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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Seiten der umfangreichste, den die kanadische Regierung ausstellte; 32 davon waren bereits ausgefüllt, und sie würde einen neuen brauchen, bevor dieser abgelaufen war. »Eine Weitgereiste«, bemerkte er und klappte den Pass zu.
    »Das liegt in der Natur meines Berufs«, antwortete sie.
    Thomas blickte zu Robbins, schürzte die Lippen und öffnete eine Schreibtischschublade. Sie sah zu, wie er den Pass hineinlegte und sie wieder schloss. »Einer Ihrer Freunde, ein gewisser Derek Liang, ist heute am frühen Abend angekommen.«
    »Ja«, erwiderte sie, um Fassung ringend. »Captain Robbins hat mir versichert, er würde Sie darüber informieren, dass Derek landet. Eigentlich hatte ich erwartet, ihn hier zu treffen.«
    »Es gab ein paar Probleme mit seinen Papieren«, erwiderte Thomas gedehnt und wich ihrem Blick aus.
    »Was für Probleme?«
    Thomas bewegte den Kopf von links nach rechts. »Sie waren nicht in Ordnung, er konnte nicht hierbleiben. Wir haben ihn beim Appartement abgeholt, das er gemietet hatte, und ihn in ein Flugzeug nach Puerto Rico gesetzt.« Er sah auf die Uhr. »Sein Abflug war vor knapp einer Viertelstunde; um es ganz klarzustellen, wir haben die puertoricanischen Behörden benachrichtigt, dass er auch dort nicht bleiben darf. Anscheinend haben sie vor, ihn in den nächsten Flieger nach Kanada zu setzen, der heute um Mitternacht startet. Wenn ich mich recht entsinne, nach Montreal.«
    Ava sah zu Robbins hinüber. Der hatte die Augen halb geschlossen, und ein leichtes Grinsen umspielte seine Mundwinkel. »Das war so nicht vereinbart«, protestierte sie.
    Thomas hob die rechte Hand und deutete auf Robbins, sein Teil der Arbeit war getan. Der große Mann sah auf seine Uhr, eine Patek Philippe, die sich fast in den fleischigen Falten seines Handgelenks verlor. Sie fragte sich, ob diese echt war. Dann fiel ihr Blick auf seinen Handrücken: Die Haut war wund, rot und stellenweise mit schwarzgrünlichem Schorf bedeckt. Rasch schaute sie woandershin.
    »Es gab eine Planänderung, Ms. Lee. Mein Bruder wird jeden Augenblick hier anrufen, und ich wäre Ihnen verbunden, wenn Sie noch etwas Geduld hätten.«
    »Habe ich eine Wahl?«
    »Nein.«
    »Du brauchst mich doch nicht mehr, oder, Jack? Ich möchte nach Hause gehen, wenns dir nichts ausmacht«, sagte Thomas.
    »Grüß Betty von mir.«
    »Mach ich.«
    »Lass einen der Männer hier, ja?«
    »Ich lasse beide hier.«
    »Ich brauche nur einen.«
    »Okay. Zieh die Tür einfach zu, wenn du gehst.«
    Ohne Thomas wirkte der Raum plötzlich leer. Ava rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her, als sich Robbins’ behandschuhte Finger plötzlich wie ein Schraubstock um ihren Arm schlossen. Sie zuckte zusammen, mehr vor Überraschung als vor Schmerz. »Mein Bruder hat mich vor Ihnen gewarnt. Es wäre sehr unklug, sich mit mir anzulegen.«
    »Ich wollte nicht …«, begann sie, wurde aber von seinem Handy unterbrochen, das die Ouvertüre von Wilhelm Tell spielte.
    »Ich bins«, meldete sich Robbins. »Nein, alles ist gut gegangen. Sie sitzt neben mir.« Er hörte kurz zu und reichte ihr anschließend das Handy. Sie wischte es an ihrer Bluse ab. »Ava Lee.«
    »Bevor Sie etwas sagen, muss ich mich für die unvorhergesehene Planänderung entschuldigen.«
    Sie hörte Eiswürfel in einem Glas klimpern. Er saß zu Hause. Bei einem Drink. »Captain, was ist hier los?«
    Schwer zu sagen, ob er lachte oder hustete. »Ich hielt es für nötig, ein paar kleine Neuerungen an unserem Arrangement vorzunehmen.«
    »Darüber hat mich Ihr Bruder bereits informiert, wenn er auch nicht besonders mitteilsam war, was die Details betrifft.«
    »Die Sache ist die, Ms. Lee, Sie waren mir gegenüber nicht fair.«
    Sie ahnte, worauf er hinauswollte, hatte aber keine Lust, ihm entgegenzukommen. »Wenn ich mich recht erinnere, Captain, habe ich Ihnen 100   000 Dollar für geleistete Dienste und weitere 200   000 Dollar für bislang nicht geleistete bezahlt. Was Fairness angeht, hätte ich mehr Grund, mich zu beklagen.«
    »Wollen Sie gar nicht wissen, warum ich so enttäuscht bin?«
    »Wir hatten eine Vereinbarung, und an die habe ich mich gehalten. Alles andere interessiert mich nicht.«
    »Die Sache ist die«, begann er wieder, wobei er leicht lallte, »ich habe herausgefunden, dass Sie mir gegenüber nicht ehrlich waren.«
    Ava schloss die Augen. War es von Anfang an so geplant gewesen? Hatte er sie und Seto nur auf die British Virgin Islands gebracht, um sie zu erpressen? War der Zettel

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