Die weiße Hexe
zu fahren, weil ich so nervös war. Im Gepäckabteil des klimatisierten Range Rover warteten Victors verbliebene zwei Dobermänner auf ihren größten Einsatz- ihr Herrchen zu suchen. Doch zuerst mußten wir herausfinden, wo die Maschine ungefähr notgewassert sein konnte, damit die Hunde Victors Spur aufnehmen konnten ...
Es war eine Tagesreise, während der ich für die Schönheit der Landschaft zum ersten Mal kein Auge mehr hatte. Ich wollte die Polizei in Port Harcourt aufsuchen, einer großen Stadt zwischen Warri und Calabar mit eigenem Flughafen, doch Femi fuhr zu einem dieser namenlosen Orte im Regenwald. Wir hielten vor einem lehmfarbenen Gebäudekomplex, der von einer mannshohen Mauer umgeben war. Da ich dachte, er würde uns zur Polizeistation bringen, war ich um so erstaunter, als Victors Onkel Sunny uns begrüßte Er hielt seine Augen hinter einer goldgefaßten großen Sonnenbril le verborgen.
„Willkommen in meinem Compound“, sagte er mit seiner hohen Stimme.
Ich spürte ohnmächtige Wut in mir aufsteigen. Warum hatte Femi mich zu Sunny gebracht? Was sollte ich hier?
Sunny spielte erst mal die Rolle des guten Freundes, legte die Stirn in dicke Dackelfalten und schüttelte meine Hand. „Ilona, das ist ein schwerer Schlag für Sie, ich weiß. Möge Gott uns gnädig sein und uns helfen, die beiden wohlbehalten zu finden. Victor hat in Ihnen eine so starke Frau gefunden. Gott segne Sie.“
So ein verlogener Kerl! Intrigiert hatte er gegen mich! Ich kämpfte meine Gefühle nieder und riß mich unglaublich zusammen. „Danke für Ihr Mitgefühl, Chief Sunny“, sagte ich. „Es wurde also noch keine Spur von dem Flugzeug gefunden?“
Statt einer Antwort kam ein schmächtiger Polizist in gebügelter Uniform, bei dessen Anblick ich mich fragte, ob er gerade aus dem Kühlschrank gestiegen war. Mit Sicherheit hatte er nicht in der feucht-warmen, moskitoverseuchten Hölle da draußen nach William und Victor gesucht. Und so war es auch. Aber er behauptete, daß seine Kollegen unermüdlich im Einsatz seien.
„Wie viele Polizisten suchen denn, Sir?“ fragte ich.
„Es sind zwei, Missis.“
„Z .. .zwei?“ Ich glaubte, nicht recht zu hören. Zwei in diesem gigantischen Gebiet!
„Zwei Teams“, sagte Sunny schnell.
„Ja, Chief Sunny, wollte ich sagen: zwei Teams.“
„Sir“, sagte ich zu dem Polizisten, „sollte man nicht mehrere Suchtrupps zusammenstellen, die mit Kanus die Seitenarme absuchen und ...“
„Ma'am, das ist Polizeiarbeit“, unterbrach mich der Polizist und blickte mich streng an.
„Nein, nein, laß Madam nur.“ Sunny grinste. „Wir sollten alles tun, um William und Victor zu finden.“
„Hubschrauber, Suchflugzeuge! Haben Sie so was nicht?“
„Machen Sie sich keine großen Hoffnungen, Ma'am. Wenn ein Mann in diesem Gebiet nicht gefunden werden will, wird er nicht gefunden“, erwiderte der Polizist.
Ich schluckte. Was meinte er damit? Nicht gefunden werden will?
Sunny hob seinen schwarzen Stock und breitete die Arme aus.
„Ilona, vielleicht können Sie es dem Polizisten erklären. Ich kann es nicht. Als William und Victor aus Warri abflogen, sagten sie, sie wollten nach Lagos. Ein paar Stunden später meldeten sie sich in Port Harcourt.“ Er grinste. „Das ist die andere Richtung. Osten statt Westen. Finden Sie das nicht seltsam? Oder wollte Victor nachsehen, ob er noch irgendwo ein bißchen Dreck in den Sümpfen findet?“
Wie konnte dieser Mann so von Victor sprechen, um dessen Leben ich bangte! Das war kein Spott. Das war Haß!
Sunny schnalzte mit der Zunge, wog den schweren Kopf hin und her. „Wir wissen beide, daß die Dinge für Victor in der letzten Zeit nicht gut liefen. Unsere Geschäftspartner in England und Holland fragen sich auch schon, zu welcher Seite er eigentlich gehört. Er hätte nicht überall herumlaufen und sagen dürfen, unser Land würde durch sie kaputtgemacht.“
So lagen die Dinge also. Sunny hatte die Verhältnisse kurzerhand in ihr Gegenteil verkehrt. Seiner Meinung nach waren Victor und sein Vater nicht abgestürzt, sondern hatten sich abgesetzt. Ich kochte vor Wut, sah aber ein, daß jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für einen Streit mit einem Mann wie Sunny war, der einen frisch gebügelten Polizisten wie eine Marionette plappern ließ. Auf keinen Fall wollte ich Sunnys Angebot annehmen, in seinem Haus zu übernachten.
Ich ließ mich und Abiola von Femi in ein sündteures und dennoch einfaches Hotel fahren.
Im Auto platzte
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