich ihre Gesichter grausig deformierten, die Gurte rissen. Dann schlugen sie über ihm gegen die Außenwand. Von rechts raste eine Flammenwand heran, die alles um und in ihm auslöschte. Er spürte, wie er in einen tiefen Schacht fiel,

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