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Die Weimarer Republik

Die Weimarer Republik

Titel: Die Weimarer Republik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunther Mai
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wusste, dass eine Wiederaufnahme des Kampfes im Inneren kaum durchsetzbar und außerdem militärisch sinnlos war. Sie setzte ihre Position durch, den Friedensvertrag anzunehmen und die Republik zu stützen, weil es keine Alternative gab. Doch Anfang Juli 1919 drängte die Reichswehrführung Ebert und Noske erneut zur Errichtung einer Diktatur, weil das die Stellung der Reichswehr abermals aufgewertet hätte. «Wir müssen die Staatsgewalt repräsentieren, dann haben wir die Macht in Händen», brachte Groener es auf den Punkt.
    Eine Reihe von hohen Offizieren akzeptierte diesen Kurs nicht. Walther von Lüttwitz, einer der ranghöchsten Offiziere im Reich und der Schutzpatron der Freikorps, versuchte, seine Mitgeneräle zum Widerstand zu gewinnen und eine Umbildung der Regierung, eventuell auch die Wahl eines neuen verfassunggebenden Reichstages zu erzwingen. Kanzlerkandidat war Wolfgang Kapp, der 1917 mit Admiral Alfred von Tirpitz die Vaterlandspartei zur Unterstützung einer entschlossenen Kriegführung und harter Kriegsziele gegründet hatte. Im August 1919 begannen beide mit ihren Vorbereitungen für den Putsch vom 13. März 1920, der ihren Namen trägt. Das «schwächliche» Nachgeben der Republik speiste eine emotionale Welle von rechts. Es begann eine Hetze gegen einzelne Politiker wie gegen die republikanischen Parteien: «Judenrepublik», «Dolchstoß» oder «Bonzokratie».Organisationserfolge hatten die Putschisten vor allem in der Armee, doch keineswegs flächendeckend. Sie hofften, durch die Autorität Lüttwitz’ werde die gesamte Armee zu ihnen übergehen. Doch selbst die Deutschnationalen und der Alldeutsche Verband hegten Zweifel an den Erfolgsaussichten eines Putsches. Sie erhofften sich eine Mehrheit bei den kommenden Reichstagswahlen; zudem stand die Wahl des Reichspräsidenten an (die wegen der innenpolitischen Ereignisse verschoben wurde), für die man Hindenburg als «Ersatzkaiser» aufstellen wollte: also eine «legale» Machtergreifung mit anschließender Transformation. Doch Pressekampagnen, die nationalistische Stimmung an Schulen und Universitäten, in der Beamtenschaft und der evangelischen Kirche, der Sturz des wegen seiner Rolle bei der Annahme der Waffenstillstands- wie der Friedensvertragsbestimmungen verhassten Ministers Matthias Erzberger ließen die putschbereiten Kräfte an breiten Rückhalt glauben.
    Ausgelöst wurde der Putsch durch das Inkrafttreten des Friedensvertrages am 10. Januar 1920, der die Frage nach der Auslieferung von 895 Kriegsverbrechern und den weiteren Abbau des Heeres spruchreif machte. Lüttwitz trug am 10. März Ebert ein «Ultimatum» vor. Er wurde entlassen, aber nicht verhaftet und besetzte am 13. März mit der Marinebrigade Ehrhardt das Regierungsviertel. Die meisten hohen Offiziere waren, trotz aller Gerüchte, überrascht, erkannten rasch die geringen Erfolgschancen. Aber kaum einer war bereit, gegen die Putschisten vorzugehen. Bei allen herrschte die Angst, die Armee könne in dieser Situation auseinanderbrechen. Der Chef der Heeresleitung, Hans von Seeckt, erklärte das Heer für neutral: «Truppe schießt nicht auf Truppe.» Damit machte er die Reichsregierung wehrlos, die zunächst nach Dresden, dann nach Stuttgart floh. Die Freien Gewerkschaften riefen zum Generalstreik auf, der weitestgehend befolgt wurde – außer in Bayern. Dort wurde die SPD-Regierung zum Rücktritt gezwungen und durch ein Kabinett unter dem monarchistischen Gustav von Kahr ersetzt. Da sich auch die Berliner Ministerialbürokratie weigerte, den Anordnungen Kapps Folge zu leisten, brach der Putsch am 17. März zusammen.
    Die nach Berlin zurückgekehrte Regierung nutzte die Chance nicht, Reichswehr und Behörden von radikalen Gegnern der Republik zu säubern. Der Generalstreik radikalisierte sich und artete regional zum Bürgerkrieg aus, als in Sachsen und Thüringen Selbstschutzeinheiten der Arbeiterschaft zum Angriff übergingen und sich im Ruhrgebiet eine «Rote Armee» bildete. Obwohl dort im Bielefelder Abkommen am 24. März ein Kompromiss erzielt schien, indem u.a. ein Regierungsprogramm auf gewerkschaftlicher Basis zugesagt worden war, traten die Arbeiter in den Streik. Die Regierung ließ daraufhin ebendie Heerestruppen und Freikorps einrücken, auf deren Loyalität sie während des Putsches nicht hatte rechnen können. In dem gnadenlos geführten Kampf wurde die «Rote Ruhrarmee» innerhalb weniger Tage besiegt, mit über 1000 Toten. Wieder hatte die Linke

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