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Die weiße Garde

Die weiße Garde

Titel: Die weiße Garde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Bulgakow
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besorgt nach oben, wo die weißen Bogenlampen undeutlich zu erkennen waren, und ging in den Korridor. »Leutnant Myschlajewski, kommen Sie bitte zu mir. Hören Sie zu: Ich übertrage Ihnen die elektrische Beleuchtung des Gebäudes. Versuchen Sie bitte, so schnell wie möglich das Licht einzuschalten. Nehmen Sie alles so in die Hand, daß Sie es jederzeit ein- oder ausschalten können. Die Verantwortung für die Beleuchtung tragen Sie allein.«
    Myschlajewski salutierte und machte kehrt. Der Bläser piepste noch einmal und hörte dann auf. Myschlajewski lief sporenklirrend die Haupttreppe hinunter, so schnell, als ob er Schlittschuh liefe. Gleich darauf donnerten seine Faustschläge und Kommandorufe. Als Antwort flammte im Haupteingang, in den das breite Vestibül mündete, das Licht auf und warf einen schwachen Widerschein auf Alexander. Malyschew riß entzückt den Mund auf und sagte zu Turbin:
    »Teufel noch eins, das ist ein Offizier, was? Haben Sie gesehen?«
    Unten auf der Treppe erschien eine Gestalt, die langsam die Stufen heraufstieg. Als sie sich auf dem ersten Treppenabsatz umgedreht hatte, sahen Malyschew und Turbin, die sich über das Geländer beugten, sie von vorn. Sie ging auf zitternden kranken Beinen und wackelte mit dem weißen Kopf. Bekleidet war sie mit einer zweireihigen Uniformjacke mit Silberknöpfen und grünen Kragenspiegeln. In den zitternden Händen trug sie einen riesigen Schlüssel. Myschlajewski ging hinter ihr her und rief von Zeit zu Zeit:
    »Schneller, schneller, Alter! Was kriechst du wie eine Laus?«
    »Euer … Euer …«, murmelte der Alte schlurfend. Aus der Dunkelheit des Treppenabsatzes tauchte Karausche auf und hinter ihm ein anderer hochgewachsener Offizier, dann wurden zwei Junker und schließlich ein Maschinengewehr mit spitzem Rüssel sichtbar. Der Alte prallte entsetzt zurück, bückte sich und verbeugte sich tief vor dem Maschinengewehr. »Euer Hochwohlgeboren«, murmelte er.
    Oben tastete die Gestalt im Dunkeln umher, öffnete mit zitternden Händen einen länglichen Kasten an der Wand, und zum Vorschein kam ein weißer Fleck. Der Alte steckte die Hand hinein, knipste, und im gleichen Augenblick überflutete Licht das obere Vestibül, den Aulaeingang und den Korridor. Die Dunkelheit rollte sich zusammen und flüchtete in die Ecken. Myschlajewski bemächtigte sich sogleich des Schlüssels, steckte die Hand in den Kasten, begann zu spielen und mit den schwarzen Griffen zu knacken. Das Licht, so grell, daß es rosa schimmerte, flammte bald auf, bald erlosch es. Im Saal leuchteten die Kugeln auf und gingen aus. Plötzlich brannten auch zwei Kugeln an den Enden des Korridors, und die Dunkelheit schlug Purzelbaum und verschwand gänzlich.
    »He, wie ist es?« rief Myschlajewski.
    »Aus«, antworteten Stimmen von unten aus dem Vestibül. »Da! Jetzt brennt es!« rief es von unten.
    Nachdem Myschlajewski genug gespielt hatte, schaltete er im Saal, im Korridor und im Reflektor über dem Zaren Alexander das Licht ein, schloß den Kasten ab und steckte den Schlüssel in die Tasche.
    »Hau ab, Alter, schlafen«, sagte er in beruhigendem Ton. »Alles in Ordnung.«
    Der alte Mann plinkerte schuldbewußt mit den kurzsichtigen Augen.
    »Und der Schlüssel? Der Schlüssel, Euer Gnaden? Werden Sie ihn behalten, oder wie?«
    »Den Schlüssel behalte ich. So ist es.«
    Der alte Mann zitterte noch eine Weile und ging dann langsam.
    »Junker !«
    Ein dicker, rotgesichtiger Junker stieß den Gewehrkolben neben dem Schaltkasten auf und nahm Haltung an.
    »Den Kasten dürfen nur der Divisionskommandeur, der Adjutant und ich öffnen. Sonst niemand. Im Notfall, auf Befehl eines der drei, können Sie den Kasten aufbrechen, aber vorsichtig, damit die Schalttafel nicht beschädigt wird.«
    »Zu Befehl, Herr Leutnant.«
    Als Myschlajewski an Turbin vorbeiging, flüsterte er ihm zu:
    »Das war Maxim, hast du gesehen?«
    »O Gott, ja«, flüsterte Turbin zurück.
    Der Divisionskommandeur stellte sich an den Aulaeingang, und tausend Lichter spielten auf der Silbergravierung seines Säbels. Er winkte Myschlajewski zu sich und sagte zu ihm:
    »Nun, Leutnant, ich bin zufrieden, daß Sie in unsere Division gekommen sind. Sie sind in Ordnung.«
    »Danke gehorsamst, Herr Oberst.«
    »Bringen Sie noch die Heizung im Saal in Gang, damit die Ablösungen der Junker sich hier wärmen können, für das übrige sorge ich selbst. Ich besorge euch auch Verpflegung und Wodka, nicht viel, aber ausreichend zum

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