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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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weichen Wellen auf die schmalen Schultern, und ihre Augen sind wach und aufmerksam.
    Die erste Transition erfolgte nicht genau auf das Black Light zu, sondern in Richtung auf den Regulus im Sternbild Leonie. Sie hofften dadurch, den Fleck zwischen sich und den helleuchtenden Pollux zu bringen. Vielleicht würde ihnen das neue Aufschlüsse über die Natur des Phänomens geben können.
    Die Annihilationsmassen waren bei dieser Transition für eine Entfernung von rund acht Lichtjahren ausgelegt worden. Als Herb das Besteck der Sonne nahm, die winzig klein und schwach glimmend im Raum hing, spürte er einen Stich im Herzen. Jetzt sah er, wie leer der schwarze Kosmos in der Umgebung ihres Heimatgebietes war. Die Menschheit wohnte wirklich in einem Randgebiet der Galaxis. Es würde nicht leicht sein, Kontakt mit anderen Intelligenzen zu bekommen. Die Entfernung zur Sonne betrug exakt acht Komma zwei Lichtjahre.
    Als er das Instrument auf das Zielgebiet richtete, war Pollux verschwunden. Es war beklemmend zu sehen, daß sich die Sternbilder nur unwesentlich verändert hatten, daß jedoch eine der markantesten Sonnen fehlte, als habe sie nie existiert. Das Phänomen lag also rund vier Lichtjahre näher als der Pollux.
    Als weit schwieriger erwies sich die Ermittlung des Durchmessers, Matoul schätzte ihn auf mindestens achtunddreißig AE, etwa auf den Durchmesser der Uranusbahn, also auf vierzigmal größer als die Entfernung der Erde zur Sonne.
    Dieser gewaltige Durchmesser schloß fast aus, daß es sich bei Black Light um einen Körper handelte. Er hätte eine derartige Masse besitzen müssen, daß seine Gravitation selbst das weit entfernte Sonnensystem beeinflußt hätte. Außerdem erschienen die Ränder des Fleckes verwaschen.
    »Es sieht aus wie ein schmaler Halo«, sagte Matoul, »als dringe an diesem Rand etwas vom Licht der dahinterliegenden Sterne hindurch.«
    »Ein Dunkelstern von derartiger Größe mit einer Atmosphäre, die das Licht streut. Unmöglich!« Herb konnte es nicht glauben. »Das hieße die Gesetze der Physik auf den Kopf stellen.«
    »Es ist die uns bekannte Physik, die auf den Kopf gestellt wird«, murmelte Matoul. »Und wer hat schon die Stirn, zu behaupten, daß sie bisher auf den Füßen stand.«
    Bei der zweiten Transition näherten sie sich dem Phänomen auf einer im dreidimensionalen Sinn geraden Linie um weitere zehn Lichtjahre. Am Ende der Transition standen die ersten erstaunlichen Ergebnisse. Black Light hatte sich verändert.
    Herb preßte die Augen an die Okulare. Der Fleck war nicht mehr schwarz wie der Sternenlose kosmische Abgrund hinter ihnen; er winkte Matoul, der die Entfernung zur Sonne maß.
    »Black Light ist rot geworden«, sagte er und schaltete auf Schirmvision um.
    Matoul schüttelte den Kopf, nachdem er lange auf das elektronische Bild gestarrt hatte. »Es ist im wahrsten Sinne ein Phänomen. Jetzt scheint es dunkelrot zu glühen und an den Rändern heller und heller zu werden.«
    »Und dort ist auch Pollux!« rief Ruuth aufgeregt. »Pollux ist wieder da!«
    »Das war zu erwarten«, brummelte Herb nachsichtig. »Pollux liegt von hier aus gesehen nicht mehr hinter dem Phänomen.«
    Ruuth senkte den Kopf. Wahrscheinlich verdroß es sie, daß sie vor Freude über das Wiedererscheinen des Pollux ohne Nachdenken gesprochen hatte, und Herb sagte sich, daß er besser hätte schweigen sollen.

    Sie rätselten lange über die Gründe für die erstaunliche Veränderung, aber sie kamen zu keinem Ergebnis. Schließlich präzisierten sie ihre Messungen und bereiteten die dritte und letzte Transition vor. Der derzeitige Abstand betrug noch zwölf Lichtjahre, und sie entschlossen sich, die bipolaren Massen auf einen Sprung über elf Lichtjahre auszulegen. Der Rest würde sich dann in kleinen Subsprüngen schnell und ohne Komplikationen bewerkstelligen lassen.
     
    Auch nach dieser Transition erlebten sie eine Überraschung. Und sie erwies sich als weit unangenehmer als die Veränderung des Phänomens, die sie nach der zweiten ermittelt hatten.
    Der Abstand betrug nicht mehr ein Lichtjahr, wie sie es vorgesehen hatten, sondern nur noch wenige Lichttage. Herb war zutiefst beunruhigt, als er es feststellte. Er ließ sich keine Zeit, das vor ihnen schwelende Black Light, das sich bestürzend verändert hatte, in näheren Augenschein zu nehmen, sondern überprüfte sofort die Einstellung der bipolaren Massen.
    Matoul schüttelte den Kopf. »Uns ist kein Fehler unterlaufen, Herb«, sagte er

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