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Die weiße Hexe

Titel: Die weiße Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Maria Hilliges
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Unterschlagungen nachweisen konnte, informierte ich Produktionsleiter Jürgen Weiß, dem , ich vertrauen konnte.
    Dann lud Okoro Nickel und mich an einem Samstag zu einer großen Feier ein. Ich dachte mir nichts dabei, als Nickel mich bat, die Firma zu vertreten. Er selbst habe andere Verpflichtungen. Femi hatte an dem Wochenende Dienst und sollte mich fahren. Am Freitag abend eröffnete mir Nickel überraschend, daß er Femi brauche - was noch nie vorgekommen war. Femi sollte am Samstag abend Firmengäste vom Flughafen abholen.
    Dann sagte Nickel ganz großzügig: „Wissen Sie was, ich erlaube Ihnen, selbst zu fahren. Es ist ja gewissermaßen ein dienstlicher Anlaß, Frau Wowo.“
    Also fuhr ich am Samstag mittag allein mit dem Firmenwagen quer durch Lagos zu Okoro. Es galt die Einweihung seines Hauses zu feiern. Ein riesiges Fest mit Hunderten von Gästen und verschiedenen Bands. Okoro kümmerte sich sogar recht nett um mich. Die Zeit verflog. Es war Abend, als ich aufbrach. Ich kam etwa drei Kilometerweit, als der Peugeot tuckerte. Auf einer einsamen Straße war Schluß - kein Benzin mehr im Tank. Ich hätte schwören können, daß der Tank bei meiner Ankunft noch halb voll gewesen war. Femi hätte mir nie einen fast leeren Tank hinterlassen.
    Ich war in die Falle getappt! Völlig allein stand ich im stockdunk-len Irgendwo auf einer kleinen Straße in Lagos. Und es war schon recht spät. Was sollte ich tun? Türknöpfe runter und im Wagen warten? Bis wer käme? Die Polizei? Oder zuerst Gangster, die die Autoscheiben einschlügen?
    Ich beschloß, auszusteigen und loszumarschieren. Kein Mensch weit und breit. Erst recht nicht die Polizei, die doch sonst dauernd mit ihren Kontrollen nervte. Nur ein paar Hunde bellten.
    Das Motorrad hörte ich früh. Es fuhr schnell. Ich dachte schon, die würden nicht wegen mir kommen, weil sie an mir vorbeizurasen schienen. Plötzlich durchzuckte mich ein Hieb wie ein starker Stromschlag. Ich drehte mich um meine eigene Achse und fiel in den Staub. Während ich noch überlegte, ob ich vielleicht erschossen worden war, hörte ich das Knattern des Motorrades zurückkommen. Sie stoppten, griffen sich meine Handtasche, die ein paar Meter weiter weg lag, und rasten wortlos davon. Mein Geld, mein neuer nigerianischer Führerschein, meine Haustürschlüssel!
    Immerhin, wenn mich der Verlust weltlicher Dinge noch aufregen konnte, schien ich ja noch zu leben.
    Mit wackligen Knien wankte ich die Straße entlang. Hinter mir schließlich ein Motorengeräusch. Polizei! Die sind in jenen Breiten nicht jedermanns Freund und Helfer, das war mir klar. Doch ich hatte Glück. Sie verfrachteten mich auf ihre Wache, in der eine apokalyptische Versammlung von armlosen Bettlern, blutig geprügelten Dieben, besoffenen Huren und jammernden Weißen, die wie ich den Verlust von Hab und Gut beklagten, durcheinanderschrien. Nachdem ich einem Polizeibeamten mein Unglück erzählt hatte, brachte mich ein Taxi nach Hause. Ich mußte Steward Ron aus den boy's quarters holen. Ohne Schlüssel konnte ich ja nicht ins Haus. Im Gegensatz zu den Räubern, die meine Schlüssel besaßen und damit jederzeit einbrechen konnten. Ich telefonierte sofort mit Köln und berichtete von meinem Pech. Bis das Paket mit neuen Sicherheitsschlössern eine Woche später eintraf, schoben Wachen mit Gewehren Dienst.
    Femi holte den Peugeot, den er pfleglich in Ehren hielt, selbst ab.
    Ein Schock für den Armen: Räder, Rückspiegel, Lichter und andere nützliche Ersatzteile waren abmontiert worden. Ganz so, wie ich es vom Hafen kannte. Wenigstens hatte diesmal nicht ich die Zeche zu zahlen. In der Werkstatt untersuchte Femi selbst die Ursache.
    Die Benzinleitung war perforiert worden. Damit ich weit genug kam, bis ich in einer abgelegenen Gegend Schiffbruch erlitt.
    „Ich kann's einfach nicht glauben, Ilona“, empörte sich Bernd. „Das sind Mafia-Methoden!“
    „Die Mafia hätte mich erschossen“, gab ich trocken zurück. Aber mir war klar: Wenn ich Nickel weiterhin in die Suppe spucken würde, käme ich nicht mehr so glimpflich davon. Okoro auszumanövrieren reichte also nicht. Ich mußte diesem hinterhältigen Nickel das Handwerk legen. Oder die Finger von der Sache lassen. Ich betrachtete im Spiegel den roten Striemen, den mir die Peitsche der Räuber über Schulter und Rücken gezogen hatte. Auf der anderen Schulter war immer noch die Bißnarbe von Nickels Esel erkennbar. Ich war regelrecht gezeichnet! Als wäre ich eine böse

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