Die Weisheit des Feuers
geholfen.«
»Ja.«
»Nun muss ich wohl
dich
Schattentöter nennen.«
»Wir sind beide...«
Sie schraken zusammen, als Saphira plötzlich ein herzzerreißendes Wehklagen anstimmte und mit ihren Klauen tiefe Furchen in den Steinboden grub. Ihr Schwanz peitschte hin und her, zertrümmerte die Möbel und fegte die finsteren Bilder von den Wänden.
Fort!,
jammerte sie.
Fort! Für immer fort!
»Saphira, was fehlt dir?«, rief Arya. Als der Drache nicht antwortete, richtete sie die Frage an Eragon.
Eragon hasste die Worte, die zu sagen waren. »Oromis und Glaedr sind tot. Galbatorix hat sie umgebracht.«
Arya wankte, als hätte man sie geohrfeigt. »Oh!«, wimmerte sie und umklammerte die Sessellehne so fest, dass ihre Handknöchel weiß hervortraten. Ihre schräg stehenden Augen füllten sich mit Tränen, die ihr die Wangen hinabliefen. »Eragon.« Sie streckte die Hand aus und berührte ihn an der Schulter, und ohne dass er recht wusste, wie es dazu kam, nahm er sie in die Arme. Dann wurden auch ihm die Augen feucht. Aber er biss die Zähne zusammen, um die Tränen zurückzudrängen, denn wenn er erst einmal anfing zu weinen, würde er nicht mehr aufhören.
So aneinandergeschmiegt standen sie eine ganze Weile da und trösteten sich gegenseitig, dann löste sich Arya von ihm und fragte: »Wie ist das passiert?«
»Oromis hatte einen seiner Anfälle, und während er gelähmt war, hat Galbatorix Murtagh dazu benutzt...« Eragons Stimme brach und er schüttelte den Kopf. »Ich erzähle es dir und Nasuada zusammen. Sie sollte davon erfahren und ich will es nicht mehr als einmal erzählen müssen.«
Arya nickte. »Dann lass uns zu ihr fliegen.«
EIN NEUER TAG
A ls Eragon und Arya Fürstin Lorana aus dem Turmzimmer nach unten begleiteten, kamen ihnen Bloëdhgarm und der Rest der Elfengarde entgegengerannt, immer vier Stufen auf einmal nehmend.
»Schattentöter! Arya!«, rief eine Elfe mit langem schwarzem Haar. »Seid ihr verletzt? Wir haben Saphiras Klageruf gehört und dachten, einer von euch sei vielleicht tot.«
Eragon warf Arya einen fragenden Blick zu. Fürstin Lorana stammte nicht aus Du Weldenvarden, deshalb durfte er in ihrer Gegenwart nicht über Oromis oder Glaedr sprechen. So verlangte es das Schweigegelübde, das er Königin Islanzadi gegenüber abgelegt hatte. Nur sie, Arya oder wer auch immer Islanzadi auf den Thron in Ellesméra folgen würde, konnte es ihm erlauben.
Arya nickte und sagte: »Ich entbinde dich von deinem Eid, Eragon, euch beide. Du kannst über sie reden, mit wem du willst.«
»Nein, wir sind nicht verletzt«, sagte Eragon. »Aber Oromis und Glaedr sind gerade gestorben, gefallen im Kampf über Gil’ead.«
Wie aus einem Munde schrien die Elfen auf und fingen an, Eragon mit Dutzenden von Fragen zu überhäufen. Arya hob eine Hand. »Haltet euch zurück. Dies ist weder die Zeit noch der Ort, eure Neugier zu befriedigen. Es streifen immer noch Soldaten umher, und wir wissen nicht, wer uns vielleicht zuhört. Haltet eure Trauer in euren Herzen verborgen, bis wir in Sicherheit sind.« Sie hielt inne und sah Eragon an. »Ich werde euch über die Umstände ihres Todes unterrichten, sobald ich sie selbst kenne.«
»Nen ono weohnata, Arya Dröttningu«,
murmelten sie.
»Habt Ihr meinen Hilferuf empfangen?«, fragte Eragon den Wolfkatzenelf.
»Habe ich«, sagte Bloëdhgarm. »Wir sind gekommen, so schnell wir konnten, aber viele Soldaten waren uns im Weg.«
Eragon drehte nach Elfenart die Hand vor der Brust. »Ich muss mich entschuldigen, dass ich euch einfach zurückgelassen habe, Bloëdhgarm-Elda. Die Hitze des Gefechts hat mich übermütig und leichtsinnig gemacht und dieser Fehler hätte uns beinahe das Leben gekostet.«
»Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen, Schattentöter. Auch wir haben heute einen Fehler gemacht. Er wird sich nicht wiederholen, das verspreche ich. Von jetzt an werden wir ohne Vorbehalt an Eurer Seite kämpfen und an der Seite der Varden.«
Gemeinsam marschierten sie die Treppe zum Hof hinunter. Die Varden hatten die meisten feindlichen Soldaten in der Burganlage getötet oder gefangen genommen, und die wenigen, die noch kämpften, ergaben sich, als sie sahen, dass sich Fürstin Lorana in Gewahrsam der Varden befand. Da das Treppenhaus für Saphira zu eng war, hatte sie es vorgezogen, sich von ihren Schwingen nach unten tragen zu lassen, und wartete schon auf sie.
Eragon blieb mit Saphira, Arya und Fürstin Lorana im Hof stehen,
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