Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)
erzählt?«
»Dass sie im Staat Washington eingetragen sei und ihren Sitz in Seattle habe.«
»Warum nutzt er dann eine Bank in Dallas?«
»Seto hat meiner Mitarbeiterin erzählt, es gäbe Überlegungen, die Firma nach Texas umzusiedeln. Wenn man sich das Geschäft mit G. B. Flatt anschaut und weiß, dass das Shrimpsgeschäft in Städten wie Brownsville floriert, scheint das durchaus plausibel.«
»Also hatte Seafood Partners keinen Sitz und keine Telefonnummer in Dallas?«
»Nein, alles ist in Seattle.«
»Können Sie mir alle Informationen geben?«
»Das dauert einen Moment.«
»Ich warte.«
Adresse und Telefonnummern waren dieselben, die ihr Andrew Tam und Barry Ho genannt hatten.
»Mr. Goldman, befindet sich das Geld von G. B. Flatt immer noch auf dem Konto?«
»Ein Teil davon«, sagte er vorsichtig.
»Wie viel?«
»Etwa zehntausend.«
»Soll das ein Scherz sein?«
»Nein, aber so, wie sich das Gespräch entwickelt, wünschte ich, es wäre einer.«
»Mr. Goldman, beruhigen Sie sich«, sagte sie. »Solche Dinge passieren andauernd. Eine gute, ehrliche Bank eröffnet für einen scheinbar unbescholtenen Kunden ein Konto, akzeptiert Einzahlungen für reale geschäftliche Transaktionen und überweist das Geld für weitere, echt wirkende Transaktionen an eine andere Bank. So war es doch, stimmts?«
»Genau.«
»Und wohin haben Sie das Geld überwiesen?«
»Auf die British Virgin Islands«, antwortete er.
»Das hätte ich mir denken können«, sagte sie.
»Wieso?«
»Mr. Goldman, wie Sie wahrscheinlich wissen sind die British Virgin Islands eine weltbekannte Steueroase. Mehr als eine halbe Million ausländische Unternehmen sind dort eingetragen – über die Hälfte der Welt.«
»Ich bin nur Leiter einer kleinen Lokalbank, darüber habe ich mir wenig Gedanken gemacht«, sagte er.
»Das glaube ich Ihnen gern. Und an welches Unternehmen haben Sie das Geld überwiesen?«
»S&A Investments.«
»Adresse?«
»Ich habe eine Kopie der Überweisung vorliegen. Das Geld wurde vor sechs Tagen an S&A Investments überwiesen, Postfach 718, Simon House, Road Town, Tortola, British Virgin Islands.«
»Zu Händen welcher Bank?«
»Barrett’s.«
»Konto?«
»Nummer 055–439–4656.«
»Wunderbar. Sie waren eine große Hilfe.«
»Wir werden äußerst ungern in derlei Angelegenheiten hineingezogen«, entgegnete er.
»Ich weiß, aber manchmal ist es schwer, Typen wie Seto rechtzeitig zu erkennen.«
»Nie wieder. Ich schließe sein Konto gleich nach unserem Gespräch.«
»Oh, nein, bloß nicht«, sagte sie schnell. »Bitte nicht. Sie müssen mich sofort anrufen, sobald Seto in die Bank kommt oder Sie auf sonstige Art kontaktiert.«
»Ms. Cohen, wissen Sie, dass es noch eine Überweisung gab?«
Avas Überraschung war echt. »Nein, das ist mir neu.«
»Ja, über etwas mehr als eine Million Dollar, von Safeguard, einer Einzelhandelskette in Portland, Oregon. Wir haben das Geld auf dasselbe Konto auf den British Virgin Islands transferiert.«
»Wann?«
»Vor zwei Tagen.«
Anscheinend war es Seto gelungen, auch den Rest der Ware abzustoßen. Das war gut. Geld war leichter wiederzubeschaffen als Ware, und sie musste sich um deren Verkauf keine Sorgen mehr machen.
»Sie waren sehr hilfsbereit, Mr. Goldman. Hoffen wir, dass ich nie wieder mit Ihnen sprechen muss.«
Es war kurz nach zwei, und Ava hatte außer einer Schüssel Reis-Congee zum Frühstück noch nichts gegessen. Ganz in der Nähe gab es ein chinesisches Restaurant, das bis drei Uhr Dim Sum servierte. Sie schaute aus dem Fenster. Es schneite nicht, war aber kalt und stürmisch, und die wenigen Menschen, die sich nach draußen gewagt hatten, waren dick eingepackt und gingen eilig mit gesenkten Köpfen durch die Straßen. Sie bestellte eine Pizza bei dem italienischen Restaurant, in dem sie am Vorabend gegessen hatte.
Später rief sie im Reisebüro an, das sie immer mit ihren Buchungen beauftragte. Die meisten ihrer Freunde buchten nur noch online, doch Ava war es lieber, einen Puffer zwischen sich und der Fluglinie zu haben, falls sie Flüge umbuchen musste, was häufig vorkam. Sie bat ihre Reiseberaterin, einen Flug nach Seattle, einen weiteren von dort nach Hongkong und schließlich einen von Seattle nach Thailand zu reservieren.
Ihrer Mutter und ihrer besten Freundin Mimi teilte sie mit, dass sie verreise, da der Winter sie deprimiere und nur zehn Tage Sommer, Sonne und Spaß in Thailand helfen würden.
»Machst du in Hongkong
Weitere Kostenlose Bücher