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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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ein Kind erwartet.«
    Alys nickte betrübt. »Ja.«
    »Hast du seither schon mit ihm geredet?« fragte Morach.
    »Nein«, erwiderte Alys. »Wir waren nie allein.«
    »Aber er hat dir ein Zeichen gemacht, oder? Dich auf der Treppe abgefangen und gesagt: ›Keine Angst, Schätzchen!‹«
    »Er ist auf der Jagd«, verteidigte ihn Alys.
    »Hat er dir eine Nachricht geschickt, daß zwar die reiche Lady Catherine seinen Sohn und Erben unter dem Herzen trägt, du aber immer noch seine einzige Liebe bist und alle Versprechen gelten? Daß er sie wegschicken wird und dich an ihren Platz setzt?«
    Alys schüttelte betroffen den Kopf.
    Morach lachte krächzend. »Dann solltest du besser um eine Totgeburt beten«, sagte sie freundlich. »Oder um einen Idioten, einen Schwächling oder ein kränkliches Mädchen aus einem geborstenen Leib, der nie wieder ein Kind austragen kann. Was darf's denn sein, Alys? Vielleicht etwas, das ein bißchen stärker ist als Gebete? Ein kleiner Zauberspruch, damit Catherine eine Fehlgeburt hat? Kräuter im Essen? Gift auf den Laken, damit ihre Haut anschwillt und Blasen schlägt, um das Baby zu vergiften, wenn es rauskommt?«
    »Still«, sagte Alys mit einem Blick auf die massive Tür. »Sprich nicht davon, solange du hier bist, Morach. Denk es nicht einmal. Ich bin im Pentagramm gestanden. Ich habe meine Macht von den Fußsohlen bis in die Fingerspitzen gespürt.«
    Morach seufzte zufrieden. »Du bist soweit«, sagte sie. »Endlich.«
    »Ich will es nicht«, zischte Alys. »Ich habe die Macht und ihre Wonnen gespürt, und ich habe es genossen. Ich weiß jetzt, was du meinst, Morach, es ist wie der stärkste Wein. Aber das wird nicht mein Weg sein. Ich werde Hugo vertrauen. Ich werde mich auf das verlassen, was er versprochen hat. Und ich werde mein Versprechen halten, mich von meiner Magie zu befreien. Ich will diese Macht loswerden. Ich will eine ganz normale Frau sein. Ich will ein normales Leben und seine Wonnen. Nicht deines.«
    Morach lachte stillvergnügt, als wäre das alles egal.
    »Ich werde Hugo ganz bestimmt die Treue halten«, sagte Alys. »So schwer es auch in den nächsten Monaten sein mag. Wir haben uns das Versprechen gegeben. Ich habe ihm meine Liebe gegeben, ich werde ihm treu bleiben.«
    Morach tat ihre Worte mit einem Schulterzucken ab. »Vielleicht«, sagte sie, nicht sonderlich beeindruckt. »Aber was ist mit den Puppen? Sind sie an einem sicheren Ort?«
    »Ich will sie loswerden«, flüsterte Alys. »Gestern nacht habe ich eine in den Graben geworfen, aber sie ist nicht untergegangen. Ich mußte ins Wasser und sie rausholen. Sie hat mich fast ertränkt, Morach. Es war die Puppe von Lady Catherine, und ich hatte das Gefühl, sie hat mich hineingezerrt. Ich hab gehört, wie sie gelacht hat, als ich untergegangen bin. Ich hab sie lachen hören, Morach! Ich will die Puppen loswerden. Du mußt sie zurücknehmen.«
    Morach zog einen Hocker zum Feuer und schaute einen Augenblick lang in die Flammen. Als sie den Kopf wieder hob, war ihr Gesicht grau. »Sie gehören dir«, sagte sie. »Deine Kerzen, deine Befehle, deine Puppen. Ich will sie nicht um mich haben. Ich will sie nicht. Es überrascht mich nicht, daß sie versucht haben, dich zu ertränken. Ein Schatten umgibt sie, den ich deutlich sehen kann. Aber der sieht aus wie Wasser.«
    »Viel Wasser?« fragte Alys. Sie schaute ins Feuer wie Morach. Aber sie sah nur die dunklen Torfflecken und rote Glut.
    »Eine Lunge voll reicht«, sagte Morach verbittert. »Zuviel, wenn es deine Lunge ist. Auf jeden Fall gehören die Puppen dir.«
    »Kann ich sie vergraben?« fragte Alys.
    Morach zuckte die Achseln. »Das könntest du. Der Schatten, den ich sehe, ist Wasser, nicht Erde.«
    »Kann ich sie ins Feuer werfen und schmelzen und verbrennen?«
    Morach legte ihren Kopf zur Seite und schaute ins Feuer. »Ein riskantes Glücksspiel«, sagte sie.
    »Was soll ich denn dann mit ihnen machen?« fragte Alys irritiert.
    Morach lachte boshaft. »Das hättest du dir vorher überlegen sollen.«
    Alys wartete.
    »Also gut«, sagte Morach. »Wenn das Wetter sich bessert, gehen wir ins Moor und werfen sie in eine der Höhlen. Wenn ihr Schatten Wasser ist, kriegen sie dann reichlich davon. Vielleicht können wir ihnen durch einen Zauber ihre Macht wegnehmen. Wo bewahrst du sie auf?«
    »An mir«, erwiderte Alys. »In einem Beutel an meinem Gürtel. Ich hatte kein eigenes Zimmer und fürchtete, man könnte sie finden.«
    Morach schüttelte den Kopf. »Das

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