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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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herum. Sehr motivierend.“
    „Was treibt dein Chef?“
    „Bietet Einbrechern Tee an.“
    „Und? Gestehen sie fleißig?“
    „Ich musste schon drei Anzeigen wegen Körperverletzung aufnehmen.“
    „Von was redet ihr da eigentlich?“, fragte Dagmar.
    „Praxisorientierte Kriminaltaktik im Kommissariat 28, zuständig für Einbrüche in Gewerberäume und Wohnungen“, sagte Dieter.
    „Die Teekanne von Kriminalhauptkommissar Kunze wird demnächst ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen“, sagte Klaus. „Als das am längsten ungespülte Gefäß der Welt.“
    „Igitt!“, rief Dagmar.
    „Seine Akten erkennt man an den Eselsohren rechts oben und den Teetassenabdrücken rechts unten“, sagte Dieter.
    „Alle Kugelschreiber, die er in die Finger bekommt, beenden ihr Dasein als faserig zerkaute Wracks, die die Geschäftszimmerangestellte wöchentlich in die gelbe Tonne entsorgt“, ergänzte Klaus.
    „Bäh, wie eklig!“
    Die Tür ging auf. Kommissar Kunze kam herein. „Sind die Kollegen immer noch nicht zurück?“
    „Soweit ich weiß, nicht“, sagte Dieter.
    Kunze knallte die Tür zu. Vom Gang drang Geschrei herein. Die Tür wurde aufgerissen. Kunze schob einen hageren Mann herein; seine Hände steckten in Handschellen.
    „Ich bin unschuldig“, sagte der Festgenommene weinerlich.
    „Setzen!“, befahl Kunze.
    „Wohin denn, Herr Kommissar?“
    Dagmar stand von Stefans Stuhl auf.
    „Was soll ich jetzt mit dem machen?“, fragte Dieter.
    „Vernehmen!“
    „Und weswegen?“
    „Einbruch! Penny Markt! Vorletzte Woche!“
    „In Offenbach oder im Landkreis?“
    „Was fragen Sie mich? Der da weiß es besser!“
    „Ich bin unschuldig“, sagte der Mann.
    Kunze knallte die Tür zu. Dieter seufzte. „So geht das den ganzen Tag.“
    „Wie tröstlich“, sagte Klaus.
    Er wollte sich gerade verabschieden, als Kunze zurückkam. „Wir haben Ihre Wohnung durchsucht“, sagte er zu dem Festgenommenen.
    „Ich bin unschuldig, Herr Kommissar. Wirklich!“
    „Warum haben Sie den Revisionsschacht in Ihrem Bad mit Paketband zugeklebt?“
    Der Mann wurde blass. „Sie haben das doch nicht etwa abgemacht?“
    „Natürlich haben wir. Wir suchen Beweise!“
    „O nein!“, jammerte der Mann. „Jetzt kommen da wieder die ganzen Kakerlaken rein!“
    „Tschüss, Dieter“, sagte Klaus.
    „Dass du das Leitbild in den Schredder getan hast, finde ich nicht richtig“, sagte Dagmar, als sie wieder im Streifenwagen saßen.
    „Ich hab’s vorher gelesen. Stand allerdings nichts Neues drin. Wir sind ein Team. Aus Fehlern lernen wir.“
    „Was?“
    „Du hast es also nicht gelesen.“
    „Die Idee ist gut.“
    „Es nicht zu lesen?“
    „Du bist schrecklich!“
    „Ich weiß. Wenn du nichts dagegen hast, zeige ich dir ein paar Bonbons in unserem Dienstbezirk.“
    „Bitte?“
    „Polizeiliche Brennpunkte und empfehlenswerte Dönerbuden.“
    „Und wo setzt du die Priorität?“
    „Was glaubst du denn?“
    Dagmar lächelte. „Bei den Dönerbuden?“
    „Hat der gute Herr Kissel dich etwa vor mir gewarnt?“
    „Hätte er es tun sollen?“
    „Wahrscheinlich schon“, sagte Klaus und gab Gas.
    Als sie eine Stunde später zum Revier zurückkehrten, saß Uli im Sozialraum und las Zeitung.
    „Erfolgreich gewesen?“, fragte Klaus.
    Uli sah auf. „Die Stelle wird erst zum Januar ausgeschrieben. Bis dahin bleibe ich dir also auf jeden Fall erhalten.“
    „Mhm“, sagte Klaus. Während der Streife hatte er kein einziges Mal an Uli gedacht.

K APITEL 7
    A n einem regnerischen Novemberdienstag fand Hedi im Briefkasten außer einem Stapel Werbung und der Telefonrechnung einen Brief ihrer Schwägerin Anette.
    „Warum laden die uns zu Bernds Geburtstag schriftlich ein?“, knurrte Klaus, nachdem sie ihm den Inhalt vorgelesen hatte. „Reine Papierverschwendung.“
    „P.S. Lieber Klaus, liebe Hedwig! Die Feier findet in exklusivem Rahmen statt. Ich bitte, in angemessener Kleidung zu erscheinen.“ Hedi klappte die Karte zu und steckte sie in den Umschlag aus handgeschöpftem Büttenpapier zurück.
    Klaus holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. „Wir könnten zwei Tage vorher Grippe kriegen.“
    „Verrate mir lieber, was wir deinem Bruder zum Fünfzigsten schenken sollen.“
    Klaus blätterte in der Zeitung. „Ruf Anette an.“
    „Ich müsste mir etwas zum Anziehen kaufen.“
    „Tu das.“
    Hedi legte die Karte in die leere Obstschale auf dem Sideboard. Ihren letzten Besuch in der Winterfeldt-Villa hatte sie in schlechter

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