Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
kommen.«
    Catherines blasse Augen weiteten sich erstaunt. »Dann holt sie einfach, Mylord. Wenn wir uns einig sind, daß wir sie brauchen, haben wir doch keine andere Wahl.«
    Hugo verbeugte sich. »Sehr wohl, Mylady«, sagte er und wandte sich wieder zur Tür.
    »Ihr habt Alys gar nicht begrüßt«, sagte Catherine. »Von jetzt an wird sie für mich unentbehrlich sein. Ihr müßt sie höflich behandeln, Hugo! Gleichgültig, welche Schnallentricks sie in der Vergangenheit versucht hat, jetzt ist sie meine liebste Hofdame!«
    Hugo drehte sich widerwillig um und begegnete Alys' undurchschaubarem blauem Blick.
    »Natürlich«, sagte er kühl. »Verzeiht.« Die Falten zwischen seinen Augenbrauen und in den Mundwinkeln waren tief.
    »Guten Tag, Alys.«
    »Guten Tag, Lord Hugo«, erwiderte Alys und fühlte erneut Kälte in ihrem Körper aufsteigen. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, Catherine zu verstoßen. Es würde keine Annullierung der Ehe geben. Catherine hatte gewonnen. Und Alys' eigener Zauber hatte ihr dabei geholfen.
    Hugo warf Alys einen harten, zornigen Blick zu, dann wandte er sich ab und war aus der Tür, ehe Lady Catherine ihn noch einmal aufhalten konnte.
    »Hol mir das rosaweiße Kleid, Alys«, sagte Lady Catherine zufrieden. »Er liebt mich in dieser Farbe. Und laß den Diener heißes Wasser und heiße Laken bringen. Ich werde baden. Er liebt es, wenn ich dufte.«
    Alys machte einen Knicks wie eine Magd und tat, wie ihr befohlen.
    Zu ihrer Überraschung mußte Alys feststellen, daß sie es kaum erwarten konnte, Morach zu sehen. Sie wartete in der Nähe des Außentores auf die Soldaten, die Morach von Bowes Moor bringen würden. Der Nachmittag war bitterkalt, das Licht stumpf und farblos. Die schneeschwangeren Wolken lagen schwer auf den grauen abweisenden Mauern des Schlosses. Die Schneeflocken, die beständig im Wind wirbelten, waren die einzige Lichtquelle in dieser düsteren Welt. Alys wickelte sich fest in ihren Umhang und steckte die kalten Hände in die Ärmel, während sie darauf wartete, daß die Soldaten Morach brachten.
    Sie hörte sie, bevor sie sie sah. Das Klappern der Hufe auf dem Kopfsteinpflaster und dann das hohle Dröhnen beim Überqueren der Zugbrücke. Sie trat aus dem Bogen des Tores, als der Mann sein Pferd zügelte und die eingewickelte Morach herunterwarf, als könne er es gar nicht erwarten, sie loszuwerden.
    »So, gute Lady!« sagte er. »Jetzt hört endlich auf, mich anzufauchen! Da ist Alys, um Euch zu begrüßen und Euch Euer Quartier zu zeigen. Ihre Schuld ist es, daß man Euch von Eurem rauchigen Kamin weggeholt hat, nicht meine!«
    »Hallo, Morach«, sagte Alys.
    Morach schüttelte sich und zog sich ihre Schals um die gebeugten Schultern.
    »Alys«, sagte sie. Sie musterte das Mädchen kritisch, sah, wie verhärmt ihr weißes Gesicht war.
    »Harte Zeiten«, sagte sie. Es war keine Frage.
    »Tut mir leid, wenn sie dich gegen deinen Willen gebracht haben«, sagte Alys. »Es war Lady Catherines Idee und ihr Befehl. Nicht meiner.«
    Morach nickte. »Sie kriegt ein Kind, was?« fragte sie.
    Alys nickte.
    »Die Puppen haben das gemacht?«
    Alys zog Morach in den Schutz der Mauer und flüsterte ihr ins Ohr.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie. »Wie kann man das feststellen? Hugo sagt, er ist aus freien Stücken zu ihr gegangen, aber bevor ich den Zauber beschworen habe, ist er nie so zu ihr gegangen. Und es war irgendwie...« Sie hielt inne. »Irgendwie total widernatürlich, wie sie zusammen waren.«
    »Widernatürlich?« Morach lachte höhnisch. »Seit wann kann man der Natur Grenzen setzen, Kind? Was meinst du damit? Daß er sie wie ein Hund nimmt? Daß er sie schlägt? Daß er sein Jagdhorn bläst, wenn er kommt?«
    Alys mußte unwillkürlich kichern. »Nein, das nicht!« sagte sie. »Aber alles andere. Und er fesselt sie an sich. Ich hab die Puppen mit einem Band zusammengebunden. Glaubst du, das habe ich verursacht?«
    Morach war nicht aus der Ruhe zu bringen. »Könnte sein«, sagte sie. »Könnte aber auch seine Natur sein. Bring mich rein, Kind, mich friert.«
    Alys nickte dem Wächter zu, nahm Morachs Bündel und führte sie durch den äußeren Burgfrieden, über die innere Zugbrücke und durch den triefenden Garten des inneren Burgfriedens in den Hauptteil der Burg. Sie führte Morach ohne anzuhalten durch die große Halle, aber Morach ließ sich Zeit und schaute sich überall
    um.
    »Erzähl mir vom Haushalt«, sagte sie, als Alys sie weiterzerrte. »Das ist Lord

Weitere Kostenlose Bücher