Die weise Frau
zusammen war, Mylady«, sagte Alys. Sie spürte, wie die Wut in ihr hochstieg und ihr das Blut in den Adern schwoll. »All Eure Hofdamen wissen, daß Mylord Euch oft besucht hat. Wir freuen uns alle über Euer Glück.«
Lady Catherines Lachen klirrte durch den Raum. »Das kann ich mir denken«, sagte sie bissig. »Und du, Alys? Hast du alle Hoffnung aufgegeben?«
»Ja«, log Alys ohne jede Mühe. »Ich bin hier, um Lord Hugh als Sekretär und Kräuterheiler zu dienen. Wenn er meine Dienste nicht mehr benötigt, werde ich nach Hause zurückkehren. Ich bin die Dienerin seines Sohnes und die Eure, Mylady. Mehr nicht.«
Catherine nickte. »Ja«, sagte sie, um die Sache noch zu betonen. »Du bist Hugos Dienerin. Er kann dich benutzen oder verstoßen. Es spielt keine Rolle.«
Alys machte schweigend einen Knicks.
»Er kann dich haben, wenn er es wünscht«, sagte Catherine schlicht. »Es spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich war eifersüchtig auf dich und hatte Angst, du würdest ihn mir wegnehmen. Aber jetzt, da ich ein Kind erwarte, kann ihn mir keiner wegnehmen. Er kann mit dir schlafen, wenn er will. Ich habe gewonnen, Alys. Begreifst du das? Er gehört jetzt mir. Ich bin die Mutter seines Kindes. Und weder der alte Lord noch Lord Hugo werden etwas anderes in dir sehen als einen Zeitvertreib.«
Alys hielt den Blick auf den Boden gerichtet. Als Catherine verstummte, schaute sie kurz auf.
»Begreifst du das?« fragte Catherine.
Alys nickte. Sie brachte kein Wort heraus, wollte durch ihren Willen die Nachricht unwahr machen. Sie wollte, daß Catherine unfruchtbar war, unfruchtbar blieb. Es war nicht nötig, daß Catherine ihr sagte, daß sie gewonnen hatte, wenn Hugo einen rechtmäßigen Erben bekam und er seine leisen Versprechen von gestern nacht vergessen würde.
»Ich bedarf deiner Dienste«, sagte Lady Catherine in ganz anderem Tonfall. »Meine eigene Mutter ist tot, wie du weißt, und ich habe keine Freundinnen, die ich um Rat fragen kann. Meine alte Amme ist letztes Jahr gestorben, und es gibt niemanden im Schloß, der mir sagen kann, was ich für meine und die Gesundheit meines Kindes tun soll. Lord Hugh schwört, daß du kräuterkundig bist, die beste Heilerin, die ihm je begegnet ist. Ich erwarte, daß du für meine Gesundheit sorgst. Und ich erwarte auch, daß du mein Kind zur Welt bringst. Ich will einen Sohn, Alys. Du bist dafür verantwortlich.«
Alys kam ein Stück näher an das hohe Bett. »Mylady, Ihr braucht einen Arzt und eine Hebamme«, sagte sie. »Ich habe etwas Erfahrung mit Geburten, aber um Eurer Gesundheit und der des Erben willen solltet Ihr einen Arzt haben.«
Catherine tat das mit einem Achselzucken ab. »Wenn die Niederkunft naht, werde ich einen rufen lassen«, sagte sie hochmütig. »Aber in der Zwischenzeit werde ich deinen Rat und deine ständige Fürsorge haben. Du warst doch schon bei Geburten dabei, nehme ich an? Hast du Erfahrung?«
Alys schüttelte trotzig den Kopf. »Ich bin erst sechzehn«, sagte sie. »Lord Hugh war so freundlich, meinen Kräutern Vertrauen zu schenken. Er hatte seine medizinischen Berater fortgejagt und wollte sie nicht mehr sehen. Aber Ihr habt keinen Streit mit den weisen Frauen und den Hebammen um das Schloß, Mylady. Ihr solltet mit ihnen sprechen.« Sie sagte nicht, daß sie lieber sterben als für Catherine sorgen würde, aber der Haß zwischen den beiden Frauen war greifbar wie Catherines halbnackter Körper.
»Was ist mit der alten Frau in Bowes?« fragte Catherine. Sie genoß es, das Gespräch zu verlängern und zu sehen, wie Alys' blasses Gesicht immer entsetzter wurde, und zu hören, wie Alys krampfhaft nach Entschuldigungen suchte. »Würde sie gut für mich sorgen?«
Alys ging in die Falle. »Meine Verwandte Morach?« fragte sie. »O ja, natürlich. Sie hat viel Erfahrung. Sie war bei vielen Geburten dabei. Sie könnte kommen und Euch sofort untersuchen und Euch pflegen. Sie ist eine ausgezeichnete Hebamme.«
Catherine nickte. »Gut, dann nehm ich euch beide«, sagte sie triumphierend. »Ich werde die Soldaten schicken und Morach holen lassen. Sie kann hier bei uns leben. Sie kann über meine Gesundheit wachen, und ihr könnt mir beide dienen. Du wirst Tag und Nacht an meiner Seite sein, Alys. Und jetzt möchte ich, daß du mich anschaust und mir sagst: Bin ich schwanger? Ist es ein Junge?«
Alys machte einen Knicks, versuchte, sich ihren Zorn und ihre Angst nicht anmerken zu lassen, und ging dann ihr kleines Bündel aus dem Frauengemach
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