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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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getrunken. Vielleicht hätte ich ihn betäubt. Ich hätte Erdwurz dafür genommen. Danach träumt ein Mann von Sinnesfreuden, bis er verrückt danach ist und stundenlang steif bleibt ohne Hoffnung auf Erleichterung. Ich hätte ihm schlüpfrige Geschichten erzählt, ich hätte ihn zusehen lassen, wie ich mich selbst berühre. Ich hätte ihm erzählt, ich wäre eine Hexe, und wenn er mich anfassen würde, würde er auf ewig verrückt nach meiner Berührung sein. Und wenn er dann halb erstickt gewesen wäre vor Geilheit, dann hätte ich mich ihm hingegeben. Ich hätte nicht unter ihm gewinselt wie eine geschändete Küchenmagd.«
    Alys schloß die Augen und zog den Kopf zwischen die Schultern.
    »Aber all das hätte ich erst gemacht, wenn ich mich entschieden hätte, ob ich ihn nun will oder nicht«, sagte Morach in den stillen Raum. »Ich würde mich keinem Mann hingeben, mit dem ich noch eine Rechnung zu begleichen habe. Ich würde keinen Mann nehmen, der mich anlügt, daß sich die Balken biegen. Ich würde nicht zulassen, daß er sich auf mich rollt und sich dann reinigt, als wäre ich Dreck. Ich würde verlangen, daß er sich zwischen mir und seiner Frau entscheidet. Und ich würde meine magischen Kräfte einsetzen, damit er mich wählt.«
    Alys drehte sich um und sah Morach an. »Keine Kraft der Welt kann sich gegen einen Erben durchsetzen«, sagte sie verbittert. »Ich kann nur darauf hoffen, daß das Miststück im Kindbett stirbt und der Erbe mit ihr.«
    Morach begegnete ihrem Blick. »Und ich bin hier, um dafür zu sorgen, daß sie das nicht tut«, sagte sie gelassen. »Ein feines Netz hast du dir da gesponnen, kleine Alys. Du wünschst dir sicher, wieder in der Abtei zu sein. Da wärst du vor all diesen unbequemen Dingen hier sicher. Sicher bei deiner Mutter in Christi.« Sie hielt inne. »Schade«, sagte sie fröhlich.
    Alys hatte sich schon vorher unglücklich gefühlt, aber nach dieser Nacht waren ihre Tage noch härter. Den ganzen April lang war das Wetter gegen sie. Alys dachte schon, die lange Zeit der Finsternis und Kälte würden nie enden.
    Sie saß auf der Küchentreppe, die Hände tief in den Ärmeln vergraben, das Gesicht ins dünne gelbe Licht der Wintersonne erhoben. Alle Damen waren im Haus, sie schwätzten und kicherten in der warmen Galerie. Morach sang ihnen zur Unterhaltung ein unflätiges Liedchen vor, Catherine lachte laut und hielt sich mit einer Hand ihren wachsenden Bauch.
    Alys hatte sie irritiert verlassen und war in den Garten gelaufen, um Kräuter zu sammeln. Der alte Lord hatte nachts einen Husten, der ihn unruhig und jähzornig machte, und Alys wollte Lavendelbluten, die ihn beruhigen würden. Sie waren verdorrt und erfroren, sie hätten gepflückt werden sollen, als sie noch Saft hatten, frisch und violett und süß im Hochsommer.
    »Sie sind vernachlässigt und vergessen worden«, sagte Alys und drehte die dürre Handvoll im Schoß. »O Gott, Hugo.«
    Eigentlich hätte Alys gar keine Zeit zum Grübeln haben dürfen, so beschäftigt war sie. Catherine brauchte ständig Gesellschaft, und der alte Lord brauchte einen Tag Krankenpflege, am nächsten Tag fing er sich wieder und beanspruchte ihre Dienste als Schreiberin. Aber all die langen Wochen, in denen der Schnee nicht abtauen wollte, schmollte Alys am Kamin, am Schießschartenfenster oder zitterte in ihrem erfrorenen Garten.
    »Was hast du denn, Alys, bist du krank?« fragte der alte Lord.
    David, der Zwerg, musterte sie mit seinem boshaften Lächeln. »Ein kranker Doktor? Eine dumme weise Frau? Eine verdorrte Kräutersammlerin?« fragte er. »Was bist du, Alys? Ein Kürbis, in dem vertrocknete Samen klappern?«
    Nur Morach verstand es, in dem schattenverhangenen Zimmer, das sie sich nachts teilten, ihren schmutzigen Finger genau auf die Wurzel von Alys' Schmerz zu legen. »Du verzehrst dich nach ihm, stimmt's?« sagte sie ohne Umschweife. »Du stirbst innerlich langsam vor Sehnsucht nach ihm.«
    Hugo war so beschäftigt, daß er sie kaum bemerkte. Er schrieb zahllose Briefe nach London, Bristol und Newcastle und fluchte wie ein Soldat über Verzögerungen in der Auslieferung und bei Antwortbriefen. Er überwachte das Einreißen der großen Fundamentsteine der Abtei, und die Männer schleiften sie mit Schlitten über den Schnee und häuften sie dort auf, wo er sein neues Haus plante. »Kein Schloß«, sagte er zu Catherine. »Ein richtiges Haus. Ein Tudor-Haus. Ein Haus für dauerhaften Frieden.«
    Er zeichnete Pläne für sein

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