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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Informationen hinzugefügt, beispielsweise um die Biografien der Protagonisten für den Leser plastischer zu machen.
    Thoni: Es gibt in Ihrem Roman zwei große Erzählstränge: der eine behandelt die Geschichte von Hedi Winterfeldt, die mit ihrer etwas überdrehten Freundin Vivienne in eine alte Wassermühle im Odenwald zieht, der andere das berufliche Leben von Hedis Ehemann Klaus, der als Streifenpolizist mit seiner jungen Kollegin allerlei Widrigkeiten des polizeilichen Alltagslebens zu bewältigen hat. Welche der beiden Geschichten war Ihnen wichtiger zu erzählen?
    N.H.: Beide sind mir gleich wichtig. Sowohl die junge Polizistin Dagmar, mit der Klaus anfangs so seine Schwierigkeiten hat, als auch die etwas überkandidelte Künstlerin Vivienne, die ein ganz anderes Leben führt als die berufstätige Mutter und Ehefrau Hedi, sind mehr als bloße Staffage.
    Thoni: Vivienne erscheint anfangs als Frau, die ihre Wünsche ans Leben voll erfüllen konnte. Im Laufe der Geschichte wird aber deutlich, dass nicht die vom Alltag frustrierte Hedi, sondern die vorgeblich selbstbestimmte Künstlerin die eigentlich tragische Figur ist.
    N.H.: Ja. Für ihre Bilder, die, wie sie sagt, Teil ihrer Seele sind, bekommt sie keine Anerkennung, und Liebe erfährt sie bestenfalls als One-Night-Stand. Sie verleugnet nicht nur ihr Alter, sondern auch ihre Ideale. Nur Hedi, die sich – zu Recht – über sie aufregt, spürt, dass Vivienne bei allen Lügen, die sie ihr und anderen auftischt, eines zutiefst ehrlich meint: Malen ist mein Leben. Aber sie kann dieses Leben mit niemandem teilen.
    Thoni: Sie malen ja auch. Sind das Erfahrungen aus Ihrem „künstlerischen Ich“?
    N.H. (lacht): Nein. Aber die Exaltiertheit, um nicht zu sagen Blasiertheit gewisser Leute auf die Schippe zu nehmen, die meinen, einen Alleinanspruch auf die Definition wahrer Kunst zu haben, hat mir schon Spaß gemacht. Und „der Maler des Lichts“, Claude Monet, ist nicht nur Viviennes, sondern auch mein großes Vorbild. Vor allem, weil er seinen Garten mit seiner Kunst zu verbinden wusste. Das Spiel mit dem Licht lebe ich allerdings vorwiegend fotografierend aus, wobei ich, ähnlich wie Monet, meinen Garten als Motivspeicher nutze. Bei meinen Zeichnungen bevorzuge ich hingegen die Abstraktion, experimentiere aber auch mit der Wirkung von Farben. Das Faible für Farben und ihre Bedeutung in der Kunst und im Leben habe ich also mit Vivienne gemeinsam. Die von ihr zitierten Werke, insbesondere Kunst der Farbe von Johannes Itten, stehen seit vielen Jahren in meinem Bücherschrank.
    Thoni: Vivienne ist aber auch eine Figur, über deren Verdrehtheit der Leser herzlich lachen kann. Genauso wie über die Streiche des wirklich unglaublich ungezogenen Christoph-Sebastian. Gab es diesbezüglich reale Vorlagen in Ihrem Leben?
    N.H.: Christoph-Sebastian hat gleich zwei reale Entsprechungen, die meinen Mann und mich samt ihrer überforderten Eltern vor Jahren einmal ein ganzes Wochenende lang heimgesucht haben. Dass mit den bloßen Händen in die Nudelschüssel gegriffen wurde, war noch das kleinste Malheur. Wir waren so leichtsinnig, mit ihnen essen zu gehen. Das Restaurant habe ich danach nie wieder betreten. Wie Hedi im Roman haben mein Mann und ich versucht, den Blagen wenigstens innerhalb unseres Hauses Grenzen zu setzen. Das Problem waren allerdings, das muss man ehrlich sagen, weniger die Kinder, sondern die Unfähigkeit und Gleichgültigkeit ihrer Eltern.
    Einige der im Roman erzählten Anekdoten stammen aus meiner eigenen Kindheit, zum Beispiel der angriffslustige Hofhahn, der als Mittagessen endete, die Maus samt der Katze im Federbett oder der „Elfmeter“, bei dem der Schuh in die Dachrinne flog. Der Schütze war mein Vater, und mein Bruder und ich haben uns gekringelt vor Lachen. Zum Glück war das Dach unseres Hauses solider als das der Eichmühle, und wir mussten nur den Schuh wieder herunterholen. Für mich als Schriftstellerin sind solche Erlebnisse natürlich eine sprichwörtliche Steilvorlage ...
    Thoni: Ebenso wie die Erfahrungen einer Polizistin?
    N.H.: Allerdings. Irgendwann, sagte ich, schreibe ich ein Buch über all das. Bestimmt schmeißen sie mich dann raus. Das habe ich am 1. Januar 1988 in meinem Tagebuch notiert und in meinem Buch Die Startbahn veröffentlicht. Damals dachte ich, dass (m)eine Geschichte über die Polizei diese so prägende Erfahrung der „Startbahnmorde“ beinhalten müsse, die ich 1987 unmittelbar miterlebte. Ich entschloss mich

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