Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

Titel: Die weiße Bestie: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helle Vincentz
Vom Netzwerk:
nicht, dass ich das kann, Onkel Julius « , flüsterte sie.
    Die Mutter zog die Augenbrauen hoch, und Sally wusste, dass sie zu undankbar war, aber der Onkel lächelte wieder breit.
    » Du hast ja die Sprache doch nicht verloren! Und selbstverständlich kannst du das, mein Mädchen, deine Mutter hat mir erzählt, wie fleißig du in der Schule bist. Das freut mich zu hören. Wenn du weiterhin so gut bist, kann es sein, dass du die erste Frau in unserer Familie wirst, die zur Universität geht. « Onkel Julius blinzelte erneut der Mutter zu. » Aber das besprechen wir dann zu gegebener Zeit « , fügte er hinzu.
    Sally zwang sich dazu zu lächeln, weil sie wusste, dass man dankbar sein sollte, wenn jemand etwas für einen tun wollte. Besonders, wenn man sowohl ein Mädchen als auch arm war. Aber sie konnte nicht erkennen, wie das gelingen sollte. In den Tagen, in denen sie nicht in der Schule gewesen war, war sie mit den Aufgaben weit hinter den Klassenkameraden zurückgefallen.
    Und ungeachtet dessen, was ihre Mutter sagte, war sie sich sicher, dass die Lehrerin sie nicht mehr wirklich gut leiden konnte.

28
    Der gestrige Sundowner hatte den letzten Funken von schlechtem Gewissen weggespült, das John Hansen gegenüber Direktor Allan Steenberg empfunden hatte. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte er eine ganze Nacht durchgeschlafen.
    Gewöhnlich gab er sich nicht mit schlechtem Gewissen ab, aber gewisse moralische Standpunkte vertrat er doch. Dass ein Mann ungestört seine Sexualität ausleben konnte, war einer davon.
    Jetzt wunderte er sich.
    So viel gab es da doch nicht falsch zu verstehen. Aber vielleicht hatte der Direktor dennoch nicht den Ernst seiner Botschaft verstanden?
    Fakt war auf jeden Fall, diese Kayser war noch immer hier.
    John Hansen hatte soeben mit Stanley gesprochen, den er gebeten hatte, umgehend Bericht zu erstatten, wenn die Prinzessin ihn bezüglich einer Fahrgelegenheit kontaktierte. Er bemerkte, dass Stanley nicht viel von dieser Form von Berichterstattung hielt, aber man beißt nicht in die Hand, die einen füttert– das wusste der Chauffeur–, und daher hielt Stanley John Hansen auf dem aktuellen Stand über das Treiben der Zicke.
    Sie hatte am Morgen den Fahrer angerufen, auch wenn John Hansen sich gedacht hatte, Steenberg habe sich bereits gestern Abend der Sache angenommen, als ihr Mailwechsel beendet war. Okay, es konnte wohl sein, dass die Kayservotze Kenia noch nicht verlassen würde, aber den Bescheid darüber, dass Schluss damit war, sich in John Hansens Angelegenheiten einzumischen, müsste sie bekommen haben.
    Er war augenscheinlich gezwungen, härter vorzugehen.

29
    Der selbsternannte Agent 007 war auf der Heimfahrt von Katari bemerkenswert still. Es war Schluss mit historischen Fakten und Erzählungen, was Caroline sehr schätzte.
    Die Gedanken kreisten in ihrem Kopf herum, und sie musste Ordnung in das Wirrwarr an Informationen bringen, die sich darin tummelten und damit drohten, ihr Gehirn kurzzuschließen. In der vergangenen Woche hatte sie viele Menschen getroffen, viele Anschuldigungen gehört und viele Lügen erzählt bekommen, sodass sie sie kaum mehr auseinanderhalten konnte.
    Sie nahm die Mappe aus der Tasche und öffnete sie. Der Schreibblock, der an der einen Seite der Mappe befestigt war, lag vor ihr. Sie befreite den Kugelschreiber aus seiner schmalen, länglichen Tasche. In der Hoffnung, sich einen Überblick zu verschaffen, begann sie, eine Liste über all die Personen und Orte zu notieren, die in der letzten Woche aufgetaucht waren:
    1 ) Mama Lucy
    Sie war vom Hauptbüro in Kopenhagen nach Kenia geschickt worden, weil Mama Lucy– eine Frau aus dem Dorf Asabo– sich über Dana Oil beschwert hatte. Mama Lucy war der Ansicht, Dana Oil zerstöre mit seinen Ölbohrungen das Leben der Bewohner des Dorfes. Sie hatte mehrere Briefe an das Hauptbüro des Unternehmens geschickt, in denen sie die Auswirkungen und den Verdacht, jemand wolle sie umbringen, beschrieben hatte.
    In dem letzten Brief hatte sie zudem geschrieben, dass weiße Männer kleine Mädchen aus Asabo entführten und missbrauchten.
    Jetzt war Mama Lucy umgebracht worden. Die Polizei war dabei zu untersuchen, von wem.
    2 ) John Hansen
    Caroline sah von dem Block auf und schaute über die Landschaft, während sie sich den Nairobi-Chef mit den kleinen Schweinsäuglein vorstellte.
    Sie hatte sich noch nie bei jemandem so unerwünscht gefühlt, wie es bei John Hansen der Fall war. Bereits bevor sie in

Weitere Kostenlose Bücher