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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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Augustus hingegen können wir vor solchen Sachen uns ganz und gar sicher fühlen. Er blieb verschmitzt.
    Wenn Zdenko im Haustore verschwunden war, ging man jetzt zu dritt weiter. Denn um die gleiche Zeit, da Augustus begonnen hatte, auch seinerseits morgendliche Umwegigkeiten im Sinne des M.C. zu pflegen, schloß er sich auch den mittäglichen an.
    Zdenko allein aber war es, der darauf wartete – sozusagen in der geheimsten Kammer – mit Augustus gemeinsam einmal den beiden ,Engländern‘ oder einem von ihnen zu begegnen. Morgens sah man sie seit langem schon seltener. Und mittags bot nur ein kurzes Stück des Weges, das auf ihrem Kurse lag, durch eine Minute dazu Gelegenheit. Dann hieß es zum Essen gehen.
    Er würde bestimmt zu Augustus kein Wort sagen über die ,Engländer‘. Aber vielleicht war es möglich, zu beobachten, ob sie dem Dickerl irgendeinen Eindruck machten. Vielleicht würde er von sich aus etwas über sie sagen. Heribert hatte neulich von dem Gespräch mit Augustus über Ingenieure erzählt. Zdenko ging dies nach. Hier war etwas Interessantes. Er konnte es noch nicht richtig bezeichnen. Hier war eine ganz neue, eine fremde Möglichkeit. Zdenko hatte sich bisher noch nie über das Lernpensum hinaus für physikalische oder chemische Versuche interessiert, deren man ja im Physiksaal des Gymnasiums genug zu sehen bekam. Vor ihm in der Bank saß ein gewisser Frehlinger, Sohn eines Direktors chemischer Werke, ein langer, hübscher, wohlerzogener Bursch. Er war sehr gut in Mathematik und Physik und besaß daheim sogar ein richtiges kleines Laboratorium; das war von ihm erwähnt worden. Wahrscheinlich hatte Augustus recht und man konnte auch als Ingenieur ein Gentleman sein. Vielleicht eine sehr interessante Art von Gentleman. Man mußte sich das nicht unbedingt nur so vorstellen wie Heribert.
    Bald danach, in einer Zehn-Uhr-Pause, begann er ein Gespräch mit Frehlinger, der sich gleich und gern darauf einließ. Längst hatten ja die Vier vom M.C. eine Art geachteter Sonderstellung in der Klasse, wenn man ihnen auch keineswegs von allen Seiten Sympathien entgegenbrachte. Doch galten sie, obwohl sehr gute Schüler, nicht als ,Iusti‘ (Gerechte). So wurden allgemein die ,Stucker‘ (Büffler) und Streber bezeichnet. Niemand hätte sie zu diesen gerechnet. So fein unterschied der Demos.
    Frehlinger meinte, Zdenko möge doch einmal Sonntag-Nachmittags zu ihm kommen: er würde ihm verschiedenes zeigen.
    So ward’s verabredet. Der Direktor Frehlinger wohnte in der Schwaibengasse. Das ist eine Fabriksgegend mit vielen dementsprechenden Neubauten, im alten Stadt-Teil Erdberg. Auch das Haus, in welchem die Familie Frehlinger wohnte, war ein damals neues, und die Gasse dort gab es noch garnicht lange, sie bestand aus wenigen Gebäuden, etwas erhöht gelegen über dem ,Donaukanal‘, mit beträchtlicher Aussicht.
    Der Direktor Frehlinger hatte diese Wohnung wohl genommen, weil sie in der Nähe des Werks lag, das er leitete.
    Trat man in den Hausflur, so paßte der wenig in die sonstige Umgebung hier. Es gab eine verglaste Portierloge, und die Treppen waren mit roten Läufern belegt. Frehlingers bewohnten ein ganzes Stockwerk, obwohl die Familie nur drei Köpfe hatte; aber sie bedurften der Räume für ihre gesellschaftlichen Zwecke.
    Zdenko trat mit Heinrich (so hieß sein Schulkamerad) in dessen sehr geräumiges quadratisches Zimmer. Es war eine richtige Gelehrtenstube; eine hochgelegene, mit weiter Aussicht. Rechts vom breiten Fenster stand denn auch ein mächtiges schwarzes Fernrohr auf drei Beinen; aber es ragte steil empor gegen den Himmel. Daneben, auf einem blockartigen gedrungenen Tischlein glänzten mehrere Würfel und Prismen, Kristallformen, schien es, aus Glas, Holz, Metall. Links vom Fenster die ganze Ecke war hell beschlagen, nicht gekachelt, aber mit silbergrauem Wandbelag. Ein blankes Becken trat aus der Wand, mit Hähnen. Ein wuchtiger Werktisch von rohem Holz, eine Schraubenzwinge daran. An den Wänden, hier und drüben beim Fernrohr, hingen weißlackierte verglaste Schränke mit gereihten Tiegeln darin; und links vom Fenster zeigte die Wand ein kleines Schaltbrett mit schwarzen Handgriffen und Hebeln. Eine Schreibtafel war daneben angebracht, Kreide lag auf ihrem Sims.
    Der Raum war überaus hell.
    Zdenko nahm nicht alle diese Einzelheiten gleich wahr, aber später entdeckte er ihrer noch mehr (einen verglasten Kasten an der rechten Wand mit elektrischen Geräten, die schwarze Walzengestalt

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