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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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annullieren.«
    Alys spürte, wie ihr Interesse erwachte. »Kann Euer Bischof das entscheiden?« fragte sie.
    Pater Stephen versicherte sich mit einem Blick über die Schulter, daß keiner sie hören konnte. »Natürlich nicht!« sagte er. »Der König ist das Oberhaupt der Kirche. Alle Entscheidungen, die die Ehe betreffen, gehen vors Kirchengericht und werden dann dem König unterbreitet. Aber der junge Lord und Catherine sind nah verwandt, sie sind Geschwisterkinder, und ihre Großeltern waren ebenfalls Geschwisterkinder. Ich denke, man könnte aufgrund dessen die Ehe für ungültig erklären.«
    Alys atmete tief ein. »Wenn Ihr es empfehlen würdet, würde dann der Bischof Euren Rat befolgen?« fragte sie.
    Pater Stephen lächelte. »Ich habe etwas Einfluß bei Seiner Gnaden«, sagte er selbstzufrieden. »Aber ich habe mich noch nicht entschieden, was ich raten soll. Ich muß beten und darüber nachdenken, Alys. Ich bin Hugos Freund, aber in dieser Angelegenheit bin ich in erster Linie ein Mann Gottes.«
    Alys nickte mitfühlend. »Das ist eine große Verantwortung, Pater Stephen«, sagte sie. Sie sah ihn mit unschuldigen blauen Augen direkt an. »Es wäre so wunderbar, wenn Ihr den jungen Lord von diesen Banden befreien könntet«, sagte sie. »Das Schloß wäre ein viel friedlicherer Ort. Und Lady Catherine bliebe der Schmerz erspart, unter dem sie jetzt leidet.«
    »Die Ehe ist ein Sakrament«, erwiderte der Pater. »Nur Gott kann sie beenden — außer sie war von Anfang an ungültig. Die Laune eines Mannes oder einer Frau kann da nicht den Ausschlag geben.«
    »Aber keiner weiß, was Mylady durchmacht«, sagte Alys. »Gräßliche Perversionen. Und sie steckt so tief in der Sünde, daß sie es genießt wie ein Tier.«
    Pater Stephen war entsetzt. »Das sollte aufhören«, sagte er. »Egal mit welchen Mitteln, ich muß dem Einhalt gebieten. Das ist eine Todsünde.«
    Er hielt inne. »Hier! Du zitterst ja. Geh jetzt auf dein Zimmer und zieh dir trockene Sachen an.«
    Alys wandte sich zum Gehen.
    »Alys«, sagte er zögernd. »Schwöre, daß du nie wieder versuchen wirst, dir das Leben zu nehmen«, sagte er. »Es ist eine schreckliche Sünde, die furchtbarste Sünde. Und sie würde dich auf alle Ewigkeit in die Hölle führen. Auf ewig, Alys! Denk daran.«
    Alys beugte ihren Kopf, den Beutel mit den Zauberpuppen hielt sie sicher umklammert in ihren blauen Händen. »Ich denke daran, Pater«, sagte sie. Dann drehte sie sich um und ging.

12
    In dem warmen Zimmer schliefen die Damen noch immer. Alys streifte den Umhang ab und kroch nackt ins Bett. Sie stopfte den durchnäßten Beutel mit den Puppen unter ihr Kopfkissen und schob sich die feuchten Strähnen aus dem Gesicht. Sie träumte, daß das Schloß ihr gehören würde und Hugos warmer Körper läge schlafend neben ihr. Sie drehte sich im Schlaf, sagte ganz leise seinen Namen und lächelte. Selbst Elizas grobes Wachschütteln konnte sie nicht aus dem zuversichtlichen Traum holen. Sie lächelte Eliza an. »Er liebt mich«, dachte Alys. »Er liebt mich, und er hat versprochen, eine Möglichkeit zu finden, damit wir beide zusammenbleiben können.«
    »Mylady verlangt nach dir«, sagte Eliza mit säuerlicher Stimme. »Sie ruft nach dir, beschwert sich, daß du verschlafen hast. Beeil dich besser.«
    Alys löste sich mit einem Ruck aus ihrer faulen Zufriedenheit, sprang aus dem Bett, streifte ihr dunkelblaues Kleid über, steckte hastig ihr Haar in eine dunkelblaue Kappe und lief durch die Galerie zu Lady Catherines Schlafzimmer.
    »Mylady?« sagte sie beim Öffnen der Tür.
    Catherine saß in ihrem Bett, ihr zartes Leinenhemd war vorne völlig zerrissen, das Bettzeug zerwühlt.
    »Alys«, sagte sie und zeigte lächelnd ihre gelben Zähne. »Alys, ich bedarf deiner Künste.«
    »Natürlich, Lady Catherine«, sagte Alys ruhig. »Was kann ich für Euch tun?«
    »Ich glaube, ich bin guter Hoffnung«, sagte Catherine und strahlte Alys an.
    Alys nickte wortlos.
    »Mylord war in den letzten Wochen unersättlich«, sagte Catherine. Sie leckte sich die Lippen wie ein Gourmet, der eine Speise kostet. »Wie es scheint, kann er gar nicht genug von mir bekommen. Und jetzt bin ich schwanger.«
    »Ich bin sehr glücklich«, sagte Alys leise.
    »Wirklich?« reizte sie Catherine. »Bist du das wirklich? Das überrascht mich, Alys. Ich dachte, du hättest selbst Gelüste auf Lord Hugo! Aber er hat nur Augen für mich. Stimmt das etwa nicht?«
    »Ich weiß, daß er viel mit Euch

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