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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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eigenes Bier brauen und unser eigenes Brot backen, aber wir müssen nicht mehr die ganze Burg durchfüttern.«
    Alys nickte. »Dein neues Haus wird nur für dich sein«, sagte sie. »Nur für dich und die Leute, die du an deiner Seite haben willst.«
    Hugo nickte. »Ich werde mir die Mitläufer vom Hals schaffen, die nichts für ihren Unterhalt tun, außer untätig herumzusitzen und zu essen.«
    Alys lachte fröhlich. »Dann bist du die halbe Damengalerie los!« rief sie. »Denn dort wird mehr untätig herumgesessen und gegessen als irgendwo sonst im Schloß!«
    Hugo grinste. »Ich werde sehen, ob Catherine mit ein paar Damen weniger auskommt«, sagte er. »Aber ich möchte sie nicht ihrer Gefährtinnen berauben.«
    »Im Augenblick macht ihr nur wenig Freude«, sagte Alys mit abfälligem Schulterzucken. »Sie liegt nur im Bett und seufzt und ißt. Sie ist schon seit Tagen nicht mehr in der Galerie gesessen. Sie steht nur zum Essen mit dir auf. Du weißt nicht, Hugo, wie unbeweglich sie geworden ist.«
    Hugo runzelte die Stirn. »Das kann nicht gut sein für das Kind.«
    Alys schüttelte den Kopf. »Ich habe sie immer und immer wieder angefleht, sich zusammenzunehmen, aufzustehen und ein bißchen herumzugehen, selbst wenn es nur bis zur Galerie ist. Das Wetter wird immer besser, sie könnte im Garten sitzen, an der frischen Luft. Aber sie will nicht. Sie ist ständig müde, und sie weint um Morach und um ihre Eltern. Du wirst Geduld mit ihr haben müssen, Hugo. Sie ist schon ziemlich alt für ein erstes Kind. Ihr Körper ist nicht mehr jung und geschmeidig und stark. Und sie hat ein melancholisches Gemüt.«
    Ein paar Augenblicke lang herrschte Schweigen.
    »Sollen wir galoppieren?« fragte Hugo unvermittelt. »Du kommst doch mit Catherines Pferd zurecht, oder?«
    Alys lachte. »Als wäre es mein eigenes. Natürlich können wir galoppieren. Hab ich dir nicht gesagt, daß ich mich vor nichts fürchte, wenn wir zusammen sind?«
    Hugo grinste sie an. »Ich habe aber Angst, dir und meinem Sohn könnte etwas passieren«, sagte er.
    Alys schüttelte den Kopf. »Der ist in meinem Leib gut geschützt«, sagte sie. »Und ich war in meinem ganzen Leben noch nicht so glücklich wie jetzt. Mit deiner Liebe habe ich alles, was ich mir je gewünscht habe. Ich kann galoppieren! Ich fühle mich, als könnte ich fliegen!«
    Hugo gab seinem Jagdpferd leicht die Sporen. Das große Pferd stürmte sofort los. Alys' Stute galoppierte hinterher. Alys klammerte sich verzweifelt an das Sattelhorn und betete, Hugo würde sich nicht umdrehen und sie leichenblaß und verängstigt sehen. Er tat es nicht. Sie galoppierten einige Minuten lang die Straße entlang. Dann zügelte Hugo den Rotschimmel, und die Stute fiel unvermittelt in den Schritt, so daß Alys vornüber auf ihren Hals fiel. Aber sie hielt sich immer noch am Sattel fest, und es gelang ihr, sich wieder hoch zuhieven.
    »Hier«, sagte er. »Hier wird das Tor stehen. Ich werde eine große Mauer um das Gelände errichten und innen das Land so lassen, wie es ist: Bäume, Sträucher und Gras. Innerhalb der Mauer werden Rehe herumstreifen und vielleicht sogar ein paar Eber die ich jagen kann. Hier am Tor wird eine Hütte gebaut für den Pförtner. Kein Wachzimmer, keine Soldaten. Und von hier aus wird ein Weg zur Eingangstür gebaut.« Er zeigte nach vorn Alys sah etwa zwanzig Männer graben und Steine schleppen.
    »Wird es aus Ziegeln oder aus Stein gebaut?« fragte Alys.
    »Die Hauptpfeiler des Hauses sind aus Stein, aber die Fassade wird aus Backstein sein«, sagte Hugo stolz. »Ihr Farbton ist angenehm warm und hebt sich gegen den Stein ab. Die Backsteine werden hier gebrannt.«
    »Und der Stein?« fragte Alys und sah sich unauffällig um. »Aus der Abtei«, sagte Hugo. »Ich habe die Steine hierherbringen lassen. Einige von ihnen sind schön behauen. Den Schiefer von ihrem Dach werde ich auch verwenden und ein paar von den Balken, die nicht verbrannt sind. Wirst du lachen, Alys, wenn du meine Hure unter einem Nonnendach bist?«
    Alys spürte, wie ihr eiskalt wurde. Sie wandte sich ab. »Und nicht weit vom Fluß ist es auch!« sagte sie. Ihre Stimme klang etwas gequält, aber Hugo merkte nichts.
    »Vielleicht leite ich ihn um und mach ein paar kleine Seen«, sagte er. »Ich liebe das Geräusch von Wasser. Es ist das einzige, was ich vermissen werde, wenn wir die Burg verlassen, das Geräusch von Wasser.«
    Alys nickte. »Und du mußt einen hübschen Garten anlegen«, sagte sie. »Ich

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