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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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seinem Finger.
    »Du erwartest kein Kind von mir«, sagte er sichtlich enttäuscht.
    Alys lächelte ihn an. »Ich erwartete keines, als ich es das erste Mal behauptete«, sagte sie. Ihre blauen Augen blinzelten fröhlich. »Aber jetzt bin ich keine Lügnerin mehr! Ich bin jetzt schwanger, so wie ich es prophezeit habe. Ich weiß es seit kurzem mit Gewißheit, und bald werde ich so rund sein, wie du es dir nur wünschen kannst.«
    Hugos grimmige Miene klärte sich.
    »Unser Sohn wird im April geboren werden«, sagte Alys voller Zuversicht. »Ich bin glücklich darüber, Hugo. Als wir uns das erste Mal liebten, war es nicht gut. Du kamst von Catherine, und du bist in ihr Bett zurückgegangen. Unser Sohn konnte nur gezeugt werden, wenn du mit Herz und Seele bei mir bist. Und ich wollte nur einen Sohn, der in Leidenschaft empfangen wurde.«
    Hugo zog sie an sich. »Und du glaubst, es ist ein Sohn?« fragte er.
    Alys nickte. »Ich weiß, daß es ein Sohn ist. Er wird in der Zeit geboren, in der die kräftigsten Lämmer zur Welt kommen. Er wird in deinem prachtvollen neuen Haus geboren werden, wenn du dich beeilst und mir ein schönes Gemach mit getäfelten Wänden und großen, hellen Fenstern baust. Richte mir ein Zimmer ein mit Aussicht auf den Fluß, wo ich den ganzen Tag Sonne habe, und ich werde dir einen Sohn schenken, der das Beste von uns beiden vereint. Deinen Mut und meine Künste. Stell dir einen Lord vor, der mit Zauberkräften spielen kann, Hugo! Er könnte zum einflußreichsten Lord im ganzen Land aufsteigen.«
    Hugo drückte sie fester an sich.
    Alys lächelte ihn an. »Und die Tochter, die als nächstes kommen wird — überlege, wer ihr Gemahl werden könnte, Hugo! Wie hoch könnte unsere Familie aufsteigen mit unseren edlen Kindern mit Zauberkräften!«
    Sie schwiegen einen Augenblick, und Alys beobachtete den Ehrgeiz in Hugos Augen. Er und sein Vater hatten sich nichts sehnlicher als Söhne gewünscht, aber inzwischen hatten die Menschen den Wert schöner Frauen als Schachfiguren des Machtspiels erkannt.
    Hugo kehrte in die Gegenwart zurück. »Lüg mich nie wieder an«, sagte er. »Ich mag es nicht, wenn du mich hinters Licht führst. Lüg mich nie wieder an.«
    Alys lachte unbekümmert. »Ich verspreche es. Damals mußte ich lügen, aber jetzt bin ich in Sicherheit, jetzt bin ich in deiner Liebe geborgen, nicht wahr?«
    Er zog sie an sich und begrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Du wirst meine Liebe nicht verlieren, gleichgültig, was du tust.«
    »Und ich bin der beste Gefährte deines Vaters und sein vertrautester Freund«, sagte Alys zufrieden. »Und jetzt trage ich seinen Enkel unter meinem Herzen. Es gibt nichts, was mir jetzt gefährlich werden könnte.«
    Hugo wiegte sie sanft hin und her, fühlte ihre Leichtigkeit, und seine Zärtlichkeit und Leidenschaft erwachten erneut. »Nichts kann dir gefährlich werden«, sagte er zärtlich. »Ich bin hier.« Alys legte ihre Arme um ihn und drückte ihn an sich. Die Brise, die durch das Fenster schwebte, roch nach Heu und Wiesenblumen. Sie schloß die Augen und lächelte. »Jetzt bin ich in Sicherheit«, sagte sie.
    »Aber lüge mich nicht an«, sagte Hugo, immer noch etwas beleidigt. »Ich hasse Frauen, die lügen.«
    Am nächsten Tag wurde die Heuernte abgeschlossen, und Alys und Hugo ritten hinaus, um den Bauern zuzuschauen. Das halbe Schloß begleitete sie: Köche und Bedienerinnen und Knechte, die Soldaten, ihre Frauen, die jungen Pagen und Mädchen, die nähten, backten, brauten oder spannen. Selbst der alte Lord ließ sich diesen Tag nicht entgehen. Er saß auf einem stämmigen alten Kriegsroß, und David, sehr elegant in einem dunklen Samtanzug, ritt neben ihm. Fast hundert Leute genossen den müßigen Tag außerhalb des Schlosses. Eine lachende, singende Menge drängte sich über die Brücke zur anderen Seite des Flusses, und vorneweg ritten Hugo und Alys, auf ihrem neuen Rotschimmel, in ihrem neuen grünen Kleid.
    Sie trug ihr Haar offen, hatte grüne und silbrig glänzende Bänder eingeflochten, was in keiner Weise der Mode der neuen, bescheidenen Königin entsprach. Die Bänder glänzten wie echtes Silber im Sonnenlicht. Sie trug leichte, lederne Reithandschuhe, die mit grünen Bändern verbrämt waren, und neue braune Lederstiefel. Die Rotschimmelstute, die Hugo billig auf dem Markt von Appleby erstanden hatte, war sehr sanft, und Alys ritt sie locker, mit hocherhobenem Haupt, lächelnd, als gehörten ihr die fruchtbaren Felder und die

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