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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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werde selbst das Anlegen eines Kräutergartens, eines richtigen Blumengartens, eines Obstgartens und einer Voliere beaufsichtigen!«
    Hugo lachte. »Ja, das sollst du«, sagte er.
    »Und einen Destillationsraum«, sagte Alys. Im Geiste roch sie den sauberen, zarten Geruch des Destillationsraums im Nonnenkloster. »Wir werden einen Medizingarten, einen Kräutergarten und einen Destillationsraum haben, wo ich Medizinen für dich und für mich und für unsere Familien herstellen kann.«
    »Du kannst einen Teil der Geräte der Nonnen haben«, sagte Hugo. »Ein Haufen davon ist unbeschädigt weggeschafft worden. Mörser und Meßgläser und solche Sachen. Ein paar gute Gasflaschen auch, mit goldenen Etiketten.«
    Alys merkte, wie ihr Mund trocken wurde. Dann nickte sie, warf den Kopf zurück und lachte, ein schrilles, unbekümmertes Lachen. »Ja«, sagte sie. »Warum nicht! Alles, was die Nonnen besaßen und du ihnen weggenommen hast, können wir gebrauchen. Warum sollte es verschwendet werden? Laß uns alles nehmen, was wir brauchen, bis wir das Haus genauso haben, wie wir es wollen!«
    Hugo sprang vom Pferd und breitete die Arme für sie aus. Alys rutschte vom Pferd in seine Umarmung und lehnte sich an ihn. Er drückte sie und sagte: »Alys, ich liebe dich. Ich liebe deine Lust auf Leben. Du würdest einer alten Nonne ihr letztes Hemd rauben, nicht wahr — wenn du es brauchst?«
    Alys schaute in sein dunkles, lächelndes Gesicht. »Das würde ich«, sagte sie. Zerstörerischer Übermut packte sie. »Ich habe keine Geduld mit Nonnen, dauernd diese Beichterei und Enthaltsamkeit, um Sünden zu vermeiden. Ich will jetzt leben. Ich will jetzt meine Freude haben und mein Vergnügen. Wenn ich ein verdammter Sünder bin, dann geh ich meiner gerechten Strafe zumindest mit dem Geschmack von allem, was ich wollte, noch warm auf der Zunge, entgegen.«
    Hugo lachte mit ihr. »Du mußt hier deinen Zauber spielen lassen«, drängte er sie. »Eines Abends, wenn die Arbeiter weg sind, werden wir hierherkommen, und du kannst deine wilden Schwestern heraufbeschwören, und wir können uns auf den halbfertigen Mauern und dem Boden lieben, die Steine und die Schieferplatten von den Nonnen befreien und das Haus uns und unseren Wonnen weihen!«
    »O ja!« sagte Alys mit tonloser Stimme. »Ja.«

22
    »Ich wünsche mir ein grünes Kleid«, sagte Alys ganz beiläufig. Sie und Hugo lagen auf dem hohen Bett in ihrer Kammer. Die neuen Wandbehänge paßten farblich genau zu den neuen Vorhängen um das Bett. Ein Feuer aus süß duftenden Kiefernzapfen mit einem Hauch Räucherwerk brannte im Kamin. Der Sommerhimmel draußen war golden verfärbt von der untergehenden Sonne. »Ich möchte ein grünes Kleid für den Sommer«, sagte Alys noch einmal.
    Hugo griff sich eine Locke von Alys' Haar. »Du bist ein teures Weib«, sagte er. »Ich habe dir unzählige Meter Stoff für ein Kleid nach dem anderen geschenkt. Und eigentlich hast du nicht das Recht, Seide zu tragen.«
    Alys kicherte leise. »Du kannst es mir als Vorzeichen schenken«, sagte sie. »Dein Vater hat mir Land und Geld versprochen, wenn unser Sohn geboren ist. Dann werde ich ein freier Mensch sein.«
    »Hat er das?« Hugo lachte überrascht. »Du hast ihn unter der Fuchtel, meine kleine Hexe, nicht wahr? Ich habe noch nie erlebt, daß er Land verschenkt. Nicht einmal Meg, seine Lieblingshure, hat Land von ihm bekommen! Er hat dich ins Herz geschlossen, nicht wahr?«
    Alys grinste ihn selbstzufrieden an. »Er liebt mich, als wäre ich seine Tochter«, sagte sie befriedigt. »Und er möchte, daß ich mit ihm ausreite, wenn das letzte Heu eingebracht wird. Und ich möchte ein neues grünes Kleid. Ein Händler hat es mir gestern gezeigt. Es ist reine Seide und wird ein Vermögen kosten. Er hatte an Catherine gedacht, aber sie paßt ja nicht einmal mehr in eine Wagenplane. So hat er es statt dessen mir gezeigt, und ich verzehre mich danach, Hugo.«
    Hugo lachte. »Hartnäckiges Weibsstück! Du hast so viele Gewänder wie Catherine — das schwöre ich.«
    Alys seufzte und drückte einen Kuß auf seine Schulter. »Nein«, sagte sie. »Catherine hat mehr Kleider als ich. Sie hat all die Gewänder aus den Truhen ihrer Mutter. Und du hast ihr mehr Kleider gekauft, als ich je von dir bekommen habe.«
    Hugo schüttelte den Kopf. »Verdammt, wenn ich es mir nur merken könnte, wann«, sagte er. »Aber höchstens eines im Jahr, seit wir verheiratet sind. Aber du, Alys! Du willst jede Woche ein neues

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