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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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Garten der Villa Clayton an der Prinzenallee.
    M onica hatte die Affären in Wien sofort auf den Trab gebracht. Das von dem Schweizer Fachverlag gemietete Local – ein ganzes Stockwerk – lag günstig und zentral, in einem Hause am Graben. Zehn Tage nachdem die notwendigen Installationen durchgeführt, die Bureaumöbel aufgestellt, die mächtigen einlangenden Kisten ausgepackt waren, befand sich die Auslieferung für das gesamte Gebiet der Österreichisch-Ungarischen Monarchie in vollem Gange. Der Packraum allein beschäftigte fünf Personen. Man begann auch bereits hier in Wien zu drucken, bei Überreuther am Alsergrund.
    Jetzt erst konnte Monica ihrer Wohnungs-Angelegenheit eigentlich näher treten.
    Man sieht, sie stand während der ersten Zeit in Wien bis zum Hals in den Affären. Es hat ihr kein Unbehagen bereitet. Dabei waren die Dinge, mit welchen sich Ing. Monica befaßt sah, von der verschiedensten Art; so begann der Tag etwa damit, daß die Professionisten zwar alles sehr solid aber dafür total verkehrt und keineswegs der Bestellung gemäß gemacht hatten, derart, daß zwei große Akten-Regale nicht zwischen den Fenstern Platz finden konnten, weil die angegebenen Maße nicht eingehalten worden waren. Ferner montierte man in Monica’s Abwesenheit das Telephon und den kleinen Stöpselkasten zur Vermittlung im Vorzimmer bei der Kleiderablage statt im anliegenden ersten Raum. Monica kam aber noch so zurecht, daß sie diesen Unsinn verhindern konnte. Sie war vor neun Uhr morgens auf der Technischen Hochschule gewesen, um den Vertrag mit einem dortigen Professor unter Dach zu kriegen bezüglich eines Werkes über Textilchemie und die Einrichtung von Färbereien, ein Handbuch, das größten Absatz versprach. Andere Verlagswerke befanden sich hier zu Wien schon in der Drucklegung, und die Überreuther’sche Anstalt spie die sogenannten Korrekturfahnen nur so stoßweise aus, sie mußten sofort erledigt werden, damit der Satz nicht stehe. Monica hatte einen einzigen Helfer aus der Schweiz mitgebracht, seines Zeichens ein Buchhändler und Verlagsfachmann, jedoch kein Techniker. Die anderen Mitarbeiter waren hier in Wien aufgenommen worden, Monica kannte die Leute noch kaum. Sie mußte die Korrekturen größtenteils selber lesen. Das geschah bei Nacht. Einmal morgens verschlafen und nach sechs Uhr erst aufstehen, ein einziges Mal nachmittags müde sein und irgendwohin zu spät kommen: es brachte einen ganzen Tag mit seinem Stundenplan zum Wanken, ja fast zum Einsturz.
    Dennoch fand sie freilich Zeit für Donald. Das ist bei einer Verliebten nicht zu verwundern. Staunenswürdig jedoch bleibt es, daß sie stets lebhaft sich nach Donald’s Arbeit, nach seinen Beschäftigungen und Sorgen erkundigte, ohne daß jemals in bezug auf eigene Dinge mehr als ein beiläufig erwähnendes Wort über ihre Lippen drang. Er fragte sie auch nicht danach. Er sagte auch nichts von dem, was seinen Tag ausfüllte. Nur zufällig und nebenbei hatte er einmal die große Lieferung nach Bukarest erwähnt. Sie erkundigte sich seitdem stets lebhaft nach diesen Sachen, nach deren Stand und Fortgang. Sie drang in’s Einzelne. Seine Bemerkungen waren knapp. Sie kamen fast lustlos heraus. Donald hielt die Pfeife in der Hand, sah Monica an und lächelte. Er sah sie immerfort an. Das war eigentlich alles.
    I m Hause des Herrn von Chlamtatsch wurde um ein Uhr und fünfzehn Minuten gegessen, und daß Zdenko’s Vater bei so ernstem Anlasse keine Verspätungen duldete, haben wir noch in Erinnerung. Man begleitete also nach Schluß des Unterrichtes um ein Uhr erst den Zdenko nachhause, dessen Umwegigkeiten somit auf den Morgen beschränkt blieben, zu wel-cher Zeit er sie denn auch mit aller Gravität und alltäglich übte. Vielleicht ist jedoch Gravität nicht ganz der richtige Ausdruck für diese seltsame Art des Dandysmus. Die Franzosen würden das ,impassibilité‘ nennen, und in der Tat hat es im vorigen Jahrhundert zu Paris eine ganze Dichterschule gegeben, die sich unter diesem Worte zusammenfand, eine Art Stoa der Lyrik.
    Mit solcher war übrigens das Leben der Gymnasiasten allenthalben erfüllt und von ihr durchdrungen, sie schwebte darin als feinste Emulsion, die jedoch nirgends zusammen rann und Knödel bildete: das wär’s nämlich gewesen, hätte jemand von den jungen Leuten wirklich ein Gedicht gemacht. Im M.C. indiskutabel. Am meisten neigte Zdenko dazu, jedoch ohne sich das einzugestehen und ohne jegliche Manifestation. Beim Dickerl

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