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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Ausbildung des Heranwachsenden ein, normal, planmäßig, wieder, ohne den Lebensstil entscheidend zu beeinflussen. Danach nahm er seine Tätigkeit als Versuchsingenieur auf, eine Arbeit, die ihn ausfüllte und ihm die Befriedigung gab, deren ein schöpferisch tätiger Mensch nun mal bedurfte, jedoch keine Sache, die ihn innerlich erregte. Er hatte Erfolg in seiner Arbeit, wurde mehrfach ausgezeichnet, aber auch das war nicht geeignet, ihn zu beeindrucken oder mehr in ihm aufkommen zu lassen als ruhige Ausgeglichenheit oder zufriedene Freude. Daran änderte auch die Tatsache nichts, daß ihn seine Tätigkeit immer häufiger in andere Wohn- und Produktionsgemeinschaften führte. Er blieb der Wissenschaftler, der sich von Millionen anderen weder unterschied noch abhob.
    Um so befremdlicher, daß ausgerechnet er ausgewählt worden war. Ausgerechnet in seinem Leben sollte sich nun eine entscheidende und kaum rückgängig zu machende Wandlung vollziehen. Es war nicht leicht zu begreifen. Dabei klang das Ganze nicht wie ein Vorschlag, den man guten Gewissens ablehnen konnte.
    »Wieso hat man eigentlich mich…?« Er stockte, als der Uniformierte hinter dem Schreibtisch die Brauen erstaunt in die Höhe zog. Das schmale Gesicht zeigte eine Spur von Verwunderung.
    »Sie scheinen am geeignetsten zu sein«, sagte er, und seine Mundwinkel zeigten Ablehnung. »Im übrigen hat nicht irgend jemand Sie ausgewählt, sondern unser Zentralrechner.«
    Irgendwo ganz innen fühlte sich Herb geschmeichelt, aber reichte das aus, um das sorgenfreie Leben eines Testingenieurs gegen das erregende und gefährliche Dasein eines Kosmonauten einzutauschen?
    »Es dürfte eine große Zahl von Wissenschaftlern geben, die weit größere Spezialkenntnisse besitzen als ich.«
    Der Mann hob die Schultern. »Mag sein! Aber im vorliegenden Fall kommt es nicht so sehr auf das Spezialwissen an, sondern auf ein breites Spektrum ingenieurtechnischer Kenntnisse und Erfahrungen. Und die scheint unser Rechner bei Ihnen zu vermuten.«
    Der Uniformierte machte kein Hehl aus seiner Meinung über die Wahl des Rechners, und Herb begriff, daß das mit seiner schüchternen Ablehnung zusammenhängen mußte.
    »Das verstehe ich nicht ganz«, sagte er.
    Die Brauen rückten ein Stück höher. Sie deuteten an, daß der Mann mit dem silberfarbenen Anzug die Fragerei über kurz oder lang satt haben würde, aber noch bequemte er sich zu einer Antwort: »Kein Mensch kann zur Zeit voraussagen, welche Kenntnisse die Mannschaft haben muß, die wir auszuwählen haben. Es handelt sich um nicht weniger als um die Aufklärung eines kosmischen Phänomens. Sie sollten sich eigentlich glücklich schätzen!«
    Herb schätzte sich nicht glücklich, aber er sagte zu. Natürlich hätte er ablehnen können, aber da war irgend etwas, das ihn interessierte. Es mochte wohl auch sein, daß es die Freude darüber war, als einer unter Millionen Ingenieuren bevorzugt zu werden, seiner Kenntnisse und Erfahrungen wegen.
    So war er zu der Expedition gekommen. Und vielleicht war es Ruuth ähnlich ergangen. Sie hatten nie darüber gesprochen.
    Wenige Tage nach dem denkwürdigen Gespräch in Budapest sahen sie sich wieder. Unzählige Male hatte er sich ausgemalt, wie er sich verhalten würde, wenn sie sich jemals wieder gegenüberstehen sollten.
    Kalt und ernst wollte er sein, einen älteren und gesetzteren Eindruck auf sie machen, vielleicht auch würde er ihr gegenübertreten wie ein Fremder.
    Aber als er sie sah, war alles, was er sich vorgenommen hatte, vergessen. Auf dem Flughafen stand sie plötzlich vor ihm und lächelte. Sie hatte sich überhaupt nicht verändert, hatte dieselben etwas vollen Lippen, dieselben dunklen Augen und dasselbe kurze Haar. Ihr Lächeln verscheuchte seine gespielte Kälte und seinen Ernst in einem einzigen Augenblick. Und trotzdem dauerte es Tage, ehe er ein zweites Mal entdeckte, daß sie schön war.
    Manchmal vergleicht er sie mit dem Stern, den sie umkreisen. Sie haben tatsächlich Gemeinsamkeiten. Bei beiden dauert es seine Zeit, ehe man die Feinheiten erkennt.
    Damals, bei seinem zweiten Besuch in Budapest, erfuhren sie erstmals, wie ungewöhnlich der Forschungsauftrag war, den man ihnen übertragen hatte.
    Sie waren gemeinsam zur Raumfahrtbehörde gegangen, durch eine bunte Stadt, deren Leben an ihnen vorbeifloß, ohne sie zu berühren, als hätten sie die Erde bereits verlassen.
    Im selben Zimmer, in dem Herb damals dem Uniformierten gegenüber gesessen hatte, lernten

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