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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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und griff unter die Decke, um Alys das Hemd auszuziehen. »Mein armer Schatz«, sagte er. »Du hättest mit mir kommen sollen«, sagte er. »Ich sollte nach Cotherstone Manor reiten, aber unterwegs hab ich einen so kapitalen Hirsch gesehen, daß ich ihn jagen mußte. Stundenlang hat er uns an der Nase herumgeführt, und kannst du dir vorstellen, daß ich ihn mit der Armbrust nicht erwischt habe? Ich war nah dran, aber ich hatte Schweiß in den Augen und konnte nichts sehen. Ein glatter Blattschuß, und ich hab nur Nebel gesehen. Schließlich hat William ihn für mich erlegt. Ich war wütend! Du sollst ihn nächste Woche zum Mittagessen bekommen.«
    Er nahm sie mit einem sanften Stoß, stöhnend vor Wonne. »Freu dich«, sagte er und bewegte sich behutsam in ihr. »Catherine werden wir schon los, und sie kann tun und lassen, was sie will. Mein Vater hat sich eine neue Heirat in den Kopf gesetzt, und er kann an nichts anderes mehr denken. Deine alte Lady behauptet sich gegen Stephen und braucht weder deine noch meine Hilfe, und diese Gespenster können nur kleine Mädchen erschrecken, Alys, nicht eine weise Frau wie dich.«
    Er seufzte, und Alys spürte, wie er sanft und schmeichelnd ihre Brust streichelte. Sie öffnete ihre Schenkel weiter.
    »Bist du fröhlich, kleine Alys?« hauchte er. Er bewegte sich jetzt schneller, fordernder, ließ sich von seiner eigenen Lust treiben.
    »Es geht mir ganz gut«, sagte Alys. Ihre Gedanken kreisten um die Ängste und Triumphe des Tages, während ihr Körper sich willig Hugo hingab. Sie lächelte und ließ seinem Willen freien Lauf.
    »O ja«, sagte Hugo.
    Und dann blieben sie beide still liegen.
    »Alys! Alys!«
    Sie wachte sofort auf. Ein silberner Streifen Mondlicht fiel durch die Schießscharte und legte sich über die grün-gelbe Decke auf dem hohen Bett.
    »Was?« fragte sie und bekam selbst Angst, so entsetzt klang seine Stimme.
    Hugos Gesicht war schneeweiß. »Heilige Mutter Gottes«, sagte er. »Ein Traum! Ich hatte einen so furchtbaren Traum! Sag mir, daß ich wach bin und alles Unsinn war!«
    Die Laken waren naß von seinem Schweiß. Im Mondlicht sah Alys, daß seine Haare auf seinem Gesicht klebten. Seine Augen waren weit aufgerissen, wie die eines Mannes im Fieber.
    Hast du von Puppen geträumt?« fragte Alys ohne nachzudenken. »Von kleinen Puppen, die ins Schloß kommen?«
    »Nein«, sagte Hugo. Er streckte die Hände aus. Sie zitterten. »Heilige Mutter Gottes! Ich hab geträumt, meine Finger wären taub. Ich hab geträumt, meine Fingernägel wären weg, wie bei einem Aussätzigen. Ich hatte nur noch gräßliche Stumpen!«
    Alys wurde blaß. »Was für ein Traum!«, sagte sie mit zittriger Stimme. »Aber jetzt bist du wach, Hugo, hab keine Angst.«
    Er schlang die Arme um sie und begrub sein Gesicht an ihrem Hals. »Meiner Treu, hatte ich Angst!« sagte er. »Meine Fingerspitzen, Alys! Sie waren weggeschmolzen. Geschmolzen wie Wachs!«
    Alys lag reglos da, die Arme um ihn geschlungen, und spürte, wie er zitterte. »Still«, sagte sie, als würde sie mit einem kleinen Kind reden. »Still, Hugo, mein Geliebter, mein Schatz, jetzt bist du in Sicherheit.« Nach kurzer Zeit hörte er auf zu zittern und lag wieder ruhig in ihren Armen.
    »Mein Gott! Was für ein Schreck!« Er lachte etwas gequält. »Du wirst mich für einen Säugling halten«, sagte er beschämt.
    Alys, die wie eine gefallene Statue im Mondlicht dalag, von innerer Kälte erstarrt, schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte sie. »Ich habe auch Albträume. Schlaf jetzt, Hugo.«
    Er kuschelte sich wie ein Kind an sie, den Kopf an ihrer Schulter, einen Arm um ihren Leib. »Ein gräßlicher Traum!« sagte er leise.
    Alys streichelte seine feuchten, verklebten Locken. »Ich hab geschrien wie ein Säugling«, sagte er leise lachend.
    Alys drückte ihn noch fester an sich. Bald darauf atmete er ruhig und regelmäßig, seine Ängste fielen von ihm ab. Hugos Arm auf ihrem Bauch war zu schwer. Sie hob seine Hand, um sich von dem Gewicht zu befreien, dann hielt sie inne. Es war zu dunkel, um richtig zu sehen, aber sie streichelte seine Fingerspitzen. Seine Fingernägel waren kurz, ohne Zweifel waren sie kürzer als vorhin. Sie zog seine Hand ins Mondlicht, um besser sehen zu können. Ohne Zweifel waren die Finger abgestumpft und die Nägel oben kürzer und kantiger, so, als hätte man sie weggerieben.
    Alys glitt stöhnend vor Angst aus dem Bett, ging zum Feuer legte einen Kienspan in die rote Glut und zündete eine

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