Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
verlange, dass er Kleidung und Waffen erhält, dazu ein Pferd und freies Geleit!«
Er hatte nicht geglaubt, dass sie so hartnäckig sein würde. Langsam bekam er Respekt vor dieser jungen Person – eigentlich war es schade, dass sie ihm keine Söhne gebären würde. Söhne von dieser Sorte wären ihm sehr willkommen gewesen.
»Das ist viel.«
»Ich will mit eigenen Augen sehen, wie er über die Brücke reitet, um die Burg zu verlassen. Erst dann bin ich bereit, Euch zu gewähren, was Ihr von mir wünscht«, forderte sie.
Unfassbar – sie wollte mit ihm handeln! Malcolm hätte Duncans Tochter gern gezeigt, dass er sich auf ein solches Spiel nicht einließ – doch seine Glieder schmerzten von der verdammten Feuchtigkeit dort unten, und er fühlte sich für diese Nacht nicht wohl genug, ihr seine männliche Kraft zu beweisen.
»Morgen früh, sobald die Sonne aufgegangen ist«, gab er nach.
Sie hatte eine Nacht Aufschub herausgehandelt. Als Malcolm die Kemenate verlassen hatte, ging sie grübelnd im Raum umher und blieb endlich am Fenster stehen. Draußen begann es dämmrig zu werden, Nebel schwebten über die Heide wie graue Elfenwesen.
»Glaub ihm nicht«, sagte plötzlich Bonnies Stimme dicht neben ihr. »Er lügt. Sobald dein Freund über die Brücke geritten ist, werden Malcolms Kämpfer ihm folgen und ihn töten.«
»Bonnie!«, rief Rodena verblüfft. »Wo hast du gesteckt?«
Die Kleine grinste verschmitzt und hob den bodenlangen Wandvorhang hinter dem Lehnstuhl an. Dort gab es eine Nische in der Mauer, die gerade breit genug war, dass ein kleines Mädchen sich hineinquetschen konnte.
»Vor ein paar Jahren passte ich noch besser hinein«, gestand sie. »Da war ich oft hier, wenn Malcolm seine Geliebte besuchte. Das war sehr lustig...«
Rodena schüttelte den Kopf, sie hatte die Kleine offensichtlich mächtig unterschätzt.
»Was war daran lustig?«
»Sie haben immer gestritten, weil sie es ihm nie recht machen konnte. Einmal, da hat er sie...«
»Das will ich jetzt nicht wissen!«, unterbrach sie Rodena entschieden. »Sag mir lieber, ob du mir einen Dolch oder eine Feile besorgen kannst.«
Bonnie sah sie einen Augenblick lang prüfend an, dann schüttelte sie den Kopf.
»Das Eisen ist viel zu hart. Das geht nicht, Lady.«
Rodena machte eine ungeduldige Bewegung mit den Armen.
»Ob du mir so etwas heimlich beschaffen kannst, will ich wissen. Es gibt doch bestimmt einen Schmied hier auf der Burg.«
»Schon...«
»Glaubst du, du könntest das für mich tun?«
»Vielleicht...«
Bonnie rieb sich mit dem Zeigefinger über die Nase und schien unschlüssig – dann, plötzlich, nickte sie und lief aus dem Raum. Rodena musste lächeln – Bonnie verstand es, Türen fast lautlos zu öffnen und wieder zu schließen.
Sie wühlte in den Truhen herum und fand ein dunkles Plaid, das sie sich über Kopf und Schultern legte. So würde man sie wenigstens nicht auf den ersten Blick erkennen. Ungeduldig lief sie zur Tür und zog sie einen Spalt auf, um in den Flur hinaus zu lauschen, als jedoch zwei Mägde mit Schüsseln und Krügen in den Händen direkt auf die Kemenate zusteuerten, eilte sie hastig wieder zu ihrem Lehnstuhl.
»Das Nachtmahl, Lady.«
»Stellt es dort auf den Tisch. Bonnie wird die Schüsseln später wieder in die Küche zurücktragen.«
»Wenn Ihr das so wünscht, Lady. Hoffentlich zerbricht sie nichts, dieses kleine Luder.«
Als die Mägde hinausgingen, tauchte Bonnie auf, ging steif an den Frauen vorbei und streckte ihnen die rosige Zunge heraus.
»Wechselbalg!«, schimpfte eine der Mägde, schwieg jedoch sofort, als sie Rodenas strafenden Blick spürte.
Bonnie schloss die Tür hinter den beiden und hielt dann das Ohr an das Holz. Nach einer kleinen Weile nickte sie – die beiden Mägde hatten sich entfernt.
»Hast du das, was du bringen solltest?«
Bonnie schüttelte grinsend den Kopf und zeigte Rodena einen dicken Stab aus Eisen, den sie die ganze Zeit über – von den Falten ihres Rockes verborgen – in der Hand gehalten hatte. Rodena hatte solche Stäbe in der Schmiede gesehen, es waren Rohlinge, die der Schmied zu Schwertern hämmerte.
»Damit kann er es versuchen, Lady«, sagte sie altklug. »Der junge Ritter ist sehr kräftig, er kann den Ring aus der Verankerung sprengen, wenn er diesen Stab hindurchschiebt und ein Ende gegen den Stein stemmt.«
Das leuchtete Rodena zwar ein, allerdings fragte sie sich, wie ein kleines Mädchen wie Bonnie wohl auf solch einen genialen
Weitere Kostenlose Bücher