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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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Wand zum Wachenraum dick genug war, um leisere Geräusche zu verschlucken. Waren denn Roger de Brionnes Lehren nur Hirngespinste gewesen? Die Tugenden eines Ritters, die Treue, die Aufrichtigkeit, der Mut und die Hingabe des eigenen Lebens für eine edle Sache – alles nur Tagträume, die niemand ernst nahm? Waren er und Roger denn die Einzigen, die noch an solch hohe Ziele glaubten?
    Er dachte an das, was man über Duncan MacBlairs Tod erzählte, und verzog bitter den Mund. Duncan MacBlair war aufrichtig und ohne Falsch gewesen – umso leichter war es dem Verräter gefallen, ihn heimtückisch bei einem Mahl zu vergiften. Er, Ewan Turner, hatte ein Ritter wie Duncan sein wollen, und wie Duncan würde er jetzt auch enden. Schon in wenigen Tagen würde er hier in diesem elenden Loch verendet sein, und Rodena, die Frau, die er liebte, blieb seinem Feind ausgeliefert.
    Wütend riss er an dem Brett – die Kette, mit der es an der Decke aufgehängt war, schwang hin und her, doch die Befestigung hielt. Solange er das Holz nicht zerbrach, würde er seine Arme nicht freibekommen.
    Er hörte das leise Quietschen des Türriegels und drehte sich um. Die schwere, mit eisernen Bändern beschlagene Kerkertür wurde aufgezogen, und das verbeulte Gesicht eines der Bewacher erschien. Als man Ewan anschmiedete, hatte der Bursche ein paar ordentliche Hiebe von dem wild um sich schlagenden Gefangenen abbekommen, deren Folgen er noch eine Weile mit sich herumtragen würde. Er schielte misstrauisch zu dem großen Kerl hinüber, der jetzt zwar gefesselt war, dessen kräftige Muskelpartien an Armen und Oberschenkeln jedoch gut zu sehen waren, denn im Kampf hatte man ihm den Kittel fast ganz zerrissen.
    »Schon ruhiger geworden, was?«, höhnte er. »Du wirst viel Zeit haben, dich an diesen gemütlichen Kerker zu gewöhnen, denn so bald kommst du hier nicht mehr raus.«
    Ewan hatte wenig Lust, eine Antwort zu geben, doch er sagte sich, dass jede Auskunft ihm nützlich sein konnte – auch wenn sie von diesem Dreckskerl kam.
    »Dann wirst auch du wenig Tageslicht zu sehen bekommen, da du mich ja bewachen musst«, gab er zurück.
    Der Bewacher verzog den Mund zu einem Grinsen, ließ es jedoch gleich wieder sein, weil ihn eine Schramme an der Wange schmerzte. Er schob sich nun ganz durch die Tür, um in respektvollem Abstand von dem Gefangenen stehen zu bleiben. Jetzt sah Ewan auch, dass der Mann einen Tonkrug in der Hand hielt, der vermutlich mit Wasser gefüllt war.
    »Wir Wachen wechseln dreimal am Tag und einmal um Mitternacht«, sagte der Bewacher und stellte den Krug in einer Ecke des Raumes ab. »Du aber wirst hier hängen, bis du nicht mehr stehen kannst. Wenn dir die Beine einknicken, lastet dein Körper an den gefesselten Armen, und du wirst anfangen, Gespenster zu sehen und wirres Zeug zu reden, bis du langsam verstummst. Wenn ein Gefangener erst reglos herunterbaumelt wie ein Hafersack, geht es meist mit ihm zu Ende. Aber vielleicht lassen wir dich zwischendrin ein wenig tiefer hinab, damit du dich hinsetzen und ausruhen kannst – so wird die Qual verlängert, und wir alle haben mehr davon!«
    Ewan hätte dem Kerl gern einen Fußtritt verpasst, doch er befand sich außerhalb seiner Reichweite. Außerdem lohnte es eigentlich nicht, seine Kräfte für solch einen Lumpen zu verschwenden – er würde sie zu besseren Zwecken aufheben.
    »Wenn du etwas essen oder trinken willst, musst du uns hübsch untertänig darum bitten«, sagte der Bewacher hämisch, ohne sich aus seiner Ecke zu entfernen. »Weil wir dich nämlich wie einen Säugling füttern müssen.«
    Er hob den Krug und ließ etwas von dem klaren Wasser auf den Boden laufen. Ewan verspürte quälenden Durst, doch er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als diesen Burschen um einen Schluck Wasser zu bitten.
    »Noch zu stolz, edler Rittersmann?«, fragte der Bewacher und blinzelte ihn mit einem Auge an. »Nun – ich lasse den Krug hier stehen. Wenn die Ablösung kommt, werden sie nach dir sehen – vielleicht hast du dich dann ja schon besonnen.«
    Er schlich sich an der Wand entlang zur Tür hinüber, denn er wusste recht gut, dass der Gefangene zwar die Arme nicht bewegen, ihn jedoch mit dem nicht angeketteten Fuß treten konnte. Und die Fußtritte dieses Burschen waren teuflisch hart. Zumindest jetzt noch – in einigen Tagen würde das ganz anderes aussehen.
    Er zog die Tür hinter sich zu, und Ewan hörte, wie der schwere Riegel vorgeschoben wurde. Die Wut über den

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