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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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schläft er heute nacht wieder mit ihr, und nach dem Kind wird es ein anderes geben und noch eines, und für mich bleiben nur die Knochen von ihrem Teller.«
    Morach lachte begeistert auf. »Reich mir meinen Schal«, sagte sie. »Und leg noch ein Scheit drauf. Fast so gut wie bei Gauklern, das Leben in dieser Burg. Du bist verloren, jetzt wo sie schwanger ist, weißt du. Selbst ohne das Geld würde er die Finger nicht von ihr lassen. Jetzt ist er auf den Geschmack gekommen.«
    Alys warf Morach ihren Schal zu. »Was willst du damit sagen?« »ragte sie. Sie nahm einen Kamm aus ihrer Kleidertruhe und einen Stahlspiegel und begann, sich das Haar zu kämmen. Es war jetzt schulterlang, ein Gewirr von Messing und Gold. Alys zerrte ungeduldig an den Knoten.
    »Den Geschmack, meinst du?« fragte Morach. »Oh, Männer sind wild darauf, daß ihre Frauen ein Kind unter dem Herzen tragen. Männer sehen, wie die Brüste ihrer Frauen voller werden, ihre gerundeten Bäuche. Ihnen gefällt der Beweis ihrer Begierde, selbst wenn sie gerade dabei sind. Zwei Drittel davon sind männliche Eitelkeit und ein Drittel etwas anderes. Etwas Uraltes, Instinktives. Und Hugo hat es schlimm erwischt.«
    Alys zerrte gnadenlos an ihrem Haar und wand es zu einem groben Zopf. »Schlimm?« fragte sie.
    Morach zog sarkastisch eine Braue hoch. »Bist du sicher, daß du es hören willst?« fragte sie.
    Alys nickte.
    »Er hat sie heute nachmittag gepackt«, sagte Morach. »Nachdem er bei seinem Vater war. Du warst noch im Gemach des alten Lords. Er ist hier hereingestürmt, hat alle Frauen aus dem Zimmer gescheucht und sie dann wie ein Besessener gevögelt. Wenn das deine Zauberpuppen bewerkstelligt haben, haben sie ihre Arbeit gut gemacht. Er kann die Finger nicht von ihr lassen. Zuerst heute nachmittag und dann heute abend noch einmal.«
    Alys war entsetzt. »Wie waren sie zusammen? War er so grob wie immer mit ihr? Er war nie zärtlich zu ihr?«
    Morach schüttelte den Kopf. »Diesmal hat er sie nicht gefesselt«, sagte sie. »Aber sonst hat er alles gemacht, was ihm in den Sinn kam. Trotzdem ist er vorsichtig wegen dem Kind, also wollte er nicht auf ihr liegen. Er hat vor Lust wie ein Stier gebrüllt.«
    »Hör auf«, sagte Alys plötzlich. »Du bist widerlich, Morach. Woher weißt du das alles? Du lügst.«
    »Ich hab zugeschaut«, sagte Morach lächelnd, schlang sich den Schal um die Schultern und steckte sich das Kissen hinter ihren zerzausten Kopf. »Ich mußte es wissen. Natürlich hab ich zugeschaut.«
    Alys nickte. Nichts, was Morach tat, überraschte sie.
    »Und was ist mit ihr?« fragte Alys. »Warum läßt sie das zu? Jetzt, wo sie schwanger ist? Warum ist sie immer noch so fordernd?«
    Morach lachte. »Was soll sie denn fordern? Sie kriegt doch alles, was eine Frau sich wünschen kann — und mehr als eine anständige Frau haben will. Sie liegt da wie ein weicher rosa Berg und läßt ihn nehmen.«
    Alys' Gesicht war eine grimmige Maske. »Er hat gesagt, er würde nicht mehr zu ihr gehn, wenn sie schwanger ist«, sagte sie. »Er hat gesagt, er müßte einen Sohn haben, und dann würde er zu mir kommen. Dann hat er gesagt, er würde nach Newcastle gehen, um zu überlegen, was er tun soll — und daß er sich danach sehnt, mit mir zusammenzuleben, und sie aber trotzdem bei Laune halten muß. Ich warte jetzt schon eine Ewigkeit. So lange schon, Morach! Ich warte und warte auf ihn.«
    Morach zeigte keinerlei Mitleid. »Dann geh zu ihm«, sagte sie. »Du kannst nicht gegen Hitzen mit deiner Klosterkälte ankämpfen. Geh zu ihm, und sag ihm, daß du ihn willst und er sie verlassen soll. Verhexe ihn, versprich ihm dunkle Freuden und Leidenschaft. Den absoluten Schmerz. Die absolute Wollust. Es gibt Dinge, die du ihm geben könntest, Dinge, die du tun könntest, von denen er mit seinen kleinen Schlampen nicht einmal geträumt hat. Sag ihm, daß du eine Hexe bist, und wenn er zu dir kommt, könntest du ihm Freuden bereiten, von denen andere Männer nur träumen können. Er ist wie alle — sie sehnen sich nachts nach Hexerei und Sünde. Wenn du ihn haben willst, Alys, dann nimm ihn! Du hast nicht viel Zeit, weißt du.«
    »Zeit?« fragte Alys sofort. »Hast du etwas gesehen, Morach?«
    »Fort«, Morach wedelte mit den Händen, um Alys zu verscheuchen. »Dir bleibt nicht viel Zeit, in der du jung und schön bist. Die Pest könnte jederzeit kommen und Narben in deinem Gesicht zurücklassen. Du könntest krank werden und deine gute Hautfarbe verlieren

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