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Die Weisse Massai

Die Weisse Massai

Titel: Die Weisse Massai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Angestellte hilft mir dabei. Das enge Kleid paßt mir gerade noch, und nun glaube ich selber, daß ich vielleicht doch schwanger bin. Über den Brüsten und dem Bauch spannt es leicht. Als ich fertig geschminkt bin, steht Pater Giuliani sprachlos im Türrahmen. Seit langem ernte ich wieder einmal ein Kompliment. Lachend bemerkt er, dieses weiße, bodenlange Kleid sei nicht sehr geeignet für die Manyattas und vor allem nicht für die Dornenbüsche. Dann steht auch schon mein Darling wundervoll bemalt da, um mich abzuholen. Etwas irritiert fragt er mich, warum ich ein solches Kleid trage. Leicht verlegen lache ich: »Um schön zu sein.« Gott sei Dank trage ich normale weiße Plastiksandalen und keine europäischen Schuhe mit Absatz. Giuliani nimmt unsere Einladung an.
    Als ich aus dem Wagen steige, staunen Kinder und Erwachsene, denn so ein Kleid haben sie noch nie gesehen. Ich fühle mich unsicher und weiß nicht, was ich nun tun soll. Überall wird gekocht, Ziegen werden ausgenommen und zerlegt. Es ist erst kurz nach zehn Uhr, doch es sind schon mehr als fünfzig Leute da. Die alten Männer sitzen auf den Bänken und trinken Tee, während die Frauen unter einem anderen Baum abseits sitzen. Kinder springen um mich herum. Ich verteile Kaugummis, während die Alten bei James anstehen, der Tabak ausgibt. Aus allen Richtungen strömen Menschen herbei. Frauen geben ihre Milchkalebassen bei Mama ab, andere binden Ziegen an den Bäumen fest. Auf einem riesigen Feuer wird in einem großen Topf Reis mit Fleisch gegart. Das Wasser schwindet bedenklich schnell, da laufend Tee gekocht wird. Gegen Mittag ist das erste Essen fertig, und ich beginne, es zu verteilen, während der inzwischen eingetroffene Pater Giuliani das Geschehen filmt.
    Allmählich verliere ich die Übersicht. Mittlerweile sind fast 250 Personen, die Kinder nicht eingerechnet, anwesend. Immer wieder höre ich, daß dies die größte Zeremonie ist, die es bisher in Barsaloi gab. Vor allem für meinen Darling bin ich sehr stolz, der das Risiko einging, eine Weiße zu heiraten, obwohl bei weitem nicht jeder das befürwortet hat. James kommt mit der Nachricht, der Reis sei alle, und viele Frauen und vor allem die Kinder hatten noch nichts. Ich berichte Giuliani von diesem »Unglück«. Er fährt sofort los und kommt mit einem Zwanzig-Kilo-Sack zurück, den er uns zur Hochzeit schenkt. Während die Krieger abseits von allen anderen zu tanzen beginnen, wird für die übrigen weitergekocht. Lketinga ist die meiste Zeit bei seinen Kriegern, die erst in der Nacht zu ihrem Essen kommen werden. Mit der Zeit fühle ich mich schon etwas verlassen. Schließlich ist es meine Hochzeit, aber niemand von meinen eigenen Verwandten ist hier, und mein Mann verbringt mehr Zeit mit seinen Kriegern als mit mir.
    Die Gäste tanzen. Jede Gruppe tanzt für sich, die Frauen unter ihrem Baum, die Boys separat und die Krieger weit entfernt. Einige Turkana-Frauen tanzen für mich. Ich soll bei den Frauen mitmachen, doch nach den ersten Tänzen nimmt mich Mama zur Seite und gibt zu bedenken, ich dürfe nicht so springen wegen des Babys. Abseits des Festplatzes wurde inzwischen der Ochse zerlegt und stückweise verteilt. Zufrieden stelle ich fest, daß wir für alle genug zu essen und zu trinken haben.
    Bevor es dunkel wird, werden uns die Geschenke überreicht oder versprochen. Jeder, der etwas schenken will, sei es meinem Mann oder mir, steht auf und verkündet dies. Die Person muß speziell betonen, für wen das Geschenk ist, denn bei den Samburus besitzen Frauen und Männer die Güter, das heißt die Tiere, getrennt. Ich bin überwältigt, wieviel mir die Leute schenken. Vierzehn Ziegen, zwei Schafe, einen Hahn, ein Huhn, zwei junge Kälber und ein kleines Kamel, alles nur für mich. Mein Mann bekommt in etwa das gleiche. Nicht alle haben ihre Geschenke mitgebracht, so daß Lketinga sie später abholen muß.
    Das Fest geht zu Ende, und ich ziehe mich zum ersten Mal in meine neue Manyatta zurück. Mama hat alles für mich gerichtet, endlich kann ich mich aus meinem engen Kleid schälen. Ich sitze vor dem Feuer und warte auf meinen Ehemann, der noch im Busch weilt. Es ist eine wunderschöne Nacht, und ich bin das erste Mal allein in unserer großen Manyatta. Für mich beginnt ein neues Leben als selbständige Hausfrau.

Der Shop
    Eine Woche nach der Hochzeit fahren wir nach Maralal, um uns nach einer Shop-Lizenz für Lketinga zu erkundigen. Diesmal könnte es schnell klappen, meint ein

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