Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
holen.
    »Was wollte sie denn von dir?« fragte Eliza, kaum daß sie durch die Tür war. »Ist sie heute schlechter Laune? Hugo war doch die ganze Nacht bei ihr, oder?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Alys. »Jetzt ist er nicht bei ihr. Sie glaubt, daß sie schwanger ist. Ich soll es bestätigen.«
    Die anderen Frauen schnatterten vor Aufregung, Elizas Augen wurden ganz rund. »Endlich«, sagte sie. »Hugo hat endlich seine Pflicht erfüllt.«
    »Ja«, sagte Alys trocken. »Dem Himmel sei Dank. Und was für ein Liebesakt das war!«
    »Ist es wahr?« fragte Eliza. »Sie hat es sich schon öfter eingebildet. Und wenn je Haß eine Befruchtung verhindert hat, dann wäre sie bestimmt die Richtige dafür.«
    »Ich bezweifle, daß es stimmt«, sagte Alys. »Sie hat guten Grund zu lügen. Aber ich werde ihr ›ja‹ oder ›nein‹ sagen. Und ich werde es auch dem alten Lord sagen. Wenn sie lügt, werde ich es ihm sofort sagen.«
    »Still«, unterbrach sie Ruth. »Geh zu ihr, Alys, sie wird schon auf dich warten. Soll ich mitkommen?«
    »Ja«, sagte Alys. »Komm mit, Ruth, dann hütet sie ihre Zunge.«
    »Was wirst du tun?« fragte Ruth neugierig, als Alys das Gebetbuch und den Kristall aus ihrem Beutel holte.
    »Ich werde versuchen auszupendeln, ob es ein Baby gibt«, meinte Alys. »Schau nicht so erstaunt, Ruth, das ist keine besondere Kunst.«
    Sie ging voran in Lady Catherines Zimmer. Catherine betrachtete sich gerade in einem gehämmerten Silberspiegel.
    »Was ist das für ein Fleck auf meinem Hals?« fragte sie Alys.
    Alys kam etwas näher. »Ein Bluterguß, Mylady«, sagte sie ruhig. Sie sah Abdrücke von Zähnen. Hugo hatte sie gebissen und an ihr gesaugt.
    Catherine seufzte genüßlich. »Wie kann der dahingekommen sein, Alys?« fragte sie mit unschuldiger Miene.
    »Ein Biß«, war Alys' knappe Antwort.
    »Oh«, sagte Catherine. »Das hatte ich vergessen. Das war Hugo. Er packt mich und beißt mich und saugt, als ob er mich auffressen will. Wir werden einen Löwen haben, keinen Sohn, Alys! Denn er nimmt mich wie ein Löwe!«
    Alys nickte kühl, aber ihre Wangen waren krebsrot. Catherine entgingen die Anzeichen der Eifersucht nicht. Ihr entging selten etwas.
    »Bist du noch Jungfrau, Alys?« fragte sie. »Ich könnte die Heirat arrangieren, von der wir geredet haben. Der junge Soldat ist immer noch willens. Ich möchte nicht, daß du alt, ausgedörrt und ungeliebt dein Leben fristen mußt. Es ist wunderbar, wenn ein Mann verrückt nach einem ist, Alys. Wenn Hugo zu mir kommt, fühle ich mich wie eine Königin. Wenn er mich in die Arme nimmt und meinen ganzen Körper mit Küssen bedeckt! Ich kann dir gar nicht sagen, Alys, was für ein Gefühl das ist! Das ist eine so ungeheure Wonne, daß man fast ein schlechtes Gewissen bekommt — wie bei einer Todsünde.«
    Alys' Zorn stieg wie Galle in ihrer Kehle hoch. »Ihr seid in der Liebe gesegnet, Mylady«, sagte sie. »Könnt Ihr mir jetzt sagen, wann Ihr das letzte Mal Eure Zeit hattet?«
    Catherine runzelte die Stirn. »Vor fünf, nein, vor sechs Wochen«, sagte sie.
    »Ist Euch manchmal übel?«
    Catherine schüttelte den Kopf.
    »Schmerzen Eure Brüste, oder sind sie geschwollen?« fragte Alys. Sie spürte, wie ihre Wangen glühten, während sie sich zwang, kühl mit Hugos Frau zu reden.
    Catherine lachte. »Natürlich tun sie weh!« sagte sie hochbeglückt. Sie öffnete ihr Hemd, damit Alys sie sehen konnte. Ihre großen Brüste mit den braunen Spitzen waren auf beiden Seiten mit Reihen kleiner Blutblasen übersät.
    Ruth fragte entsetzt: »Seid Ihr verletzt, Mylady?«
    Catherine schloß die Augen und schwelgte in der Erinnerung: »Oh, er hat mir weh getan«, sagte sie mit sehr leiser Stimme. »Er hat mich gefesselt und dann von hinten genommen.«
    Sie öffnete die Augen. Sie glühten vor lustvollen Erinnerungen. »Wünschst du dir nicht, daß er das auch mit dir macht, Alys?« fragte sie. »Bist du nicht begierig darauf? Von ihm genommen zu werden, wie von einem wilden Hengst?«
    Alys räusperte sich. Ihr Mund war mit einem Mal wie ausgedörrt. »Nein, Mylady«, sagte sie schlicht. »Das Gottesurteil, das Ihr mir aufgezwungen habt, hat nicht nur meine Sinne, sondern auch meinen Charakter geklärt. Ich sehne mich nicht mehr nach dem jungen Lord. In jedem Fall«, sagte sie mit eisiger Stimme, »wäre das nicht nach meinem Geschmack. Schmerz bereitet mir keine Lust. Jetzt werde ich meine Hand auf Euren Bauch legen und sehen, ob ich das Baby auspendeln kann, Mylady«,

Weitere Kostenlose Bücher