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Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition)

Titel: Die weiße Mafia: Wie Ärzte und die Pharmaindustrie unsere Gesundheit aufs Spiel setzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wittig
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Geld verdienen. Man nennt dieses Prinzip: den Bock zum Gärtner machen.
Zweitens: Diese Struktur ist aufgrund der engen Verflechtung »exzellenter Mediziner« mit der Industrie extrem anfällig für Manipulationen durch die Industrie. Allen voran die Pharmaunternehmen und die Gerätehersteller.
Drittens: Dieses System wird getragen von »Persönlichkeiten« und wird damit durch persönliche Eitelkeiten an seiner rationalen Weiterentwicklung gehindert. Kritiker nennen es »eminenzbasierte Medizin«, weil hier Eminenzen den Ton angeben. Im Gegensatz zur »evidenzbasierten« (wissenschaftlichen) Medizin.
    Schauen wir uns diese drei zentralen Punkte genauer an.
Der Bock als Gärtner
    Sie erinnern sich an den Gynäkologen aus dem 2. Kapitel, der seiner Patientin – der Medizinverlegerin – die Gebärmutter entfernen wollte? Sie habe eine Krebsvorstufe und müsse sofort operiert werden. Zwei weitere Frauenärzte erklärten der Verlegerin aber nach eingehender Untersuchung, sie sei vollkommen gesund. Der skrupellose Gynäkologe der Verlegerin wollte sich einfach einen Extraverdienst sichern. Wir sehen hier im Kleinen dieselbe Struktur, wie sie im Großen durch die »Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften« verkörpert wird: Der Bock ist der Gärtner. Der Gynäkologe ist in Personalunion erstens der Diagnostiker, also der, der sagt, was gemacht werden muss. In diesem Fall: »Gebärmutter raus!« Er ist zweitens der Behandler, also der, der mit dem Eingriff sein Geld verdient. Merken Sie was? Das ist verhängnisvoll! Die Versuchung ist einfach zu groß. In dieser Personalunion ist es so leicht, sich seine eigenen lukrativen Patienten zu generieren. Nur eine zusätzliche Operation, und der niedergelassene Gynäkologe hat am Monatsende 1000 Euro mehr in der Tasche. Oder 1500, wenn es Komplikationen geben sollte.
    Bei den Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften herrscht dasselbe Prinzip. Nur geht es dabei nicht um tausend Euro. Schließlich sprechen wir hier nicht von »Einzelkämpfern«, sondern von der Ausrichtung einer ganzen medizinischen Fachdisziplin. Es geht um Hunderte von Millionen oder um Milliarden Euro. In den maßgeblichen Leitlinien eine sinnlose Knieoperation als fachgerecht zu beschützen und entsprechende Empfehlungen aufrechtzuerhalten – etwa die Knorpelglättung im Kniegelenk – sichert Hunderten orthopädischen Chirurgen ein finanzielles Standbein. Und erbringt geschätzte 150 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Oder: In den Leitlinien der Kardiologen einen strengeren Cholesterinwert zu definieren, um die Bevölkerung angeblich vor Arteriosklerose (»Gefäßverkalkung«) zu schützen, kann über Nacht eine Million neue Patienten erschaffen. (Siehe dazu: »Es ist Cholesterin«, Kap. 8.2: 18 Arztkontakte pro Jahr – das Spiel mit den Grenzwerten.) Was für eine verlockende Perspektive für eine medizinische Fachgesellschaft. Überlegen Sie sich einmal, Sie hätten als Autobauer, als Textilhersteller, als Lebensmittelhändler solche Möglichkeiten, über Ihre Kundschaft zu verfügen. Diese Struktur der medizinischen Selbstverwaltung schafft eine einzigartige Machtfülle in der Gesundheitsindustrie. Im Rechtsstaat gilt aus gutem Grund die Gewaltenteilung: Gesetzgebung, Rechtsprechung und Polizeigewalt sind getrennt. In der Medizin gibt es diese Trennung nicht. Hier werden die Gesetze von denen gemacht, die mit der Durchführung der Gesetze ihr Geld verdienen. Der Willkür sind so Tür und Tor geöffnet.
    Die Mediziner, die mit den medizinischen Prozeduren ihr Geld verdienen, entscheiden, was behandlungsbedürftig ist und wie es behandelt werden muss. Was, denken Sie, würde passieren, wenn der Präsident der Kardiologischen Fachgesellschaft seinen Mitgliedern ankündigte, er wolle die katastrophalen Studienergebnisse zum prophylaktischen Stenten gegen den Herzinfarkt in die Leitlinien einpflegen und von dieser Verfahrensweise in Zukunft abraten? Er würde abgewählt! Auch wenn die Fachgesellschaften nach außen wissenschaftliche Seriosität signalisieren – machen wir uns nichts vor: Es sind vor allem Interessenverbände von Berufsgruppen. Und natürlich ist ein solcher Interessenverband zuerst auf die Sicherung seiner Pfründe bedacht. Das wird den Fachgesellschaften auch noch leicht gemacht. Denn es gibt weitere Mächte in diesem Spiel, die darauf aus sind, die Zahl der Kranken zu erhöhen und die Behandlungen auszuweiten: Krankenhäuser, Pharmaindustrie und Gerätehersteller. Und

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