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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Wie eine Trophäe trug sie eine der grünen Kugeln nach Hause. Sie gab ihr einen Ehrenplatz am Küchenfenster und nahm sich vor, einige Dinge in ihrem Leben zu ändern.
    Am folgenden Tag meldete sie sich bei der Volkshochschule für einen Töpferkurs an.

K APITEL 6
    A ls Dagmar und Klaus am Freitag von der Frühstreife zurückkamen, saß Michael Stamm am Wachtisch und lachte.
    „Was ist denn los?“, fragte Dagmar.
    Michael reichte ihr einen abgerissenen Zettel über den Tresen. „Das hat eine Mitbürgerin eben hier abgegeben.“
    „Dibschdalmeldug“ , las Dagmar holprig vor. „1 Herren Maundenbeig, Werd 670 Euros, 1 Frauen Maundenbeig, 760 Euros, 2 Kihnder Fareter zu je 298,90 Euros.“ Sie gab den Zettel zurück. „Ja, und?“
    „2-türigerkleiderschrag, Antigwiteht, Wert: 3000 Euros MINDESTENS! Gesammtwerd 6000 Euros ZIRGA!“ , las Michael grinsend zu Ende.
    Klaus stellte eine Papiertüte vor ihm ab. „Den Taschenrechner haben die Einbrecher anscheinend auch mitgenommen.“
    Michael schaute in die Tüte. „Ein Beispiel konsequenter Anwendung der Eindeutschung von Fremdwörtern gemäß der Reform der Rechtschreibreform, würde ich sagen.“
    Dagmar schüttelte den Kopf. „Würdet ihr nur halb so gut türkisch oder marokkanisch sprechen wie die Dame deutsch schreibt!“
    Michael wickelte ein üppig mit Fleischkäse belegtes Brötchen aus. „Die Dame heißt Erika Meier und wurde vor fünfzig Jahren in Offenbach geboren, Kollegin.“
    Dagmar lief rot an. „Egal! Über so etwas macht man sich nicht lustig.“
    Klaus hängte die Autoschlüssel an das dafür vorgesehene Bord. „Wir sollten eine Fahndung rausgeben. Nach einem Dieb mit Rückenleiden. Wenn der die zweitürige Antiquität durch die Stadt geschleppt hat, sind die Bandscheiben hin.“
    Kauend trug Michael die Rückkehrzeit der Streife ein. „Mir wollte letzte Woche einer weismachen, dass ihm Einbrecher eine Werkbank samt Kreissäge aus einer Einzimmerwohnung im siebten Stock geklaut hätten.“
    Klaus füllte das Fahrtenbuch aus. „Das ist so verrückt, dass es schon wieder glaubwürdig ist.“ Er klappte das Buch zu. „Falls mich jemand sucht: Ich bin im Vernehmungsraum. Muss dringend was schreiben.“
    Michael zwinkerte ihm zu. „Mach nicht wieder so viele Rechtschreibfehler.“
    „Sehr witzig!“ Klaus nahm seine Kladde und ging.
    Kurz darauf kam Dienststellenleiter Kissel herein. Als er Dagmar sah, lächelte er. „Und, Frau Streibel? Gefällt es Ihnen in der Dora?“
    „Ja“, sagte Dagmar.
    „Freut mich zu hören.“ Er wandte sich an Michael. „Was war das für eine Vernehmung vorhin? Ich habe niemanden in die Dienststelle kommen sehen.“
    „Welche Vernehmung denn?“, fragte Michael verwundert.
    Klaus hatte die Hälfte seines Berichts geschrieben, als im Textfeld ein weißer Kasten auftauchte. „Irgendwann werfe ich das Ding aus dem Fenster!“
    Michael kam herein. „Wo brennt’s?“
    „Jedesmal, wenn ich an dem bescheuerten Computer arbeiten will, schalten sie ihn ab!“
    Michael deutete auf einen Stapel Laufmappen. „Du solltest die Umläufe lesen. Da steht’s drin. Und per eMail hab ich’s auch rundgeschickt.“
    „Was?“
    „Wir haben eine neue Software aufgespielt bekommen. Ich vermute, du hast die höflichen Aufforderungen zum Neustart mal wieder ignoriert? Aber du kannst dich beruhigen. Es betrifft nur den Formularschrank und die Textbausteine. Draußen wartet eine Mitbürgerin. Sie möchte Strafanzeige erstatten.“
    Klaus nahm die oberste Laufmappe und blätterte sie durch. „Das darf doch nicht wahr sein! Meine selbsterstellten Formulare sind weg? Weißt du, wie lange ich gesessen habe, um den Mist zusammenzubasteln?“
    „Du hättest das Ganze bloß in deinem Basisordner abzuspeichern brauchen. Nimmst du jetzt die Anzeige auf oder nicht?“
    Klaus hämmerte auf die Tastatur ein. Der weiße Kasten verschwand, der Bildschirm wurde dunkel. „Scheißgerät! Was ist mit Hans-Jürgen? Der könnte auch mal wieder was tun.“
    Michael zuckte mit den Schultern. „Er ist rausgefahren.“
    „Lass mich raten: drei Sekunden nach Erscheinen der Mitbürgerin da draußen, stimmt’s?“
    Hans-Jürgen war die polizeiliche Entsprechung zu Krankenschwester Belinda. Er lebte nach dem Motto: Kameradschaft ist, wenn der Kamerad schafft. Am liebsten hielt er sich im Sozialraum auf, gefolgt von der Toilette.
    „Wenn du mit der Anzeige fertig bist, komm bitte nach vorn zur Wache“, sagte Michael und ging.
    Klaus fuhr den

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