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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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zweimal, bevor er schluckte und zum nächsten überging. Er nagte jeden einzelnen Knochen mit der Geschicklichkeit eines Menschen ab, der sich gut mit dem Körperbau von Tieren auskennt. Die Knochen schichtete er fein säuberlich neben sich auf. Als der letzte Rest des Eidechsenschwanzes in Sloans Kehle verschwunden war, reichte ihm Eragon die andere Eidechse, die noch unangetastet war. Sloan seufzte dankbar und fuhr fort, sich vollzustopfen. Dabei machte er sich nicht die Mühe, sich das Fett von Mund und Kinn zu wischen.
    Die zweite Eidechse war zu viel für Sloan. Bei den untersten zwei Rippen des Brustkorbs angekommen, konnte er nicht mehr und legte den Rest auf den Knochenstapel neben sich. Dann richtete er sich auf, fuhr sich mit der Hand über den Mund, strich die langen Haare hinter die Ohren und sagte: »Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, fremder Herr. Es ist so lange her, seit ich zuletzt etwas Ordentliches gegessen habe. Ich glaube, ich weiß diese Mahlzeit sogar noch mehr zu schätzen als meine Freiheit … Darf ich fragen, ob Ihr wisst, was mit meiner Tochter Katrina geschehen ist? Sie war auch im Helgrind gefangen.« In seiner Stimme schwangen die unterschiedlichsten Empfindungen mit: Angst, Ehrerbietung und Unterwerfung; Hoffnung und Beklommenheit, was das Schicksal seiner Tochter anging; und eine Entschlossenheit, die so unnachgiebig war wie die Berge des Buckels. Das Einzige, was Eragon erwartet hatte, aber nicht zu hören bekam, war die höhnische Verachtung, mit der ihn Sloan in Carvahall immer behandelt hatte.
    »Sie ist bei Roran.«
    Sloan schnappte nach Luft. »Roran! Wie ist der denn hierhergekommen? Haben ihn die Ra’zac auch erwischt? Oder...«
    »Die Ra’zac und ihre Rösser sind tot.«
    »Ihr habt sie 
getötet
?... Wer -« Einen Moment lang zuckte Sloan, als würde er mit dem ganzen Körper stottern, dann wurden seine Wangen und Lippen schlaff, die Schultern sackten zusammen und er suchte Halt an einem Busch. Kopfschüttelnd sagte er: »Nein, nein... 
Nein...
 Unmöglich. Die Ra’zac haben darüber geredet. Sie verlangten Antworten, die ich ihnen nicht geben konnte, aber ich dachte... Ich meine, wer hätte geglaubt...?« Seine Lungen pumpten so heftig, dass Eragon befürchtete, er würde zusammenbrechen. Keuchend, als hätte er einen Fausthieb in den Bauch bekommen, presste Sloan hervor: »Ihr könnt doch nicht... Eragon sein.«
    Ein Gefühl von 
Schicksal
 und 
Bestimmung
 senkte sich auf Eragon. Er kam sich vor wie das Werkzeug dieser beiden unerbittlichen Gebieter, dementsprechend antwortete er so bedächtig, dass jedes Wort wie ein Hammerschlag niederfuhr und das ganze Gewicht seiner Würde, seiner Stellung und seines Zorns in sich trug. »Ich bin Eragon und noch viel mehr. Ich bin Argetlam und Schattentöter und Feuerschwert. Mein Drache ist Saphira, die man auch als Bjartskular und Flammenzunge kennt. Wir sind von Brom ausgebildet worden, der auch ein Drachenreiter war, und von den Zwergen und Elfen. Wir haben gegen die Urgals, den Schatten und Murtagh, Morzans Sohn, gekämpft. Wir dienen den Varden und den Völkern von Alagaësia. Ich habe dich hergebracht, Sloan Aldensson, um dich für den Tod von Byrd und den Verrat an Carvahall zur Rechenschaft zu ziehen.«
    »Du lügst! Du bist nicht...«
    »Lügen?«, brüllte Eragon. »Ich lüge nie!« Er drängte sich mit seinem Geist in Sloans Bewusstsein, umfing es mit seinem eigenen und zwang den Metzger, Erinnerungen zuzulassen, die die Wahrheit seiner Worte bewiesen. Sloan sollte außerdem seine neue Kraft spüren und erkennen, dass er nicht mehr nur ein Mensch war. Auch wenn er es sich ungern eingestand, so genoss er doch seine Macht über einen Mann, der ihm oft genug Ärger bereitet und ihn und seine Familie mit seinen spöttischen Reden beleidigt hatte. Dann zog er sich wieder aus Sloans Bewusstsein zurück.
    Der zitterte immer noch, kroch aber nicht vor ihm im Staub, wie Eragon erwartet hatte. Stattdessen wurde seine Miene kalt und hart. »Verflucht sollst du sein!«, sagte er. »Ich brauche mich nicht vor dir zu rechtfertigen, Eragon, Sohn eines Niemand. Aber eins sollst du trotzdem wissen: Was ich getan habe, habe ich Katrina zuliebe getan, und nichts anderes.«
    »Ich weiß. Das ist auch der einzige Grund, warum du noch am Leben bist.«
    »Mach mit mir, was du willst. Es schert mich nicht, solange sie in Sicherheit ist... also, weiter! Was soll das werden? Willst du mich auspeitschen oder brandmarken? Meine

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