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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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erfüllten Eragon mit Entsetzen. Er konnte nicht zulassen, dass sie ihre Fähigkeiten behielt, wenn sie sie derart missbrauchte. Saphira stimmte ihm zu und mit ihrer Hilfe suchte er den vielversprechendsten neuen Gegenzauber heraus und wollte den Text sprechen.
    Doch Elva hielt ihm blitzschnell den Mund zu. Das Zelt bebte unter Saphiras Knurren, das Eragon mit seinem geschärften Gehör beinahe taub werden ließ. Während alle herumfuhren bis auf Elva, die ungerührt die Hand auf Eragons Gesicht presste, sagte Saphira: 
Lass ihn los, Kleines!
    Von dem Lärm aufgeschreckt, stürmten Nasuadas sechs Leibwächter mit gezogenen Waffen herein, während Bloëdhgarm und die anderen Elfen zu Saphira liefen, sich rechts und links von ihr aufstellten und die Zeltplane beiseitezogen, um sehen zu können, was los war. Auf ein Zeichen Nasuadas ließen die Nachtfalken ihre Waffen sinken, aber die Elfen hielten ihre Schwerter weiter gezückt. Die Klingen schimmerten wie Eis.
    Elva schienen weder der Aufruhr noch die auf sie gerichteten Waffen aus der Ruhe zu bringen. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete sie Eragon wie einen seltenen Käfer, der gerade über ihre Stuhllehne krabbelte. Dann lächelte sie so süß und unschuldig, dass er sich fragte, warum er ihr nicht mehr vertraute. Mit einer Stimme wie warmer Honig sagte sie: »Eragon, hör auf. Wenn du mir diesen Zauber aufzwingst, verletzt du mich, wie du es schon einmal getan hast. Das willst du doch nicht? Jeden Abend, wenn du dich schlafen legst, wirst du an mich denken und die Erinnerung an das Unrecht, das du mir zugefügt hast, wird dich nicht zur Ruhe kommen lassen. Was du da gerade vorhattest, war schlecht, Eragon. Bist du etwa der Richter über die Welt? Willst du mich schon verurteilen, ohne dass ich überhaupt etwas Böses getan habe, nur weil du mir nicht traust? Galbatorix wäre zufrieden mit dir.«
    Sie ließ ihn los, aber Eragon rührte sich nicht. Sie hatte ihn mit ihren Worten ins Mark getroffen, und ihm fiel nichts zu seiner Verteidigung ein, denn dieselben Fragen hatte er sich auch schon gestellt. Es lief ihm kalt den Rücken hinunter, als ihm bewusst wurde, wie gut sie ihn kannte. »Ich bin dir dankbar, Eragon, dass du heute hergekommen bist, um alles wiedergutzumachen. Nicht jeder gesteht seine Fehler so freimütig ein und setzt sich mit ihnen auseinander. Trotzdem stehe ich nicht in deiner Schuld. Du hast die Dinge, so gut du konntest, gerichtet, aber das hätte jeder anständige Mensch getan. Du hast mich nicht für das entschädigt, was ich ertragen musste - das kannst du auch gar nicht. Wenn sich unsere Wege also das nächste Mal kreuzen, Eragon Schattentöter, dann betrachte mich nicht als Freund oder Feind. Meine Empfindungen dir gegenüber sind gespalten, Drachenreiter. Ich habe mich noch nicht entschieden, ob ich dich hasse oder liebe. Das hängt ganz von dir ab... Saphira, du hast mir den Stern auf meiner Stirn geschenkt und warst immer freundlich zu mir. Deshalb bin und bleibe ich für immer deine treue Dienerin.«
    Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe von dreieinhalb Fuß auf und blickte einmal in die Runde. »Eragon, Saphira, Nasuada... Angela. Guten Tag.« Und damit rauschte sie auf den Ausgang zu. Die Nachtfalken bildeten eine Gasse, durch die sie ins Freie lief.
    Eragon erhob sich mit gemischten Gefühlen. »Was habe ich da bloß für ein Monster geschaffen?« Die beiden Urgalwächter berührten schnell die Spitzen ihrer Hörner, wie es bei ihnen Brauch war, um das Böse abzuwehren. Eragon sagte zu Nasuada: »Es tut mir leid. Wie es scheint, habe ich für dich alles nur noch schlimmer gemacht - für uns alle.«
    Ruhig wie ein Gebirgssee, ordnete Nasuada ihr Gewand und sagte: »Macht nichts. Das Spiel ist nur ein bisschen komplizierter geworden, das ist alles. Damit war zu rechnen, je näher wir Urû’baen und Galbatorix kommen.«
    Kurz darauf hörte Eragon etwas durch die Luft auf ihn zusausen. Er duckte sich, war aber nicht schnell genug, um der schallenden Ohrfeige zu entgehen, die ihn gegen einen Stuhl taumeln ließ. Er rollte sich über die Sitzfläche ab, zückte sein Jagdmesser und sprang auf, bereit, zuzustechen. Zu seiner Überraschung erkannte er, dass es Angela gewesen war, die ihn geohrfeigt hatte. Die Elfen standen dicht hinter der Seherin, um sie zu überwältigen, falls sie erneut ausholte, oder auf Eragons Befehl hin abzuführen. Zu ihren Füßen hockte Solembum mit gesträubtem Fell, ausgefahrenen Krallen und gebleckten

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