Die weiße Macht
gewesen, und es bewies, welchem Götzen sie diente.
Macht, Geld und Gold!
Bentini war ausgelaugt. Er konnte nicht mehr reden. Deshalb lehnte er sich zurück und schrak noch einmal zusammen, als er mit dem Hinterkopf gegen die Wand stieß.
Er hatte das Böse aus der Welt vertreiben wollen und mußte nun einsehen, daß er bereits nach einer kurzen Zeit gegen eine Mauer gestoßen war.
Sie war dicht, er kam nicht hindurch. Seine eigene Tochter hatte sich gegen ihn entschieden und ging der Mutter nach, die er letztendlich verabscheut hatte.
Nein, es war eigentlich nicht ihre Schuld, die sie auf den Weg geführt hatte. Da war er bereit, einen Trennstrich zu ziehen, aber er konnte seine Gedanken von einer Frau namens Gina nicht lösen, die einmal seine Geliebte gewesen war.
Als er die Augen öffnete, sah er, daß sich Amelia erhoben hatte. Sie stand dicht vor seiner Liege. »Leider kann ich keine Gedanken erraten, Bentini, aber ich möchte wissen, an wen du jetzt denkst.«
»An deine Mutter.«
»Oh…«
»Ja, auch wenn es dich überrascht hat, aber mich würde interessieren, ob sie noch lebt.«
Amelia trat einen Schritt zurück. Plötzlich lag in ihren Augen wieder das gleißende Funkeln. »Ob sie noch lebt, fragst du?« Sie freute sich. »Ja, Bentini, du wirst dich darüber wundern, aber sie lebt tatsächlich noch.«
Ihre Augen strahlten wieder, und diesmal konnte es sogar die reine Freude sein.
»Was sagst du?«
»Sie lebt.«
»Wo?«
»Nicht weit von hier«, erwiderte die Frau. »Ich habe sie oft um mich, denn sie ist es, die mir den nötigen Halt verleiht. Nur sie, Bentini.«
Er konnte es nicht fassen. Für einen Augenblick schloß er die Augen und holte die Vergangenheit wieder hervor.
Er sah sich und Gina gemeinsam Spazierengehen, er dachte an die lauen Nächte und eine besonders wilde Nacht, in der Gina sich benommen hatte wie eine vom Sex besessene Teufelin. Da hatte er ihr wahres Gesicht erlebt, und aus dieser Nacht war ein Produkt mit dem Namen Amelia entstanden.
Nicht mehr seine Tochter, sie war Produkt. Es schüttelte ihn, wenn er sie sah, aber Amelia lächelte nur. »Alles wird so laufen, wie ich es mir vorgestellt habe, Bentini. Nichts wird sich verändern. Der Plan steht, und ich verspreche dir, daß du die Person zu Gesicht bekommen wirst, mit der du mich gezeugt hast.«
Er mußte ein paarmal ansetzen, um die Frage zu stellen. »Soll das heißen… das heißen… daß sie auch in diesem verdammten Bordell arbeitet?«
»Ich bitte dich. Arbeiten kann man das nicht nennen. Zudem ist sie etwas verändert.«
»Zu alt?«
»Auch das. Sie ist eben nur da, Bentini.« Weitere Auskünfte wollte die Frau nicht geben, das sah er ihr an. Von einer Sekunde zur anderen wechselte sie das Thema. »Wir werden jetzt fahren, Bentini. Du solltest keinen Versuch unternehmen, hier fliehen zu wollen. Die Fenster sind zu eng, die Tür abgeschlossen. Zudem befinden sich Lorenzo und ich nicht allein auf dem Boot, es gibt noch andere. Wenn wir anlegen, wirst du wissen, daß es soweit ist.« Sie nickte ihm noch einmal zu, ohne es dabei ernst zu meinen. Dann sah er nur ihren Rücken, als sie die Tür öffnete, hinausging und abschloß.
Monsignore Bentini blieb sitzen wie jemand, der in eine Eisstange gepackt worden war, um sich auf keinen Fall zu bewegen. Er war ein Mensch, er kam sich nur nicht so vor. Seine gesamte Welt war in den letzten Minuten zusammengebrochen. All das, woran er noch geglaubt hatte, war geplatzt wie ein Ballon, und er fragte sich, ob er geträumt hatte.
Leider war es kein Traum gewesen. Amelia, seine Tochter, war bei ihm gewesen. Eine Dienerin des Götzen Baal, eine Tänzerin um das goldene Kalb im übertragenen Sinne, eine… eine…
Seine Gedanken kippten weg.
Plötzlich schoß es in ihm hoch. Bentini konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Er weinte nicht um sich selbst, sein Schicksal war jetzt zweitrangig. Er dachte mehr an die Weiße Macht, auf die er so große Hoffnungen gesetzt hatte.
Auch die konnte ihm nicht mehr helfen.
Es war aus und vorbei.
Und wenn er versuchte, an sein weiteres Schicksal zu denken, dann blieb nur eine Lösung offen. Der Tod!
Monsignore Bentini wischte die Tränen ab, als er sich erhob und einen plötzlichen Stoß bekam, denn genau in diesem Moment legte die schneeweiße Yacht ab.
***
Wir hatten das wirklich hübsch gelegene Tal erreicht und standen nun vor dem nächsten Problem.
Mit welchem Boot waren Bentini und sein Begleiter gefahren? Hätte nur
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