Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
ist nicht nur er«, sagte Alys. »Sein zänkisches Weib hat vorgeschlagen, mir eine Mitgift zu geben. Sie will mich verheiraten. Ich dachte, es wäre nur eine Warnung, daß ich mich von ihrem verdammten Mann fernhalten solle, aber eine ihrer Frauen, Eliza, ist mit einem Soldaten verheiratet, und sie hat mir erzählt, daß Lady Catherine einem der Offiziere gesagt habe, sie würde einen Mann für mich suchen.«
    »Das geht nicht ohne die Zustimmung des alten Lords«, bemerkte Morach.
    »Nein«, stimmte Alys zu. »Aber wenn man dem Soldaten sagt, wir wären so gut wie verlobt, und Lady Catherine bezahlt die Mitgift und sorgt dann dafür, daß wir alleine zusammen sind...«
    Morach nickte.
    »Es kommt noch schlimmer«, sagte Alys niedergeschlagen. »Er erzählt mir von seinen Plänen und Zielen und versucht, mich dazu zu bringen, mich seiner Sache anzuschließen. Er verführt mich, während ich ihn beobachte.«
    »Aus Begierde?« fragte Morach.
    »Ich weiß es nicht!« rief Alys verzweifelt. »Aus Begierde oder Teufelei oder noch schlimmer.«
    »Noch schlimmer?«
    Alys beugte sich vor und flüsterte Morach ins Ohr. »Was, wenn er mich in seiner Gewalt haben will, damit ich mich gegen den alten Lord stelle? Was, wenn er will, daß ich dem alten Lord nachspioniere, seine Briefe kopiere? Was, wenn er mich in seinem Spiel gegen den alten Lord einsetzt?«
    Morach zuckte die Achseln. »Kannst du dich nicht weigern?« fragte sie. »Dem alten Lord erzählen, was er macht, und seinen Schutz erbitten?«
    Alys' Blick bohrte sich in Morachs Augen. Morach musterte ihr blasses, angespanntes Gesicht und den neuen Ausdruck in ihren Augen.
    »Ich glaub es nicht. Er hat dich gepackt, und du bist endlich bereit, es zuzugeben«, sagte sie aus unmittelbarer Intuition. Sie krächzte vor Lachen. »Du bist scharf auf ihn! Meine kleine Nonne! Du schleifst dich selbst in die Hölle vor Sehnsucht nach ihm! Dann kann dich deine Liebe Frau nicht vor dem Feuer zwischen deinen Beinen retten! Dafür hat dein Gott also doch kein Heilmittel!«
    Alys nickte grimmig. »Ich begehre ihn«, sagte sie verbittert. »Das weiß ich jetzt. Ich hab es schon befürchtet, als ich wegen der Kräuter bei dir war. Aber ich dachte, wenn ich den Gedanken unterdrücken könnte, wäre ich sicher. Dann glaubte ich, ich hätte eine Krankheit, ich brannte vor Hitze, ich konnte nicht schlafen, ich konnte nicht essen. Wenn ich ihn sehe, wird mir schwindlig. Wenn ich ihn nicht sehe, bin ich krank vor Sehnsucht nach ihm. Ich bin in der Falle, Morach. Verflucht soll er sein — er hat mich gefangen.«
    Morach pfiff leise, als wolle sie einen Sturm heraufbeschwören. »Dann nimm ihn dir«, sagte sie schlicht. »Das müßte deine Hitze kurieren. Nimm ihn, wie du eine Flasche Wein trinken würdest, trink, bis dir übel davon ist, und dann faß ihn nie wieder an. Ich kann dir zeigen, wie du ihn haben kannst, ohne schwanger zu werden. Nimm ihn und stille deinen Hunger. Warum nicht?«
    »Weil ich die Braut Christi bin«, sagte Alys mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich kann ihn nicht kosten und darauf setzen, daß einmal, zweimal oder sogar hundertmal genug sein wird. Ich bin eine Nonne. Ich sollte gar nicht am weltlichen Leben teilhaben, das ist der wahre Grund. Ich darf gar keinen Mann sehen. Und jetzt habe ich Männer gesehen und ihn gesehen, und ich begehre ihn mehr als mein Leben. Aber ich bin noch immer die Braut Christi, und Hugo muß mich in Ruhe lassen. Du vergißt sehr leicht, Morach. Du vergißt meine Gelübde. Aber ich nicht.«
    Morach zeigte keinerlei Reue. »Was willst du denn tun?«
    »Ich kann ihm einfach nicht vertrauen, und ich fürchte die Eifersucht seiner Frau«, sagte Alys. »Ich muß eine Möglichkeit finden, etwas Macht in dem Netz, das sie weben, zu erlangen. Wohin ich mich auch wende, ich bin in der Falle, und sie spielen mit mir — jeder von ihnen —, als wäre ich der Dorftrottel.«
    Morach nickte.
    »Sie nutzen mich aus«, fuhr Alys mit leiser, wütender Stimme fort. »Für den alten Lord bin ich der einzig wahre Freund und Verbündete. Er behauptet, daß ich ihm mit Haut und Haaren gehöre, ich bin in seiner Gewalt, voller Angst vor einer Anklage wegen Ketzerei, voller Angst, als Nonne entlarvt zu werden. Der junge Lord will mich für das Spiel gegen seinen Vater gewinnen, oder er begehrt mich, oder er will mich einfach aus Lust an der Grausamkeit zappeln lassen. Und Lady Catherine wird mich einem Schänder zum Fraß vorwerfen, um mich dafür zu

Weitere Kostenlose Bücher