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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Wind prüfte und sich dann einige Schritte von der Eiche entfernte, deren knorriger Stamm als Ziel dienen sollte. Er bewegte sich anders als die übrigen Männer, die schwerfällig wirkten, als trügen sie auch im Alltag die eiserne Rüstung am Körper. Ewans Gang war leicht und doch kraftvoll, wie der eines jungen Raubtieres, das jederzeit alle Muskeln zum tödlichen Sprung zusammenziehen konnte.
    Sie ging zu ihm hinüber, den Bogen in der Hand und wartete darauf, dass er sie anweisen würde. Doch er nickte ihr nur auffordernd zu, trat einige Schritte zur Seite und ließ sie allein mit ihrem Bogen hantieren.
    Die ersten Pfeile schwirrten weit am Stamm der Eiche vorbei, und Rodena schimpfte ärgerlich vor sich hin.
    »Was mache ich falsch? Die verdammten Dinger fliegen nicht dahin, wohin ich sie haben will.«
    »Ihr müsst den Bogen etwas tiefer fassen und ihn ruhig halten beim Schuss.«
    »Das versuche ich ja«, murrte sie.
    Er wehrte sich lange, doch schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr zu helfen. Behutsam trat er hinter sie, umfasste ihren Körper mit beiden Armen, bemüht, sie dabei nicht zu berühren, und schob ihre rechte Hand, mit der sie den Bogen hielt, ein wenig nach unten. Er spürte ihr aufgeregtes Atmen, eine Strähne ihres langen Haares hatte sich unter dem kleinen Hut gelöst und ringelte sich in ihrem Nacken, er sog den Duft ihrer Haut ein und glaubte, ein Flammenmeer schlüge über ihm zusammen. Mit einer raschen Bewegung sprang er zurück, als habe er sich verbrannt, und kämpfte den Aufruhr seiner Gefühle nieder.
    »So?«, fragte sie harmlos und zielte.
    »Genau so«, murmelte er. »Und jetzt ganz ruhig.« Er war froh, dass nicht er es war, der den Bogen hielt, denn seine Hände zitterten so, dass er nicht einmal einen meterdicken Stamm getroffen hätte. Doch Rodenas Pfeil schwirrte davon und bohrte sich tief in das Holz der Eiche hinein. Mit einem jubelnden Schrei drehte sie sich zu ihm um, und er musste zwei weitere Schritte zurückweichen, denn er fürchtete, sie würde ihm in ihrer Begeisterung um den Hals fallen. Das hätte für ihn das Ende jeglicher Zurückhaltung bedeutet.
    »Das war recht gut«, stammelte er, bemüht, ein strenges Gesicht zu machen.
    »Du bist nicht gerade großzügig mit Lob«, meinte sie enttäuscht und zog den nächsten Pfeil aus dem Köcher.
    Ewan ließ sich vorsichtshalber in einiger Entfernung auf einem Stein nieder, wo er verbissen versuchte, seine aufgeregte Männlichkeit zu beruhigen. Ihre hartnäckigen Bemühungen begleitete er mit kurzen Anweisungen. Sie machte ihre Sache erstaunlich gut, viel besser, als er erwartet hatte, und langsam dämmerte ihm die Erkenntnis, dass aus diesem bezaubernden, eigenwilligen Mädchen eine ausgezeichnete Bogenschützin werden würde. Es verblüffte ihn, denn er hatte bisher nicht geglaubt, dass eine Frau überhaupt für eine Waffe taugen könnte, doch seltsamerweise erschien ihm Rodena dadurch noch begehrenswerter als zuvor.
    Nach einer Weile war sie imstande, ihr Ziel mehrmals hintereinander zu treffen, und Ewan lief zur Eiche hinüber, um ihre Pfeile wieder einzusammeln.
    »Es reicht für heute«, entschied er. »Ihr werdet Schmerzen in den Armen bekommen und morgen vielleicht kaum den Bogen spannen können. Doch das vergeht rasch, wenn Ihr weiterhin fleißig übt.«
    Ihre Augen leuchteten, als sie den vollen Köcher aus seinen Händen nahm, und er begriff, dass seine Worte sie glücklich gemacht hatten.
    »Du glaubst also, dass ich es schaffe? Dass aus mir eine gute Schützin werden wird?«
    Er sah die Begeisterung in ihrem Gesicht und war gerührt. Ja, er wollte ihre Freundschaft erwerben, das war alles, was er sich erhoffen konnte. Er würde seine Begierden vor ihr verbergen und nichts als ihr Begleiter und Beschützer sein.
    »Ihr habt ein gutes Auge und eine ruhige Hand, Lady.«
    Ein strahlendes Lächeln war der Lohn für seine Worte.
    »Ich werde heute Abend noch eine Weile hinter der Scheune üben«, verkündete sie, als sie schon zu Pferde saß. »Sollen sie doch lachen – es ist mir völlig egal.«
    Er schmunzelte über ihren Eifer und fühlte zugleich, dass er sie bewunderte und stolz auf sie war.
    »Niemand wird über Euch lachen«, sagte er mit fester Stimme. »Dafür sorge ich schon.«
    Unbefangen ritten sie nun nebeneinander her, trieben die Pferde hin und wieder zu einem kurzen Galopp und ließen ihnen dann wieder die Zügel. Das Wetter war umgeschlagen, graue Wolken zogen über den Himmel, und

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