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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Hedi.
    Klaus ließ um ein Haar die Teller fallen. „Das ist nicht dein Ernst!“
    „Wenn es nicht mein Ernst wäre, hätte ich es nicht gesagt. Aber bevor ihr euch aufregt, hört ihr euch vielleicht erst einmal an, was ich vorhabe.“
    Vor lauter Schreck bemerkte niemand, dass Hedi ich statt wir gesagt hatte.
    „Juliettes größter Wunsch war es, dass ich ihr Haus im Familienbesitz halte. Sie hätte es genausogut bestimmen können, aber sie überließ mir die Entscheidung.“
    „Gott, wie selbstlos“, knurrte Dominique.
    „Und was wird mit uns?“, fragte Sascha. Er hatte sich vor zwei Tagen für den Führerschein angemeldet.
    „Das nächste Gymnasium ist nicht weit entfernt.“
    Klaus stellte die Teller scheppernd auf den Tisch zurück. „Soll das etwa heißen, du willst, dass wir da wohnen?“
    „Wofür sollte ich wohl sonst renovieren?“
    „Wie bitte?“
    „Ich werde Juliettes Geld für die Instandsetzung der Eichmühle verwenden. Das ist nicht mehr als recht und billig.“
    „Auf zum fröhlichen Schlaglochwettrennen morgens um halb sieben“, sagte Dominique.
    „Es gibt eine Haltestelle, extra für den Schulbus.“
    „Das kannst du nicht von mir verlangen“, sagte Klaus.
    „Du darfst mit dem Auto fahren.“
    „Mir ist nicht nach Scherzen zumute, Hedi!“
    „Ich lass mich doch nicht in diese gottverlassene Einöde verpflanzen!“, rief Dominique.
    „Ich hab keinen Bock, zwei Jahre vor dem Abi die Schule zu wechseln“, maulte Sascha.
    „Was soll ich in dem bescheuerten Schuppen den ganzen Tag anfangen?“, meuterte Dominique. „Keine Freunde. Keine Abwechslung. Kein kulturelles Leben!“
    „Meine Tochter und kulturelles Leben. Pass auf, dass ich mich nicht verschlucke vor Lachen.“
    „Du hast null Ahnung, Mama, echt! In dem Kaff ist nicht nur der Hund begraben, da ist alles begraben, was man nur irgendwie beerdigen kann.“
    „Hast du darüber nachgedacht, dass wir wegen unserer unterschiedlichen Schichtdienstzeiten ein zweites Auto brauchen würden?“, warf Klaus ein. „Abgesehen davon, verspüre ich nicht die geringste Lust, jeden Tag siebzig Kilometer hin und wieder zurück zu fahren, um zu meiner Dienststelle zu kommen.“
    „Erstens sind es weniger als siebzig Kilometer und zweitens höchstens vier Tage in der Woche, wenn ich deinen Schichtplan richtig im Kopf habe.“
    „Das sind genau vier zuviel.“
    „Außerhalb der Rushhour geht das doch rucki-zucki, Schatz! Jedenfalls hast du das behauptet, als du mir die zum Reihenhaus mutierte Hundehütte in Gelnhausen schmackhaft machen wolltest.“
    „Wir arbeiten in Offenbach, und wir wohnen in Offenbach.“
    „ Du arbeitest in Offenbach“, sagte Hedi.
    „Was soll das heißen?“
    „Ich habe zum ersten Juni gekündigt. Im September fange ich als Gemeindekrankenschwester in Hassbach an. Bis dahin ist die Mühle bezugsfertig.“
    Klaus musste sich setzen. „Du hast deine Stelle gekündigt, ohne mich vorher zu fragen?“
    „Stell dir vor: Es gibt tatsächlich Dinge, die ich allein entscheiden kann.“
    „Wie kannst du dich so rücksichtslos über unsere Interessen hinwegsetzen?“
    „Ihr setzt euch seit Jahrzehnten rücksichtslos über meine Interessen hinweg.“
    „So alt bin ich überhaupt nicht“, maulte Dominique.
    „Du könntest dich auf ein Polizeirevier nach Darmstadt versetzen lassen. Von dort bist du in einer guten halben Stunde an der Mühle. Selbst innerhalb der Rushhour.“
    „Du weißt genau, dass ich mich nicht einfach von heute auf morgen irgendwohin versetzen lassen kann!“
    „Du versuchst es erst gar nicht.“
    „Juliettes Geld reicht nie im Leben, um diese Bruchbude bewohnbar zu machen.“
    „Ich habe nicht vor, das Bad mit Carraramarmor fliesen zu lassen.“
    „Die Hälfte meines Gehalts würde für Benzin draufgehen.“
    „Wir müssten keine Miete mehr zahlen.“
    „Aber zwei Autos.“
    „Ich bekomme einen Dienstwagen gestellt.“
    „Im September. Jetzt haben wir Mai.“
    „Wir haben was gespart.“
    „Bevor ich auch nur einen Cent von meinem sauer verdienten Geld in diese efeuumwucherte Ruine stecke, verbrenne ich es lieber.“
    „Nicht nötig. Ich habe bereits einen Investor gefunden. Eine Investorin, um genau zu sein.“
    Klaus wurde blass. „Erzähl mir jetzt bitte nicht, dass du deine Künstlerfreundin an dem Projekt beteiligen willst.“
    „Vivienne steigt mit der gleichen Summe ein wie ich.“
    „Sie hat dir also diesen Floh ins Ohr gesetzt! Das hätte ich mir gleich denken

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