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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Tagen zu Hause sein würde. Sie errötete vor Freude.
    »Hugo kommt nach Hause«, verkündete sie. »Und noch diese Woche! Er hat mir gefehlt.« Sie strich ihr neues Gewand über ihren geschwollenen Brüsten glatt. »Ob er wohl bemerkt, wie ich mich verändert habe? Was meinst du, Alys?«
    Alys betrachtete die Scheite im Feuer. »Ich denke schon, Mylady«, sagte sie höflich.
    »Glaubst du, er wird mich genauso begehren wie vorher?« fragte Catherine. »Erinnerst du dich an die wilden Nächte, als unser Sohn gezeugt wurde? Glaubst du, er ist immer noch wild nach mir?«
    Alys wandte ihr ausdrucksloses, unverschämtes Gesicht Catherine zu.
    »Vielleicht«, sagte sie. »Aber Ihr solltet Euch vorsehen, Mylady. Es wäre traurig, wenn Eure rauhen Spiele das Kind aus Eurem Leib schütteln.«
    Catherine schaute schnell zu Morach. »Das kann doch nicht passieren, oder?« fragte sie in plötzlicher Angst. »Das kann doch nicht passieren?«
    Morach schürzte die Lippen. »Kommt drauf an, was Ihr macht«, sagte sie. »Kommt drauf an, wie er's mag.«
    Catherine lachte erregt. Sie beugte sich zu Morach und flüsterte ihr ins Ohr. Morach lachte. »Das dürfte dem Baby nicht schaden«, sagte sie sehr laut. »Nicht, wenn es Euch Spaß macht!«
    Catherine legte eine Hand aufs Herz und grinste übers ganze Gesicht. Dann steckten die beiden flüsternd die Köpfe zusammen.
    Alys packte plötzlich eine unerklärliche Wut auf Morach. »Würdet Ihr mich entschuldigen, Mylady?« sagte sie. »Ich muß Lord Hugh vor dem Essen vorlesen.«
    Catherine nickte, ohne aufzuschauen. Morach flüsterte ihr etwas hinter vorgehaltener Hand zu.
    Alys machte die Tür hinter sich zu, lehnte sich dagegen und schloß die Augen. Das Gelächter war sogar durch das dicke Holz zu hören. Sie wandte sich erschöpft ab und ging die Treppe hinunter, durch den Vorraum und die Wendeltreppe im Rundturm zu Lord Hughs Gemach hinauf.
    Hugo war da. Er saß auf einem Hocker zu Füßen seines Vaters, als Alys eintrat, und sprang auf, um sie zu begrüßen. Alys taumelte, wurde bleich, dann errötete sie.
    »Ich dachte, du kommst erst in ein paar Tagen«, sagte sie. »Hugo, o Hugo!«
    Er nahm ihre Hand und drückte sie fest, um sie zum Schweigen zu bringen. Der alte Lord sah sich Alys' schmales, hochrotes Gesicht an und dann das strahlende Lächeln seines Sohnes.
    »Ich bin früher nach Hause gekommen«, sagte Hugo ruhig. »Ich muß meinem Vater wichtige Pläne unterbreiten, und ich wollte euch alle wiedersehen. Wie geht es meiner Gemahlin? Verläuft die Schwangerschaft ohne Beschwerden?«
    »Es geht ihr gut«, sagte Alys. Sie brachte kaum ein Wort heraus, ihre Kehle war wie zugeschnürt, und sie wollte nicht über Catherine sprechen. Sie wollte ihn umarmen, sein Gesicht berühren, die weiche Haut um seine Augen, sein fröhliches Lächeln küssen. Sie wollte seine Arme um sich fühlen wie in jener Nacht, dieser ersten Nacht, und seine Küsse auf ihrem Haar.
    »Was ist das für ein Plan, Hugo?« fragte der alte Lord. Er bedeutete Alys, sich hinter seinen Stuhl zu stellen, und sie ging zu ihm und beobachtete Hugos erregtes Gesicht, während er sprach.
    »Es geht um Van Esselin«, sagte er. »Er plant, ein Schiff für die längste Reise, die sie je unternommen haben, auszustatten — er will Afrika umrunden, sogar bis Japan segeln. Er hat ein Schiffslogbuch eines holländischen Navigators, das die Route zeigt. Ich habe es gesehen, es ist wahr. Und er will Waren mitnehmen, um unterwegs zu handeln, und mit einer Fracht Gewürze, Seiden und all den kostbaren Gütern zurückkommen. Das ist eine große Chance für uns, Vater. Ich bin vom Erfolg überzeugt.«
    »Handel?«
    »Das ist keine Feilscherei auf dem Bauernmarkt, Vater«, sagte Hugo hastig. »Das ist ehrenwerter Handel. Ein großes Abenteuer, fast so aufregend wie Krieg, in die weite Ferne, wie ein Kreuzzug. Die Welt verändert sich, Vater, und wir müssen uns mit ihr ändern.«
    »Und was, wenn dieses große Schiff untergeht?« fragte der alte Lord zynisch.
    Hugo zuckte die Achseln. »Dann haben wir die Wette verloren«, sagte er. »Van Esselin will nur tausend Pfund Unterstützung von uns. Wir können tausend Pfund auf die Gewinne setzen, die das Ganze verspricht.«
    »Tausend Pfund?« erwiderte Lord Hugh fassungslos. »Eintausend Pfund?«
    »Aber denk doch an den Verdienst, Vater! Wir könnten das Zwanzig-, vielleicht das Fünfzigfache zurückkriegen. Wenn sie Seide und Gewürze mitbringen, können sie nach London segeln und

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