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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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beherrschte das Englische fast so gut wie die Claytons das Deutsche. Ob sie denn drüben gewesen sei? fragte Donald. „Ja, in Birmingham. Ich habe dort zwei Jahre praktiziert, in einer Fabrik für Schreibfedern, Brandauer & Co. Die Firma Brandauer gibt es auch in Wien. Das sind auch nach oben endlose Menschen wie zum Beispiel Sie oder die Harbach-Töchter.“ „Die kennen Sie auch?“ „Ja, ich war gestern dort.“
    Hietzing machte Donald weiterhin während der Fahrt den Eindruck, als bestehe es zum großen Teil aus dunklen gedehnten Parkflächen. Auch diese Gegend war ihm fast gänzlich fremd. Ein bemerkenswerter und, wie man wohl sagen muß, gesunder Instinkt gebot Donald jetzt zu schweigen. Es war etwas geschehen, das wußte er mit Sicherheit, und zwar wie außerhalb von ihm (so lebhaft bildete er schon die befremdliche innere Lage in ein Tatsächliches um) und er wollte sehen, was das sei. Sofort, das fühlte er, gab ihm sein Schweigen das Übergewicht und verschaffte ihm leicht die Führung (welche bei Monica’s Lebhaftigkeit sonst nicht leicht zu gewinnen war), allein dadurch, daß er sich des flüchtigen und minderen Gepräges kleiner Gesprächsmünze jetzt ganz einfach enthielt. Er wollte auch fest dabei bleiben. Sie aber konnte dem nicht gewachsen sein, und mußte jenen Fehler begehen, der für sie und innerhalb ihrer Maß – und Gitterstäbe garkeiner war. Sie äußerte sich also, kleinweis und zersplittert, und wie sich eben alle zu äußern pflegen, und warf ihre Münzen allmählich immer lebhafter, ja mit vollen Händen gegen eine Wand, die doch, trotz Donald’s erstmals in solcher Weise wie jetzt bedenklicher Lage, praktisch und nach außen eine fugenlose blieb.. Wir aber dürfen hier zum ersten Male feststellen, was uns vordem nur ahnte (als er bei dem Streit zwischen Mrs. Cheef und Kate in Brindley-Hall aus seinem Zimmer auf den Gang getreten war), daß unserem Donald eine kalte Natur eignete, oder mindestens die Möglichkeit dazu.
    So ging’s nach Döbling. Ihre Eltern, sagte sie, wollten in ein paar Tagen eine kleine zwanglose Gesellschaft geben, um ihre Rückkehr nach Wien zu feiern „nur Freunde und Freundinnen von mir, und Sie kommen doch auch, Mister Clayton?“ Als sie ihm die Wohnungsadresse, Tag und Stunde sagte, ließ Donald erstaunlicherweise den Wagen halten, der Chauffeur mußte das Licht einschalten, und er nahm seinen Notizkalender hervor und trug das ein.
    Als er allein nach Hause fuhr, von Döbling bis in den Prater die Stadt durchquerend, gähnte neben ihm, wo Monica früher gesessen hatte, ein kaltes leeres Loch.
    In den nächsten Tagen war es die Einhaltung des Liefertermines für die von Gollwitzer & Putnik bestellten vierzehn Maschinen-Sätze, was Donald vordringlich beschäftigte. Jene Termine mußten unbedingt gesichert, mit Reserve-Zeiten berechnet und möglichst überhaupt unterschritten werden. Doch half hier das Lager sehr, oder eigentlich: die Bukarester hatten in’s Schwarze getroffen und verlangten gerade das, wovon zum Teil schon ausreichende Bestände vorhanden waren. Chwostik und Donald halfen wacker zusammen. Vater Robert lachte und ließ die Pfeife grad herabhängen. Um Angelegenheiten, deren sich Chwostik und Donald einmal bemächtigt hatten, kümmerte er sich seit längerem schon überhaupt nicht mehr. Jene beiden aber sausten. Robert lachte, klopfte Chwostik auf den Rücken und sagte: „Old Pēpi.“ Er fühlte sich wohl hier. Er hatte wirklich Wurzeln geschlagen: jetzt, wo seine längere Abwesenheit, ja, eine gänzliche Rückkehr nach Chifflington weit eher wären möglich gewesen als früher.
    Augustus hatte man während der langen Weihnachts-Schulferien viel im Werk herumsteigen gesehen. Dabei trug er ein dickes Notizbuch. Auch wurden technologische Bücher von ihm in sein Zimmer verschleppt.
    Den Riten des M.C. entsprechend hatte auch er begonnen, morgens auf dem Gang in die Schule Umwege zu machen. Gern ließen sich Zdenko, Fritz oder Heribert in gleicher bequemer Haltung dabei antreffen. Dem letzteren erzählte Augustus von seiner kurzen Ferienpraxis über Neujahr: „Du willst also wirklich Maschinen-Ingenieur werden?“ fragte Heribert, was Augustus freilich bejahte. Sie näherten sich schon dem Gymnasium, es war ein Viertel vor acht. In den Gassen lag angeschmutzter Schnee im Rinnstein. Es war nicht kalt. Allenthalben gingen Schüler ihres Weges, auch kleine, mit der Schultasche am Rücken, denn der Lehrerbildungs-Anstalt neben dem Gymnasium

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