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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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heiligen Leben davongelaufen bist. Aber die beiden werden bis in alle Ewigkeit mit dir Schritt halten, Alys. Am Ende wirst du wählen müssen.«
    »Ich bin eine Nonne«, sagte Alys mit zusammengebissenen Zähnen. »Für mich wird es keine Magie und keine dunklen Künste geben. Ich will sie nicht. Ich will dich nicht. Und ich will Tom nicht. Hör gut zu, Morach. Sobald ich hier weg kann, bin ich fort. Ich schwöre dir, wenn ich heute nacht gehen könnte, wäre ich fort. Ich will nichts davon wissen. Gar nichts.«
    »Still«, sagte Morach plötzlich. Alys verstummte, und die beiden Frauen horchten angestrengt.
    »Jemand ist an der Tür«, zischte Morach. »Kannst du etwas hören?«
    »Ein Pferd«, flüsterte Alys. »Nein, zwei Pferde.«
    Morach kippte mit einer schnellen Bewegung den Wassertopf über das Feuer. Die Glut verlosch sofort, und der Raum füllte sich mit dickem Rauch. Alys hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht zu ersticken.
    Das Klopfen an der kleinen Holztür rumpelte wie Donner. Die beiden Frauen kauerten nebeneinander, den Blick starr auf die Tür gerichtet, als könnte sie jeden Moment auseinanderfallen. Jemand hämmerte mit einem Schwertknauf dagegen.
    »Ich werde aufmachen«, sagte Morach. In der Dunkelheit war ihr Gesicht kreidebleich. »Du machst, daß du nach oben kommst, und versteckst dich unter meinem Strohsack. Wenn es der Hexenscherge ist, wird er wahrscheinlich wegen mir kommen, du kannst vielleicht fliehen. Auf Toms Frau wird keiner hören, wenn sonst keiner etwas gegen dich hat. Los, Mädchen, das ist die einzige Chance, die ich dir geben kann.«
    Alys zögerte keinen Augenblick, wie ein Schatten floh sie nach oben.
    »Ich komme«, sagte Morach mit barscher, dröhnender Stimme. »Laßt gefälligst die Tür einer alten Frau in den Angeln!«
    Sie prüfte, ob Alys versteckt war, dann schob sie den hölzernen Riegel beiseite. Zwei große Männer zu Pferd standen wie Riesen vor der Hütte.
    »Wir wollen die junge weise Frau«, sagte der Mann. Sein Gesicht war gegen die Kälte vermummt, und er war nur mit einer Keule und einem kurzen Dolch bewaffnet. »Die neue, die junge weise Frau. Hol sie.«
    »Ich weiß nicht so recht...«, begann Morach. »Sie ist nicht...«
    Der Mann griff nach unten, packte Morach am Schal und hob sie hoch, bis ihr Gesicht dicht vor seinem war. Das Pferd tänzelte unruhig, und Morach würgte und gurgelte mit strampelnden Beinen.
    »Lord Hugh befiehlt es«, sagte er. »Er ist krank. Er will die junge weise Frau und den Zauberspruch gegen den Brechreiz. Hol sie, und dir passiert nichts. Er wird dich bezahlen. Wenn du sie versteckst, brenn ich dich mit deiner stinkenden Hütte nieder.«
    Er ließ Morach fallen, sie taumelte gegen die Tür und in die Hütte, wo sie die Tür halb hinter sich schloß.
    Alys schaute mit schreckgeweiteten Augen von der Schlafplattform herunter. »Ich kann nicht...«, sagte sie.
    Morach riß sich ihren Schal von der Schulter, breitete ihn auf dem Herd aus und packte Hände voll Kräuter, ein schwarzgebundenes Gebetbuch, vier Päckchen mit dem Pulver, ein glänzendes Stück Quarz, um das ein langes Band geschlungen war, und den Mörser mit dem Stößel hinein.
    »Du mußt es versuchen, sonst bringen sie uns beide um«, sagte sie resigniert. »Es ist eine Chance, und eine gute obendrein. Es sind schon andere geheilt worden. Du mußt es riskieren.«
    »Ich könnte wegrennen«, meinte Alys. »Ich könnte mich heute nacht im Moor verstecken.«
    »Und mich hierlassen? Ich wäre bis zum Morgengrauen tot«, sagte Morach. »Du hast ihn gehört. Er verbrennt mich bei lebendigem Leib.«
    »Dich wollen sie ja nicht«, entgegnete Alys. »Das würden sie nicht tun. Du könntest ihnen sagen, ich sei die Nacht über in Bowes. Ich könnte mich am Fluß verstecken, in einer der Höhlen, während sie losreiten, um mich zu suchen.«
    Morach schaute sie eindringlich an. »Du schmeckst gallebitter, Alys«, sagte sie mit grimmigem Gesicht. »Trotz deines schönen Gesichts schmeckst du gallebitter. Du würdest mich lieber sterben lassen, als etwas zu riskieren.«
    Alys öffnete den Mund, aber Morach drückte ihr den Schal in die Hand, ehe sie etwas sagen konnte.
    »Du würdest meinen Tod riskieren, aber ich nicht«, sagte Morach barsch und schob sie zur Tür. »Raus mit dir, mein Mädchen. Ich komme ins Schloß, wenn ich kann, um zu hören, wie es dir geht. Schau, was du tun kannst. Sie züchten dort Kräuter und Blumen. Vielleicht kannst du deine Nonnenkünste und

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