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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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der Schwarzen Künste bedient«, wiederholte Alys.
    »Ich habe keinen Handel mit dem Teufel gehabt.«
    »Ich habe keinen Handel mit dem Teufel gehabt.«
    »Ich habe weder sein Antlitz noch das Antlitz seiner Diener geschaut.«
    »Ich habe weder sein Antlitz noch das Antlitz seiner Diener geschaut«, wiederholte Alys. Der Rhythmus der Schwüre lastete wie ein schweres Gewicht auf ihr. Sie spürte, wie ihr Gewand unter den Achseln naß wurde und ihr der kalte Angstschweiß über den Rücken lief. Sie versuchte mit aller Macht, sich nichts anmerken zu lassen. Sie war krank vor Angst.
    »Ich habe weder mit dem Teufel geschlafen noch mit einem seiner Diener, noch mit einem seiner Tiere.«
    »Ich habe weder Verkehr mit dem Teufel gehabt noch mit einem seiner Diener noch mit einem seiner Tiere«, sagte Alys. Ihre Kehle war von Angst zugeschnürt, der Mund ausgedörrt. Sie leckte sich die Lippen, doch auch ihre Zunge war trocken.
    »Ich habe weder den Teufel gesäugt noch einen seiner Diener noch eines seiner Tiere.«
    »Ich habe weder Wachsidole gefertigt noch einen Bann gesprochen. Ich habe keine Geister oder Hexen oder Hexer oder irgendeinen der Schwarzen Gesellschaft heraufbeschworen.« Alys' Stimme zitterte leicht, aber sie hatte sie wieder unter Kontrolle.
    Das Zimmer war absolut still, und ihr Herz klopfte so laut, daß sie dachte, alle würden es hören und ihre Angst erkennen. Sie sah die Wachspuppen so deutlich vor Augen, daß sie glaubte, jeder, der sie ansah, würde sie auch sehen. Die Fingerspitze, mit der sie das Fünfeck gezeichnet hatte, kribbelte und schmerzte. Unter dem Nagel klemmte eine winzige Mehlflocke.
    »Und zum Beweis meiner Unschuld...«, begann der Priester.
    »Und zum Beweis meiner Unschuld...«, wiederholte Alys.
    »... nehme ich dieses geweihte Brot, den Leib unseres Herrn Jesu Christi«, sagte der Priester.
    Alys starrte ihn mit blankem Entsetzen an. »Wiederhole es«, sagte er mit plötzlich sehr mißtrauischem Blick.
    »...nehme ich dieses geweihte Brot, den Leib unseres Herrn Jesu Christi«, sagte Alys. Es kostete sie all ihre Kraft, sich zu beherrschen, ihre Stimme drohte ihr den Dienst zu versagen. Lady Catherines Nasenflügel bebten, als könne sie Alys' Angst wittern.
    Der Priester griff nach der Silberplatte und hob das Leinen. In der Mitte der funkelnden Platte lag eine große weiße Oblate mit einem Kreuz darauf.
    »Ich nehme den Leib Jesu Christi und esse.«
    »Ich nehme den Leib Jesu Christi und esse«, sagte Alys atemlos. Sie beäugte die dicke Oblate und wußte, daß sie unfähig war, sie zu schlucken. Ihre Kehle war zugeschnürt, der Mund ausgedörrt. Sie würde ihr im Hals steckenbleiben.
    »Und wenn ich einen Meineid geschworen habe, wenn ich tatsächlich eine Hexe bin, dann möge ich daran ersticken und dann mögen diejenigen, die Zeugen meiner Handlung hier sind, mich nach ihrem Gutdünken richten, denn dann bin ich verdammt«, diktierte der Priester hastig.
    Allein schon die Worte blieben Alys in der Kehle stecken. Sie öffnete den Mund, aber es kam kein Laut heraus, sie versuchte, sich zu räuspern, aber ihr gelang nur ein krächzendes Geräusch.
    »Sie erstickt!« entfuhr es Lady Catherine. »Sie erstickt an dem Eid.«
    »Sprich weiter, Alys«, sagte der alte Lord und beugte sich vor.
    »Und wenn ich einen Meineid geschworen habe, wenn ich tatsächlich eine Hexe bin« — Alys' Stimme war ein heiseres Krächzen —, »dann möge ich daran ersticken und dann mögen diejenigen, die Zeuge meiner Handlung hier sind, mich nach ihrem Gutdünken richten, denn dann bin ich verdammt.«
    »Das ist der Leib unseres Herrn Jesu Christi«, sagte der Priester, nahm die Oblate von der Platte und hielt sie vor Alys' Gesicht. »Iß.«
    Sie schwankte wie ein Baum im Wind, ihre Knie gaben nach und ihre verängstigten blauschwarzen Augen starrten ins Leere. Die Übelkeit vom gestrigen Wein stieg in ihr auf, mit einem Geschmack wie Galle. Sie schluckte es, um nicht brechen zu müssen, und merkte, daß ihr Hals nicht reagierte. Die Galle stieg hoch, immer höher. Sie legte eine Hand vors Gesicht und merkte, daß sie naß von eisigem Schweiß war. Sie wußte, daß sie brechen würde, wenn sie nur den Mund aufmachte.
    »Iß, Weib«, sagte der alte Lord barsch. »Ich mag diese Verzögerung nicht.«
    Alys schluckte noch einmal. Die Übelkeit war unaufhaltsam, ihr Bauch war von Angstkrämpfen geschüttelt, die Kehle vor Angst wie zugeschnürt; es stieg hoch und immer höher, es würde in einer

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