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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Zukunft. Langsam, eine nach der anderen, wandten sie sich ihr zu.
    »Ich werde mich vor dem Abendessen waschen«, sagte Alys gelassen. »Eliza, laß mir ein Bad bringen. Margery, befiehl ihnen, Feuer in meinem Schlafzimmer zu machen. Ruth, bitte flick mein blaues Kleid, ich habe neulich den Saum runtergetreten, als ich nach oben ging. Mary —«, sie sah sich um. Das Mädchen stand neben der Kammertür, den Blick zu Boden gerichtet, der Inbegriff der perfekten Zofe. »Leg meine Wäsche bereit, ich werde ein frisches Hemd anziehen.«
    Alys beobachtete, wie sie ihre Befehle ausführten. Ihre Damen.
    Hinter der Tür weinte Catherine, während sich langsam die Dunkelheit über das Zimmer senkte. Es wurde Zeit zum Abendessen, aber keiner rief sie, und keiner brachte ihr etwas zu essen. Sie lag auf dem Bett, schluchzte. Aus der Halle drangen Geräusche von Essen und Trinken und Lachen herauf. Keiner kam, um ihr Feuer anzuzünden oder ihr Kerzen zu bringen. Sie überließen sie einfach der kühlen Abendluft und der Dunkelheit.
    Sie hörte, wie die Frauen aus der Halle nach oben kamen. Sie hörte Alys' schrilles Lachen. Aber keine kam an ihre Tür. Keine kam, um zu sehen, ob sie ihr einen Dienst erweisen könnte.
    Die Stille in Catherines Zimmer trübte die Stimmung in der Valerie. Es war noch keine Entscheidung getroffen, aber die Positionen waren schon neu verteilt worden. Hugo fragte nicht nach Catherine, der alte Lord hatte seit ihrer Fehlgeburt nicht mehr von ihr gesprochen. Und jetzt vermieden es sogar Catherines eigene Hofdamen, die ihr seit ihrer Kindheit gedient hatten, ihr ihre Dienste anzubieten. Es war, als wäre sie bereits weit weg gezogen, hinters Moor, dachte Alys, oder ertrunken und begraben. Sie lachte erneut.
    »Ich hab heute eine seltsame Geschichte gehört«, sagte Eliza, während sie sich ein Bier eingoß.
    Ruth schielte kurz zu Lady Catherines Tür, als hätte sie immer noch Angst vor ihr.
    »Erzähl!« sagte Margery. »Aber nicht wieder so etwas Gruseliges. Ich muß heute nacht schlafen.«
    »Ich war heute früh auf dem Markt in Castleton, und da hab ich eine Frau getroffen, die ich kenne. Sie verkauft Eier«, sagte Eliza. »Sie war heute morgen aus Bowes über die Moorstraße gekommen.«
    Alys schaute von ihrem Becher auf und ließ Eliza nicht mehr aus den Augen.
    »Und im Straßenstaub hat sie etwas ganz Eigenartiges gesehen«, sagte Eliza.
    Ruth erschauerte und bekreuzigte sich. »Ich will nichts vom Teufel hören«, warnte sie. »Ich hör mir das nicht an.«
    »Still«, sagten die anderen. »Geh in deine Kammer, Ruth, wenn du die Geschichte nicht verträgst. Was hat sie im Staub gesehen, Eliza? Los, erzähl weiter.«
    »Sie hat kleine Spuren gesehen«, sagte Eliza geheimnisvoll.
    Alys spürte, wie ihr eiskalt wurde.
    »Spuren?« fragte sie.
    Eliza nickte. »Fußspuren. Abdrücke von Reitstiefeln und von einem Paar Schuhe. Als ob eine Frau und zwei Männer die Straße entlang gegangen wären.«
    Mary war nicht sonderlich beeindruckt. »Na und weiter?« fragte sie.
    »Sie waren winzig«, sagte Eliza. »Winzig kleine Fußspuren, so groß wie Mäusepfoten, hat sie gesagt.«
    »Elfenvolk!« rief Mistress Allingham. Sie klatschte in die Hände.
    »Hat sie sich was gewünscht? Hat sie einen Wunsch über den Spuren der kleinen Leutchen ausgesprochen?«
    »Sie ist den Spuren gefolgt«, fuhr Eliza fort.
    Die Frauen schüttelten verwundert die Köpfe. Alys sagte nichts, sie nippte an ihrem Bier.
    »Die Fußspuren der kleinen Frau waren verklebt«, sagte »Voller Schleim, wie bei einer Schnecke.«
    Ruth bekreuzigte sich hastig und stand auf. »Ich will nichts mehr hören. Lauter Unsinn, mit dem man Kinder erschreckt!«
    Die übrigen Frauen waren fasziniert. »Und weiter?« fragten sie. »Was ist dann passiert?«
    »Sie hat sich gebückt und in der Spur mit einem Stöckchen herumgestochert. Sie wollte sie nicht anfassen.«
    Sie schüttelten die Köpfe. Schleim von einem aus dem Volk der Elfen anzufassen konnte alle möglichen Gefahren mit sich bringen.
    »Sie hat gesagt, es war...«, flüsterte Eliza. Alle beugten sich näher. »Sie hat gesagt, es war wie Kerzenwachs«, sagte Eliza triumphierend. Sie lehnte sich auf ihrem Hocker zurück und sah sie an. »Eine seltsame Geschichte, was?«
    Alys leerte ihren Becher in einem Zug. Sie sah, daß ihre Hände vollkommen ruhig waren. »Wo waren denn diese kleinen Spuren?« fragte sie beiläufig. »Auf welcher Straße? Wo genau waren sie?«
    Eliza gab Margery ihren

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