Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
zurück. »Ich muss Euer Lob an den Ritter Mathew Cameron zurückgeben, denn sein Ritt war hervorragend, und seine Lanze traf sicher ins Ziel.«
Malcolm schwieg. Man hatte ihm berichtet, dass Ewans Pferd im entscheidenden Augenblick gescheut hatte. Mathew hatte also Glück gehabt und seine Chance genutzt. Pech für den jungen Burschen hier – nun war er zum Brautführer bestimmt worden, eine von Alisters ganz besonderen Bosheiten. Malcolm kannte die alte Sage von Tristan und Isolde, und er hatte wenig Lust, den betrogenen König Marke zu spielen. Wenn Alister geglaubt hatte, ihm, Malcolm, mit der Braut gleich den Liebhaber zu schicken, dann hatte er sich bitter getäuscht. Malcolm MacLead war keiner, mit dem man solch ein Spiel trieb – ganz im Gegenteil, Alister war derjenige, der am Ende als Betrogener dastehen würde.
Malcolm wandte sich ab, um wieder auf seinem Lehnstuhl Platz zu nehmen.
»Es ist schade um solch einen Kämpfer wie dich«, bemerkte er scheinbar bekümmert. »Doch ich würde mich vor aller Welt lächerlich machen, wenn ich die Schmach, die du mir zugefügt hast, so einfach hinnähme.«
»Ich bin bereit, mein Leben einzusetzen, um den Verlust des Brautzuges wiedergutzumachen«, sagte Ewan eifrig. »Gebt mir zwanzig Ritter, und ich bringe Euch alle Wertsachen auf die Burg, dazu noch Geiseln und Rüstungen. Es juckt mich in den Fingern, diesem räuberischen Pack die Beute abzunehmen.«
»Davon ist nicht die Rede, Ewan Turner.«
Malcolm gab dem Pagen einen Wink, und der Kleine lief zur Tür hinaus, ganz offensichtlich wusste er auch ohne Auftrag, was er zu tun hatte.
»Mein Kerker ist tief unten im Fels«, sagte Malcolm mit hämischem Grinsen. »Und meine Kerkermeister sind einfallsreich, du wirst wenig Ruhe finden, dort unten.«
»Aus welchem Grund wollt Ihr mich in den Kerker sperren?«, rief Ewan zornig. »Was kann Euch das nützen?«
Der Clan Chief lachte hämisch, denn es machte ihm Spaß, diesen Burschen seinen Hass spüren zu lassen. Es war der Hass des alternden Mannes, der erlebt, wie ein junger, kräftiger Nebenbuhler ihm den Rang abläuft.
»Ihr steht in einem üblen Verdacht, Sir Ewan«, sagte er spöttisch.
Ewan erbleichte, denn in diesem Augenblick betraten mehrere bewaffnete Männer den Raum und richteten ihre Schwerter auf ihn. Jetzt, da er seine Kämpfer im Raum wusste, änderte Malcolm seinen Tonfall, und aus dem Spott wurde die blanke Wut.
»Du kommst hierher ohne Brautzug und nur in Begleitung von Rodena, meiner Braut. Glaubst du, ich sei ein Dummkopf? Du warst eine ganze Nacht lang mit ihr allein – willst du mir sagen, du hättest die Gelegenheit nicht genutzt?«
»Ich schwöre bei Gott, dass ich sie unberührt hierherbrachte!«, rief Ewan empört.
»Die verliebten Blicke, die ihr vorhin getauscht habt, sprachen eine andere Sprache!«
Man umringte ihn, die Spitzen der Schwerter waren so nah an seiner Brust, dass sie sein Gewand ritzten. Selbst wenn er lebend aus diesem Raum entkommen wäre – es gab keine Chance, im offenen Kampf aus der Burg zu gelangen. Er ergab sich nicht aus Sorge um sein eigenes Leben, sondern mit dem Gedanken an Rodena, die er Malcolm hilflos ausgeliefert hätte.
»Ich werde die Wahrheit bald herausfinden«, bemerkte Malcolm hämisch und winkte den Männern, den Gefangenen abzuführen.
Als sich die Tür hinter den Männern geschlossen hatte, trat Malcolm grübelnd ans Fenster und stieß den Laden weit auf.
An wen erinnerte ihn dieser verdammte Bursche nur? Er hatte etwas in seinen Zügen, das ihm bekannt vorkam, auch diese große Statur und seine Kraft passten dazu. Hol’s der Teufel – er hatte die Braut gegen eine ziemliche Überzahl von Angreifern verteidigt und zu Fuß über die Berge hierhergebracht – das hätte kaum ein Zweiter geschafft.
Malcolm stützte sich mit den Händen auf den Fenstersims, denn sein Rücken machte ihm wieder zu schaffen. Es verbesserte seine Laune überhaupt nicht. Wütend dachte er daran, dass Ewan Turner ihm mit seiner Heldentat einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hatte.
Malcolm hatte nie die Absicht gehabt, Rodena zu heiraten, nachdem man auf Alisters Burg ein derart schnödes Spiel mit ihm getrieben hatte. Was für eine unglaubliche Frechheit von Alister, ihn aufzufordern, um die Braut, auf die er längst verzichtet hatte, in einem Tjost zu streiten! Glaubte Alister vielleicht, er, Malcolm, sei ein verliebter Narr, den er nach Belieben an der Nase herumführen konnte?
Er hatte seinen
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