Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
wollte Fritz dahin begleiten, sich beteiligen. (Die Kleine hatte Hofmock nach seinen Freunden gefragt.) Allgemein sah man auch dies als Sackgasse an, und nicht einmal erwärmt von unterirdischer Brandigkeit und unmöglichen Möglichkeiten. Für Zdenko waren solche allerdings erloschen.
    Vielleicht eben drum und aus seiner weit höheren Sicherheit machte er dann doch eine Ausnahme und wich vom Verhalten der Clubkameraden ab. So kam’s zu einem Spaziergange in Hütteldorf. Vorher wurden 2 Pipsis aus der Harbach-Villa in Hacking abgeholt, denn um diese Jahreszeit wohnte die Familie schon dort draußen und nicht mehr in der Reichsrathstraße. Fritz und Zdenko gingen durch den Park über einen breiten, gekiesten Weg steil hinauf, das Haus lag hoch. Der junge Herr von Chlamtatsch fragte sich dabei ganz erstaunt, was er hier eigentlich zu suchen habe. ,Gesellschaftliche Anlässe‘ gewiß nicht, um welche es aber dem Fritz Hofmock geradewegs und frühe ging; das hatte er eben vorhin, noch während der Fahrt mit der rauchigen Stadtbahn, durchblicken lassen. So sehr also bewegte sich jener im Blickstrahle der Väter und Sektionschefs, in der Verlängerung dieses Blickstrahles, auf eine Industriellen-Familie zu.
    Der Zug hatte auch in der Station Unter St. Veit gehalten, der oberen Auhofstraße nahe.
    Das Staunen verlieh jetzt dem Zdenko Distanz, als blicke er durch ein umgekehrtes Opernglas. Hier in der Nähe war es ja gewesen, zweifellos und wirklich gewesen. Er hatte auf den Klingelknopf gedrückt, und der Berg Sesam war sofort und lautlos geöffnet worden, mit zurückweichendem olivgrünem Türflügel.
    Die Mädchen kamen in die Halle herab, deren Weiträumigkeit dem Hause einen herrschaftlichen Akzent gab, das ansonst einen der gewöhnlichen Angst-Träume jener Zeit darstellte, muschlig, nischig und erkerig, grell weiß gestrichen, ein Gebilde wie aus Schlagobers.
    An dem nun folgenden Ausfluge in’s Haltertal hinüber scheint uns ein einziger Umstand bemerkenswert: daß nämlich Zdenko die beiden Mädchen ständig verwechselte, was so weit ging, daß es dem Fritz Hofmock unangenehm zu werden anfing. Aber Zdenko vermochte sich offenbar gegen diese Fehlleistungen nicht zu helfen. Die Linke erzählte ihm was, und kurz danach redete er zu der Rechten so, als wäre sie es gewesen, die eben vom Ponyreiten gesprochen hatte. Daß Zdenko die Namen nicht auseinander hielt, war das wenigste. Diese Harbach-Schwesterchen aber sahen einander garnicht so sehr ähnlich, etwa über das Maß einer normalen Familien-Ähnlichkeit hinaus; ganz abgesehen davon, daß Pipsi kleiner war als die ältere. Auf den jungen Herrn von Chlamtatsch aber schienen sie ja wie Zwillinge zu wirken!
    Bei alledem war man heiter und begab sich dann von der breiten Straße weg auf Wege im Laubwalde und in der Fülle des Grüns. Der Kuckuck rief, und wenn die Mädchen sprachen und lachten, dann hätten sie es für Zdenko ebensowohl von den Ästen herab tun können, als Vögel dort oben sitzend. Er nahm den Wohllaut tief in sich auf von den Stimmchen, die unter den hohen Laubwölbungen hallten.
    D ieser Pipsi-Ausflug, dessen sich Zdenko später immer in ähnlicher Weise entsann wie der warmen Milch, die man dabei auf der ,Knödelhütte‘ getrunken hatte, zog weiterhin die beiden Geschöpfe wieder in den Garten der Villa Clayton. Die Gelegenheit dazu hatte Hofmock geschickt ergriffen, nämliche eine Äußerung Roberts, daß sie doch auch junge Damen zum Tennis mitbringen sollten.
    Seltsame Folie des neuen Paares! Monica fand jetzt sogar einen Reiz in der Dummheit der Harbach-Pipsis, wenn diese sich, umschlossen von der Intelligenz, die unter den Jungen herrschte, milchig-unschuldig darbot. Sie genoß es, daß Clay-ton gerade solche Gesellschaft haben wollte. Sie lag auf der Terrasse im Strecksessel und trank dunklen Tee. Das Spiel begann auf dem Platze. Robert, weiß gekleidet wie die anderen – auch er sollte diesmal spielen – kletterte von dem Gestell aus geteerten Balken, darauf die Schiedsrichterbank stand, herab und kam zu ihr. Sie ging in diesen Frühsommer hinein, als träte sie durch eine duftende Wand.
    Auch Old-Pēpi wurde herbeigezogen, und saß neben Monica auf der Terrasse in der Sonne des späten Nachmittages. Ihm eignete Zauberei jenseits des vernünftig Faßbaren. Monica vermeinte das zu wissen. Welche Situation immer aus ihren Geschäften sie ihm darlegte: es genügte, daß sie unter seine Augen kam, in sein offenes Gehör trat, und sie

Weitere Kostenlose Bücher