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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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sie sich. »Hugo, von dem ich geträumt und nach dem ich mich gesehnt habe, nach dem ich mich verzehrt habe, wie ich mich noch nie in meinem Leben nach jemandem verzehrt habe.«
    Es war keine Hilfe. Sie fühlte sich kalt und ausgedörrt. Sie hatte Angst vor dem Schmerz und seinem Gewicht.
    Hugo raffte sein Nachthemd um die Taille hoch. »Wenn du wirklich eine Hexe wärst, dann würdest du mich verzaubern«, sagte er. »In Newcastle gab es viel Gerede über Hexerei. Sie sagen, wenn ein Mann nur ihre Haut berührt, kann keine andere Frau ihn je wieder erregen.«
    Alys schüttelte den Kopf. »Ich bin keine Hexe. Du hast gesagt, ich soll all das aufgeben, ich habe deinen Wunsch erfüllt. Ich kann dich nicht verzaubern.« Sie fing an zu frieren, halb nackt wie sie war.
    Hugo ließ sich auf sie fallen, und Alys wurde unter seinem Gewicht fast erdrückt. Er hatte scharfgewürztes Fleisch zum Abendessen gegessen, und sein Atem roch streng. Sie warf die Arme um seine breiten Schultern und sagte: »Hugo«, und dachte daran, wie sehr sie sich nach diesem Augenblick gesehnt hatte — daß das einfach sein mußte, was sie wollte, weil sie es sich so lange gewünscht hatte.
    »Wenn du eine Hexe wärst«, sagte Hugo und rieb sich sanft an ihr, »welche Wonnen könntest du mir dann bereiten, Alys? Glaubst du, daß Hexen Männer zum Fliegen bringen können? Glaubst du, sie können sie den ganzen Tag und die ganze Nacht scharf machen? Würdest du mir eine Jungfrau nach der anderen heraufbeschwören? Alle naß vor Begierde, alle wild auf mich. Würden sie alle miteinander mit mir und mit den anderen schlafen? Ein riesiges, rollendes Bett von Frauen mit Mündern und Händen und Leibern, die nur meiner Befriedigung dienen?«
    Seine Worte hatten ihn so stark erregt, daß er sich aufbäumte, sich auf die Hände stützte und in sie eindrang. Alys schrie auf— ein spitzer Schmerzensschrei — und versuchte, sich ihm zu entwinden. »Nein!«
    Hugo lachte, legte seine Hände auf ihre dünnen Schultern und keuchte. »Nimm ihn, Alys! Darauf warst du doch heiß. Danach hast du dich verzehrt! Was hast du denn erwartet! Eine Berührung sanft wie deine geschäftigen kleinen Finger? Das ist es, was ein Mann macht, Alys! Lerne, es zu genießen!«
    Mit jedem Wort drang er tiefer in sie ein. Alys versuchte sich loszureißen, weg von seiner gierigen Lüsternheit. »Oh«, sagte Hugo plötzlich und fiel schwerfällig auf sie.
    Einige Augenblicke lang blieben sie reglos liegen. Der Schmerz in ihrem Leib wurde etwas leichter, und sie spürte, wie sein Schwanz schlaff wurde und wegglitt. Sie roch ihr eigenes Blut, spürte es auf ihren kalten Schenkeln. Sie fühlte, wie sich die Haut um ihre Augen spannte und kalt wurde von trockenen Tränen. Sie bewegte sich ein bißchen, und Hugo rollte von ihr herunter wie ein Tier, das sich suhlt, und blieb auf dem Rücken liegen, den leeren Blick zur Decke gerichtet.
    Alys kroch ein bißchen näher und legte ihren warmen Kopf auf seine Schulter. Sie hörte sein Herz hämmern. Er nahm sie in den Arm und hielt sie fest.
    »Es tut weh«, beklagte sie sich wie ein verletztes kleines Kind.
    Hugo lachte. »Doch keine Hexe«, sagte er. »Du hast es ganz sicher nicht mit dem Teufel getrieben.«
    »Ich hab dir gesagt, daß ich keine Hexe bin«, sagte Alys ungeduldig. »Ich war Jungfrau. Du hast mich entjungfert. Und du hast mir weh getan, Hugo.«
    Er nickte, als wäre das nicht sonderlich wichtig. »Beim ersten Mal tut's immer weh«, bemerkte er ungerührt. »Was hast du denn erwartet?«
    Alys sagte nichts, aber die Welt ihrer Erwartungen war in bitteren Farben vor ihr ausgebreitet.
    Hugo gähnte und setzte sich auf. »Gib mir ein Tuch«, sagte er. »So kann ich nicht zu Catherine zurück.«
    Alys stieg aus dem Bett und ging mühsam zur Wäschetruhe. Sie fühlte, wie das Blut warm an ihren Schenkel heruntertropfte. Sie gab ihm ein Stück Leinen. »Zu Catherine zurückgehen?« sagte sie benommen.
    »Natürlich«, erwiderte er. Er entfernte mit kurzen, harten Bewegungen die Spuren ihres Bluts, ihren Geruch. Er sah ihr schockiertes Gesicht und zuckte mit den Achseln.
    »Ach komm, Alys«, sagte er ungeduldig. »Du hast meinen Vater gehört, du weißt, was dieses Kind für mich bedeutet. Jede Nacht meines Lebens, bis zur Geburt des Kindes, werde ich in Catherines Bett schlafen. Ich werde sie so zufrieden und heiter wie möglich machen. Ich schulde es meinem Sohn, ich schulde es meinen Vorfahren, und, bei Gott, ich schulde es mir

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