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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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ihm gegenüber. "Und jetzt erzähl."
       Ashton schüttelte den Kopf. Er spürte, wie die Flüssigkeit durch seine Speiseröhre rann und eine wohlige Wärme hinterließ. Langsam wurde er ruhiger und konnte wieder klarer sehen. "Wo soll ich anfangen?" Er nahm erneut einen kräftigen Schluck und wartete, bis das Brennen in seiner Kehle nachließ. Dann berichtete er, wie er am Friedhof zu sich gekommen war und was dieser seltsame Mann in der Kirche zu ihm gesagt hatte.
       Marvin schwieg eine ganze Zeitlang. "Da gibt es keinen Mann in der Kirche", sagte er nach einer Zeit, die wie eine kleine Ewigkeit erschien. "Wir haben einen Geistlichen, der alle Dörfer in der Umgebung bis nach Lairg und noch ein Stückchen weiter betreut. Er lebt in Stonston, ist aber nur selten da zu finden."
       "Das war kein Geistlicher", widersprach Ashton. "Er kam mir eher vor wie ein kleiner Gnom, nicht böse aber auch nicht unbedingt von der guten Sorte."
       "Und was wollte er von dir?"
       "Das kann ich dir nicht sagen", antwortete Ashton Darwin und schüttelte den Kopf. "Er nannte mich einen Mörder, und er sagte, dass ich zurückgekommen sei, um die Schuld zu sühnen, die ich begangen hätte… oder so ähnlich."
       "So ein Unsinn."
       "Er sagte etwas von Serena. Ich hätte sie auf dem Gewissen. Aber ich kenne niemanden mit diesem Namen." Er hob sein Glas. "Kann ich noch einen Schluck haben?"
       Marvin sah ein, dass er nicht nein sagen konnte. Also stand er auf und holte die Flasche aus dem Schrank. Sie war fast leer. Zum Glück hatte er noch eine zweite, die er vor einiger Zeit von einem Patienten als Entlohnung bekommen hatte.
       "Danke." Ashton lächelte. Er war Alkohol nicht gewöhnt, aber er merkte, dass er ihm gut tat. So gut, dass sein Glas wieder ziemlich rasch leer wurde.
    Die Wirkung ließ auch nicht lange auf sich warten. Plötzlich erschien ihm alles als gar nicht mehr so furchtbar, eher lustig. Er lachte, und sein Blick wirkte irgendwie etwas verwirrt.
       "Warst du die ganze Nacht weg?", fragte Marvin forschend. "Deine Kleidung sieht jedenfalls danach aus."
       "Ich weiß nicht mehr, wann ich gegangen bin. Als ich aufwachte hatte ich ein Stück Stoff in der Hand, das von Charlenes Nachthemd stammte. Hab ich es ihr abgerissen?" Er schüttelte den Kopf und begann wieder zu lachen.
       "Wo ist Charlene jetzt?" In der Stimme des Arztes lag plötzlich Angst. "Hast du ihr etwas angetan?"
    "Ich weiß es nicht?" Ashton kicherte. "Gibt es so was? Ich hab es einfach vergessen."
       Zornig griff Marvin nach der Whiskeyflasche, die noch am Tisch stand. "Die werde ich besser wegstellen, ehe noch Schlimmeres passiert", knurrte er. "Und du leg dich hin. Ich werde nach Dragon House fahren und nach deiner Familie sehen, oder besser, was noch davon übrig ist." Er biss sich auf die Lippen. Warum hatte er so etwas gesagt? Ashton bekam es ohnehin nicht mehr mit, und für ihn selbst bedeutete es Angst und fast schon so etwas wie Panik. "Du wartest hier, bis ich wieder da bin", herrschte er den Mann an, der sich bereits hingelegt hatte. "Und geh nicht an die Tür."
       Ashton reagierte kaum mehr. Es war nicht nur der Alkohol, der ihn so schwach machte. Seit einigen Tagen spürte er, wie seine Kräfte immer weniger wurden, wie er manchmal in einen todesähnlichen Schlaf fiel und wie gerädert Stunden später aufwachte. Er war ein guter Arzt, und so ahnte er, dass etwas nicht stimmte mit ihm, dass ein gieriges Tier, eine gefräßige Krankheit an seinem Lebensnerv nagte, ohne dass er etwas dagegen tun konnte.
    Er wusste nicht einmal mehr, ob er überhaupt etwas tun würde, wenn er seinen Feind erkannte. Ashton wollte nur noch ausruhen, nur noch schlafen. So bekam er gar nicht mehr mit, dass Marvin die Praxis verließ und in seinen Einspänner stieg, um nach Dragon House zu fahren.
       Dafür merkte Marvin nicht, dass er nicht allein unterwegs war. Neben ihm saß eine Frau, wunderschön und eigentlich nur ein Schatten, mit schimmerndem langen Haar und großen, ausdrucksvollen Augen. Sie schaute ernst drein, traurig und verträumt. Und dann lächelte sie.
     
    21. Kapitel
     
       "Hier sind nur unsere Kisten abgestellt. Ich glaube nicht, dass wir da etwas finden können, das uns weiter hilft." Charlene schaute sich vorsichtig um und verzog das Gesicht. "Da geh ich niemals freiwillig runter, wenn ich nicht unbedingt muss", gestand sie kläglich.
       Angela McGregor war düstere Räume, unheimliche Orte und muffige

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