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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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sie an. „Aber ... warum? Sagtest du nicht, dass er deine große Liebe war?“
    „Wir hatten es nicht immer leicht miteinander, und vieles habe ich erst verstanden, als es fast zu spät war. Zum Beispiel, wie sehr er darunter litt, dass er mir kein sorgenfreies, angenehmes Leben bieten konnte. Als es mit der Landwirtschaft bergab ging, suchte er lange nach einer Arbeit. Dann erzählte er mir, er habe eine Anstellung als Gärtner bei der Stadt Darmstadt bekommen. Er verließ früh das Haus, war nachmittags zeitig zurück, und am Gehalt gab es nichts auszusetzen. Es ging gut, bis Jutta ihn eines Morgens vor ihrer Schule Mülltonnen leeren sah. Für mich brach eine Welt zusammen. Er hatte mich jahrelang angelogen! Ich versuchte mit ihm zu reden, ich schrie, ich tobte, ich weinte, aber er schwieg einfach nur. Dass es für ihn eine Frage der Selbstachtung war, kam mir nicht in den Sinn. Nach Uwes Geburt ging es mir gesundheitlich ziemlich schlecht, und der Arzt schickte mich für einen Monat zur Kur. Am vorletzten Tag passierte es. Er war Assistenzarzt und hieß Roland. Ich redete mir ein, dass es meiner Ehe guttun würde. Tatsächlich plagten mich hinterher schlimmste Gewissensbisse, ich litt unter Schlafstörungen und konnte Ludwig monatelang nicht in die Augen sehen. Juliette hielt mich davon ab, ihm die Wahrheit zu sagen. Sie hatte recht damit.“
    Sie sah Hedi an. „Wenn du nicht fährst, wirst du dich vermutlich den Rest deines Lebens fragen, ob es richtig oder falsch war.“
    „Vermutlich, ja.“ Hedi trank ihren Kaffee aus und stand auf. „Dominique und Vivienne werden sich um Einiges kümmern müssen. Aber es wäre nett ...“
    „Fahr du mal nach München. Ich passe schon auf, dass deine Hühner und Karnickel nicht verhungern.“
    Hedi nahm ihre Hände und drückte sie. „Danke, Elli. Für alles.“
    Sie lächelte. „Ruf mich an, sobald du zurück bist.“
    Als Hedi heimkam, war Vivienne immer noch unterwegs. Von Dominique lag ein Zettel auf dem Esstisch.
    Bin bei Tobi. Viel Vergnügen in München. PS: Hoffentlich geht’s dir wenigstens ultraschlecht dabei!!
    Hedi zerknüllte den Zettel und warf ihn in den Müll. Von ihrer Tochter musste sie sich nun wirklich keine Vorschriften machen lassen! Sie schrieb Vivienne ein paar Zeilen. Von den Bildern erwähnte sie nichts. Nach kurzem Zögern notierte sie auch Wolfgangs Privatnummer und setzte dazu: Nur für Notfälle!
    Sie legte die Notiz auf Viviennes Nachtschränkchen, packte ihre Reisetasche, bat Uwe um einen Topf Chrysanthemen und fütterte die Tiere. Auf dem Weg zur Autobahn hielt sie am Friedhof und pflanzte die Blumen mit einem wehmütigen Lächeln auf Juliettes Grab.
    Eine Stunde später stand sie im Stau.

K APITEL 50
    W olfgang Bernsdorfs Wohnung lag im ersten Stock eines aufwendig restaurierten Altbaus in der Nähe des Viktualienmarkts im Herzen von München. „Ich dachte schon, du hast es dir doch noch anders überlegt“, sagte er, als er Hedi öffnete. Wie bei seinem letzten Besuch in der Eichmühle trug er ein Baumwollhemd und Jeans. Sein Haar war verwuschelt; eine Locke hing ihm in die Stirn.
    Hedi widerstand dem Verlangen, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. „Tut mir leid, aber mein Porsche fährt nicht schneller als hundertzehn, und selbst dazu kam er selten. München kenne ich mittlerweile auch ganz gut. Deine Wegbeschreibung war nicht sehr benutzerfreundlich.“
    Lachend bat er sie herein. Der Flur war hoch, breit und mit Marmor gefliest. „Wo hast du geparkt?“
    „Genau gegenüber, wenn’s recht ist.“
    Er half ihr aus der Jacke. „Ich frage wegen der Bilder. Ich müsste sie noch schnell in die Galerie bringen und die Begleittexte vorbereiten.“
    Hedi drückte ihm die Autoschlüssel in die Hand. „Fahr damit, wohin du willst. Ich habe für heute die Nase voll.“
    „Zuerst werde ich dein Gepäck hereinholen. Oder hast du vor, in deinen Kleidern zu schlafen?“
    „Ich dachte, ich rufe Brigitte an.“
    „Wer, bitte, ist Brigitte?“
    „Eine ehemalige Arbeitskollegin aus Offenbach. Sie zog Anfang des Jahres nach München, und ich versprach ihr, mich zu melden, wenn ich in der Stadt bin.“
    Wolfgang sah sie missbilligend an. „Willst du mich beleidigen? Ich habe zwei Gästezimmer. Du darfst dir gern eins aussuchen.“
    Sie berührte ihn am Arm. „Entschuldige.“
    Er nahm ihre Hand und küsste sie. „Du kannst schon mal ins Wohnzimmer gehen. Dritte Tür rechts. Bin gleich wieder da.“
    Den Raum hinter der dritten Tür

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